Der zusätzliche Bau einer Wasserentnahmestation im Pfaffental bei Sipplingen, aber auch der Neubau und die Erweiterung der existierenden Station in Süßenmühle haben mehrere Gründe: Neben dem Klimawandel und einer anstehenden Modernisierung gehört die massenhafte Ansiedelung der Quagga-Muschel zu den Treibern des Projektes „Zukunftsquelle für Generationen“ der Bodensee-Wasserversorgung (BWV).

Rolls-Royce Power Systems hat Filterkörbe aus Kupfer eingebaut
Die Muschelplage am Bodensee betrifft auch andere Wasserentnahmestellen. Zum Beispiel die des Unternehmens Rolls-Royce Power Systems in Friedrichshafen. Es hatte mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen. Bodenseetaucher Günther Dietz berichtet, dass Rolls-Royce Power Systems einen anderen Weg eingeschlagen habe, die Quagga-Muschel zu bekämpfen. Es habe sich dazu entschieden, Filterkörbe aus Kupfer zu verwenden. Das Friedrichshafener Unternehmen bestätigte auf Anfrage des SÜDKURIER: „Rolls-Royce Power Systems verwendet schon seit einiger Zeit die relativ teuren Filterkörbe aus Kupfer, da die Muscheln an diesem Material weniger haften bleiben. Gleichzeitig werden unsere Rohrleitungen regelmäßig und aufwendig gereinigt. Die Kombination von beidem hat sich bewährt.“ Wie hoch die Investition in die Filterkörbe aus Kupfer war, wollte Rolls-Royce allerdings nicht verraten.

BWV setzt noch bis 2035 auf Reinigung durch Taucher
Was „relativ teuer“ in der Übersetzung bedeuten mag, dafür kann die Erklärung der BWV stehen, wieso bis zur Renovierung und dem Neubau in Süßenmühle keine Kupferkörbe eingesetzt werden sollen. Dies bedeute, so hieß es, eine zusätzliche Investition in Millionenhöhe. Da sei es wirtschaftlicher, bis zum Neubau der Anlage, die 2035 fertig gestellt sein soll, die Körbe in Süßenmühle jährlich von den Bodenseetauchern von der Quagga-Muschel befreien zu lassen.

Ab 2035 soll die neue Filtertechnik eingesetzt werden
Ab 2035 sollen sowohl im Pfaffental als auch in Süßenmühle nämlich sogenannte Ultrafiltrationsanlagen zum Einsatz kommen. Mit ihnen werde es möglich sein, „dass Viren, Bakterien, Algen, aber auch mineralische Feststoffe und natürlich auch Muschellarven wirkungsvoll, sicher und zuverlässig aus dem Wasser entfernt werden“, erklärt Unternehmenssprecherin Teresa Brehme.
Bei der Ultrafiltration wird das aus dem See entnommene Wasser durch eine feine Membran gepresst. Deren Durchmesser ist 20 Nanometer klein. Zum Vergleich: Die Kapillare sind etwa dreitausend Mal kleiner als ein menschliches Haar, das einen Durchmesser von etwa 60 Mikrometern hat.

Mineralien bleiben im Wasser, die Quagga-Larven werden entfernt
Gleichwohl sollen bei der Filtration alle lebensnotwendigen Mineralien im Wasser enthalten bleiben, heißt es. Ebenso würden die Beschaffenheit und die Qualität des Bodenseewassers nicht beeinträchtigt. An beiden Standorten sollen außerdem selbstreinigungsfähige Entnahmeleitungen verbaut werden. Teresa Brehme sagt: „Im Rahmen des Projekts Zukunftsquelle wollen wir die Ultrafiltration künftig direkt nach den Entnahmestellen zur Wasserreinigung einsetzen. Wir müssen aber auch dieses Verfahren noch genau an unsere Bedürfnisse und Voraussetzungen anpassen.“
Unter dem Stichwort Zukunftsquelle will sich die BWV ganz dieser neuen Technologie verschrieben, denn: „Nach heutigem Kenntnisstand ist die Ultrafiltration die einzig zuverlässige und wirksame Methode zur Entfernung der Quagga-Muschel und ihrer Larven bereits bei der Entnahme des Wassers aus dem Bodensee.“