Die beiden Pakete, die im Betriebsgebäude der Kläranlage in Buggensegel stehen, überragen sogar Abwassermeister Peter Godau. „Das sind die zwei Gebläse, die wir ganz auf die Schnelle beschaffen mussten, weil wir Schwierigkeiten hatten, den Sauerstoff in unsere Belebungsbecken reinzukriegen“, erklärt der 60-Jährige. Im Februar wurde der Gemeinderat über die Eilentscheidung des Bürgermeisters informiert, die beiden Kompressoren für knapp 73.000 Euro zu erwerben. „Normalerweise haben die eine Lieferzeit von zehn bis zwölf Monaten“, unterstreicht Godau, „aber die Firma hatte diese Geräte zufällig da.“
Ohne Gebläse droht im Sommer das Umkippen
Ohne diesen glücklichen Zufall hätten die zur Reinigung der Abwässer notwendigen Bakterien absterben können. Was im Herbst im Klärwerk in Grasbeuren geschehen sei, hätte auch in Buggensegel gedroht. Gerade im Sommer bei steigenden Temperaturen wäre es knapp geworden, schätzt der Abwassermeister. „Dann wäre die Kläranlage umgekippt. Diesen Supergau wollten wir vermeiden.“ Bis Mitte April sollen die Gebläse einsatzbereit sein.

Anlage arbeitet schon über ihrer Kapazitätsgrenze
Generell herrscht Zeitdruck. „Salem ist zu sehr gewachsen“, stellt Godau mit Blick auf die Bemessungswerte der Kläranlage fest. Der Einwohnergleichwert, der auch die Schmutzeinträge von Industrie und Landwirtschaft berücksichtigt, lag 2022 bei 19.200. Ausgelegt ist die Anlage aus dem Jahr 1991 jedoch nur für einen Wert bis 15.000. „Wir schaffen es noch, unsere Vorgaben einzuhalten“, bestätigt der Fachmann die ausreichende Wasserqualität, „allerdings werden wir keine wasserrechtliche Genehmigung mehr kriegen.“ Das Landratsamt habe zugesagt, das laufende Strukturgutachten abzuwarten, auf dessen Basis über die Zukunft der Kläranlagen im Umkreis entschieden werden soll.
Erweiterung mit Frickingen und Deggenhausertal offen
Dass die Anlage in Buggensegel erweitert wird, gilt laut Godau als sicher, denn eine Lösung im Verband mit Uhldingen-Mühlhofen sei vom Tisch. Offen sei allerdings noch, ob Deggenhausertal und Frickingen dazukommen: „Beide sind offiziell vom Landratsamt gefragt worden.“ Die Entscheidung liege aber bei den Gemeinderäten der betreffenden Gemeinden. Sabine Stark von der Salemer Gemeindeverwaltung rechnet mit mehreren Monaten, bis konkrete Aussagen möglich sind: „Derzeit laufen noch die Abstimmungsgespräche mit den Fachbehörden.“

Godau: Vierte Reinigungsstufe wird kommen
Eine größere Verbund-Kläranlage mit den beiden Nachbargemeinden wäre eine Möglichkeit, gemeinsam den steigenden Anforderungen zu begegnen. So geht Godau davon aus, dass eine vierte Reinigungsstufe, die mittels Ozon oder Aktivkohle Medikamente und Hormone aus dem Abwasser filtern soll, verpflichtend wird: „Die wird kommen, da die EU eine neue Wasserrahmenrichtlinie erlassen hat.“ Auch für den Schlamm, der nach der Kammerfilterpressung übrigbleibt, muss eine Lösung gefunden werden. Der enthaltene Phosphor, ein knapper Rohstoff, soll in Zukunft extrahiert werden, statt samt Schlamm im Zementwerk verbrannt zu werden.

Sollten sich Deggenhausertal und Frickingen anschließen, müsste der Ausbau der Kläranlage allerdings neu geplant werden, so Godau. Statt einer Vergrößerung um ein Drittel wäre dann eine Verdreifachung nötig, um für die Zukunft gerüstet zu sein.