Überlingen – Das Ende kam abrupt. Mitte Oktober war die Kühltheke der Metzgerei Frick in der Greth plötzlich leer. Nach fünf Jahren hatte Metzgermeister Manfred Frick seine Filiale in Premiumlage direkt am See geschlossen. "Unser Geschäftskonzept ist in der Greth nicht aufgegangen", erklärte Frick im Gespräch mit dem SÜDKURIER das Ende. Der Umsatz aus den Sommermonaten habe nicht ausgereicht, um die fehlenden Einnahmen aufgrund der geringen Laufkundschaft im Winter aufzufangen.
Seit Mitte Oktober steht die eine Hälfte der Überlinger Markthalle leer. Spätestens nachdem die Kühltheke der Metzgerei herausgerissen worden war, ist auch das Ambiente in der Greth nicht mehr wirklich gemütlich. Das soll sich aber bald ändern, denn mittlerweile haben sich neue Pächter für die offene Geschäftsfläche gefunden. Alle drei sind alte Bekannte und betreiben jeweils bereits ein Geschäft in der Greth: Dirk Limberger ist Geschäftsführer der Weinhandlung "Vinogreth", Marco Waibel verkauft Obst und Gemüse und Pino Arena ist Inhaber der beiden italienischen Restaurants "Allegretto" und "Arena". "Wir kennen uns seit mindestens 15 Jahre und sind in der Zwischenzeit Freunde geworden", sagt Marco Waibel.
Essen wird vor den Kunden zubereitet
Als die drei eines Abends im Sommer beisammen saßen, kam ihnen die Idee: "Eigentlich könnten wir auch etwas zusammenmachen." Als sie mitbekamen, dass die Metzgerei Frick aus der Greth ausziehen will, entwickelten sie ein Konzept. Geplant ist ein "hochwertiger Imbiss", wie es Dirk Limberger nennt. Angeboten werden sollen frische Salate, Suppen, Burger, Sandwiches und Panini sowie wechselnde Gerichte – jeweils Fleisch, Fisch und vegetarisch. Diese sollen beim sogenannten "Frontcooking" direkt vor den Kunden zubereitet werden. "Man kann sich sein Stück Fleisch quasi selbst aussuchen", sagt Limberger, der verspricht, dass immer ein Profikoch anwesend sein wird. Im Sommer soll auch eine Abendkarte, zum Beispiel Tapas, angeboten werden. Vorerst wollen sich die drei neuen Pächter aber auf den Mittagstisch konzentrieren. "Wir starten mit einem kleinen, schlanken Programm", sagt Limberger.
Wirte setzen auf Regionalität
Bei den Gerichten wollen die Gastronomen ausschließlich auf regionale Produkte setzen, arbeiten etwa beim Gemüse mit der Insel Reichenau und beim Fleisch mit der Metzgerei Engler aus Honstetten zusammen. Man wolle Menschen ansprechen, die Wert auf "qualitätsorientierte Produkte" legen, sagt Marco Waibel. "Da kann es sein, dass das Fleischkäsbrötchen 20 Cent mehr kostet als anderswo. Aber die Qualität stimmt." Als Beispielpreise nennen die beiden etwa 4 Euro für eine Suppe, und 4 bis 5 Euro für Panini.

Diese gibt es auf die Hand oder sie können in der Greth verzehrt werden. Wie schon die Metzgerei Frick setzen die neuen Pächter auf Hochtische. "Der Markthallencharakter soll schließlich erhalten bleiben", erklärt Dirk Limberger. Zusammen mit den bereits vorhandenen Weinfässern der "Vinogreth" wird es rund 100 Sitzplätze geben.
Die Gastronomen sind vom Erfolg ihres Konzepts überzeugt – und zwar im ganzen Jahr. "Wir wollen kein Saisonbetrieb sein", sagt Limberger. "Natürlich freuen wir uns im Sommer auf die Gäste, wollen aber auch von den Überlingern wahrgenommen werden." Und Marco Waibel betont den besonderen Standort: "Die Greth ist für uns eines der tollsten Projekte, die in den vergangenen Jahrzehnten in Überlingen umgesetzt wurden", sagt er und verweist auf den Verdienst von Jörg Auriga. Dieser hatte einst den Überlinger Bürgerfonds gegründet, und war verantwortlich für Sanierung und Erhalt der Greth.
Konzept überzeugt Bürgerfonds
Mit ihrem Konzept haben Limberger, Waibel und Arena auch die aktuelle Führungsriege des Bürgerfonds überzeugt. Es habe zwar mehrere Bewerber gegeben, sagt der Vorsitzende Felix Falk. Am Ende habe aber das Konzept der drei Überlinger Gastronomen den besten Eindruck hinterlassen – auch weil diese eine langfristige Nutzung versprechen. "Der Gesamteindruck ist positiv", sagt Falk: "Wir sind froh, dass wie neue Pächter gefunden haben, und dass es jetzt weitergeht." In der ersten Februarwoche sollen die neue Theke und die Küchengeräte eingebaut werden, die Eröffnung ist dann für Mitte/Ende Februar geplant.
Der Name für den neuen Imbiss steht noch nicht fest. Vorschläge nehmen die Betreiber noch bis Ende Januar entgegen: http://www.projekt-greth.de
Die Greth
Das Wort „Greth“ (auch „Gret“ oder „Gred“) kommt vom mittelhochdeutschen Wort für „Regal“ und bezeichnet im alamannischen Sprachraum ein Lager- und Kaufhaus. Die in ihrem Kern aus dem 14. Jahrhundert stammende Überlinger Greth verdankt ihr heutiges klassizistischen Aussehen einem Umbau nach den Plänen von Franz Anton Bagnato im späten 18. Jahrhundert.
Im Erdgeschoss besitzt das Gebäude einander gegenüberliegende Tore auf der See- und der Landseite. Dazwischen lagen die Markthallen, wo die Waren gemessen und verzollt wurden. Im ersten Obergeschoss befanden sich die Kontore (Büros), im großen Dach die Lagerräume für die Waren. Die wichtigsten Güter, die seit dem Mittelalter in der Greth umgeschlagen wurden, waren Getreide und Wein.
Die Stadt Überlingen hat 1998 dem Überlinger Bürgerfonds die Liegenschaft der Greth am Landungsplatz durch Erbbaurechtsvertrag überlassen. Der Fonds sicherte seinerzeit durch Ausgabe von Anteilscheinen an eine Vielzahl von Bürgern die Finanzierung des Umbaus der Greth zur heutigen Form und beauftragte die Planung und die Umbauten.