In der Notaufnahme ist die Hölle los. Die jungen Helfer in der Kuscheltierklinik haben alle Hände voll zu tun: Puppen, Teddybären und sogar Meerjungfrauen werden von den Kindern gebracht, die der Einladung zum Juniorblaulichttag am Rettungszentrum Salem folgten. „Armbrüche und Bauchschmerzen sind die Hauptwehwehchen heute“, berichtet Jugendleiterin Carmen Schreiber. Sie freut sich über die große Resonanz auf die Aktion, die das Jugendrotkreuz Salemertal gemeinsam mit der Salemer Jugendfeuerwehr jährlich auf die Beine stellt. „Wir wollen den Kindern die Angst nehmen, falls sie einmal selbst ins Krankenhaus müssen“, erläutert sie das Ziel der Kuscheltierklinik.

Der Plüsch-Liebling bekommt einen Verband
Währenddessen kümmert sich Sima um den Teddy des sechsjährigen Jakob, der sich beim Trampolinspringen das Bein verletzt hat. „Er kann es noch bewegen“, meint die Jugendrotkreuzlerin, „vielleicht ist es nur verstaucht.“ Sima verordnet Bettruhe und Traubenzucker gegen die Schmerzen und mahnt, in Zukunft auf dem Trampolin besser aufzupassen.
Neben den Plüsch-Lieblingen scheinen auch viele Kinder auf dem Gelände verletzt zu sein – nicht aus Unachtsamkeit, sondern aus Spaß. Täuschend echt sieht beispielsweise die Armwunde aus, die sich die neunjährige Lou hat schminken lassen. Am Stand des Jugendrotkreuzes kann sie sich die Verletzung direkt fachmännisch verbinden lassen.

Kinder dürfen in den Rettungswagen
Spannend wird es auch beim Rettungswagen, der seine Türen weit geöffnet hat. „Manche wollen nicht ins Auto reingehen“, erzählt Gruppenführer Lukas Hess, der den kleinen und großen Besuchern alles zeigt, was die Sanitäter dabeihaben. „Hier sehen die Kinder aber, dass sie keine Angst zu haben brauchen.“ Während die Kinder sich im vergangenen Jahr noch auf der Trage in den Rettungswagen verfrachten lassen konnten, bleibt dieses Mal alles an Ort und Stelle. „Es sind schon sehr viele Kinder da – und dann wollen natürlich alle“, begründet Lukas Hess. Was für die neugierigen Besucher schade ist, erweist sich im Dienst als nützlich: „Wir müssen los“, ruft der Notfallsanitäter, das Fahrzeug muss als Helfer vor Ort zu einem Einsatz, bis der Rettungsdienst dort eintrifft.

Großer Besucheransturm, zu wenige Helfer
Auch bei den Feuerwehrfahrzeugen gilt dieses Jahr mehr Zurückhaltung: Wo im Vorjahr noch die Knirpse am Steuer der großen Einsatzfahrzeuge saßen, darf heute nur von außen geguckt werden. „Da braucht man mehr Leute“, begründet Jugendwart Jens Sauer angesichts des Besucheransturms. „Falls die falschen Knöpfe gedrückt werden, wäre das nicht so gut“, ergänzt er schmunzelnd. Der kleine Rocco ist trotzdem begeistert vom Drehleiterfahrzeug. „Ihm gefällt‘s total“, meint seine Mutter Meike Muffler. Die Feuerwehr stehe bei dem Zweijährigen gerade ganz hoch im Kurs.
Mit dem Wasserstrahl selbst üben
Hand anlegen können die jungen Gäste aber auch bei der Feuerwehr: An einer Station dürfen sie den Wasserstrahl auf eine Attrappe eines brennenden Hauses richten – wie gut sie gezielt haben, sieht man hinterher am Wasserstand im Auffangbehälter. „Das war toll“, sagt der dreijährige Hubert. Neben dem Krankenwagen sei dies das Beste an dem Tag gewesen.
Die Jugendfeuerwehr unterstützt jedoch nicht nur beim Löschen, sondern weiß auch alles über die verwendete Technik. Elias, Giuseppe und Lana sind gerade für den Gerätewagen zuständig und beantworten alle Fragen dazu. An ihrem Hobby gefällt ihnen, dass man immer etwas Neues lernt und in der Praxis anwenden kann, wie sie einhellig erzählen. Während die 16-jährige Lana und der elfjährige Giuseppe über ihre Väter zur Feuerwehr kamen, kam der zwölfjährige Elias über einen Freund zur Jugendfeuerwehr: „Ich habe es ausprobiert und es hat richtig Spaß gemacht“, erinnert er sich.
Auch die Polizei macht beim Aktionstag mit
Der 13-jährige Kevin ist bei der Jugendfeuerwehr in Uhldingen-Mühlhofen aktiv, schaut sich aber gerade mit seinem Freund bei der Polizei um. Seit 2022 beteiligt sich auch der Salemer Polizeiposten als dritte Blaulichtorganisation bei dem Aktionstag. Verena Reichardt staffiert die beiden Jungs mit Mütze, Kelle und Handschellen für ein Foto aus, während sie dem sechsjährigen Philipp und der vierjährigen Sina den Inhalt ihres Kofferraums präsentiert. „Sie ist sehr nett und beantwortet alle Fragen“, meint der 14-jährige Milan, der sich eine Ausbildung bei der Polizei gut vorstellen kann. Ziel erreicht, könnte das Fazit des Juniorblaulichttags lauten.
