Auf einen "Roadtrip durchs Leben" nahm der Jugendchor Vocal Effects der Singgemeinschaft Mühlhofen das Publikum im vollbesetzten Klosterkeller mit. Chorleiter Christoph Schubert führte sein Ensemble mit spielerischer Leichtigkeit durch den Abend, an dem die Freude und Begeisterung für die Musik von Beginn an auf die Zuhörer übersprang.

Der Chor Vocal Effects im Klosterkeller in Meersburg Video: Manuela Klaas

Der Mann mit dem Swing in der Schuhsohle verstand es, großartige Leistungen aus seinem Chor herauszuholen. Hör- und erlebbar, nahezu greifbar, war das enge Band, das zwischen Schubert und seiner Mannschaft in den Jahren gemeinsamen Musizierens geknüpft worden ist. Umrahmt von dem Refrain des Ohrwurms "Autobahn" der Berliner Band Ohrbooten ("Das Leben ist wie eine große Autobahn") sangen Vocal Effects peppige Arrangements gängiger Popsongs, begleitet von Jonas Kemmer am Keyboard.

Der Chor Vocal Effects im Klosterkeller in Meersburg Video: Manuela Klaas

Das Spiel mit Ton und Sprache, die Nuancierung von Hell und Dunkel sowie der Kontrast von Laut und Leise klangen austariert und gekonnt umgesetzt. Stilistische Akzente setzte das Ensemble in dem mehrstimmigen, schwierig zu intonierenden Stück "So soll es bleiben" von Annette Humpe. Die ruhige Melodie ging sofort ins Ohr und sorgte für Wohlfühlmomente im Publikum.

Der Chor Vocal Effects im Klosterkeller in Meersburg Video: Manuela Klaas

Unter dem Dirigat Schuberts präsentierten die Jugendlichen zwischen zwölf und 26 Jahren eine Show mit eigener Handschrift, in der auch Trude Herrs Schlager aus dem Jahr 1960 "Ich will keine Schokolade" in einer hinreißend gespielten Caféhausszene Platz fand.

Chor verbreitet gute Laune

Energisch die sie umschmeichelnden Kellner (Jonathan Ristow, Aurel Müller-Schönau, Daniel Brodbeck, Stephan Kaspar) abwehrend verbreiteten Sarah Schubert, Rebekka Holitsch und Faye Brzoska mit ihrer Forderung nach einem Mann ansteckend gute Laune im historischen Kellergewölbe, sodass die neu arrangierte Version den Zuschauern das Lob "Besser als das Original" entlockte.

Der Chor Vocal Effects im Klosterkeller in Meersburg Video: Manuela Klaas

Auch das Lied "Drück die Eins" von Annett Louisan intonierte der Chor im Café Antik. Das Café war ein Teil der Rahmenhandlung, die ein Treffen alter Freunde suggerierte, die sich im Laufe der Zeit aus den Augen verloren hatten. Bei einem Wiedersehen schwelgten sie in Erinnerungen, die die Themen Generationenkonflikt, Gesellschaftskritik und Beziehungen anrissen.

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Untermalt wurden die verschiedenen Bereiche von eingespielten Videoclips und Dias, konzipiert von Jonathan Ristow. Am kommenden Samstag findet um 18 Uhr eine zweite Aufführung in der Lichtenberghalle in Oberuhldingen statt.

Jonathan Ristow (24), Chormitglied sowie Mathematik- und Physikstudent aus Konstanz.
Jonathan Ristow (24), Chormitglied sowie Mathematik- und Physikstudent aus Konstanz. | Bild: Manuela Klaas

"Jeder bringt sich ein"

Jonathan Ristow (24), Chormitglied sowie Mathematik- und Physikstudent aus Konstanz.

Herr Ristow, wie lange singen Sie schon bei Vocal Effects?

Seit ziemlich genau zehn Jahren.

Das ist bei einen Jugendchor eine ungewöhnlich lange Zeitspanne. Hat Vocal Effects ein besonderes Konzept?

Auf jeden Fall. Bei anderen Chören werden die Stücke meist vom Chorleiter vorgegeben. Wir suchen die Lieder alle zusammen aus und planen auch die Aufführungen gemeinsam. Jeder bringt sich ein.

Wie muss man sich das vorstellen?

Wenn ein Konzert vorbei ist, machen wir uns auf die Suche nach neuen Liedern. Diese Auswahl schmeißen wir dann zusammen und veranstalten eine Art Blindhören, das heißt, wir hören uns die Lieder an und stimmen ab, welche in die engere Wahl kommen. Nun schaut Christoph als Chorleiter, was davon gut zu arrangieren ist und wovon es schon Noten gibt. Meist sind es Stücke für Solisten, die für den Chor umgeschrieben werden müssen.

Vocal Effects hat nur wenige Auftritte. Warum?

Wir proben einmal in der Woche. Natürlich übt jeder zusätzlich für sich, das ist auch wichtig. Bei uns passiert vieles aus Spaß, was bedeutet, dass wir immer recht lange auf eine Show hinarbeiten und zwischendurch auch mal zu kleineren Auftritten fahren. Auf die jetzigen beiden Konzerte haben wir uns seit dem vergangenen Frühjahr vorbereitet.

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