Die Wein- und Kulturstätte Vineum stand klar im Mittelpunkt, als Christine Johner nun im Gemeinderat Rechenschaft ablegte über die knapp vier Jahre seit ihrem Antritt als Leiterin der städtischen Abteilung "Kultur und Museum". Und auch das letzte Bonmot in Johners enthusiastisch vorgetragenem Überblick galt dem im Juli 2016 eröffneten Vineum, das 4,6 Millionen Euro kostete: "Der Superjet ist gestartet und gewinnt an Höhe."
Gewichtig sind auch die Zahlen rund um den "Superjet", vor allem, wenn man sie mit dem sonstigen Budget des Kulturamtes vergleicht. Fürs Vineum stehen 2017 Einnahmen von 68 396 Euro Ausgaben von 237 005 Euro entgegen, sodass der städtische Zuschuss 168 609 Euro beträgt. Das seien 24 208 Euro weniger als von Planer Korkut Demirag prognostiziert, meinte Johner. Allerdings hatte der Rat auch eine für 2017 vorgesehene Sonderausstellung zum Thema Tourismus gekippt, weil diese fast 225 000 Euro gekostet hätte. Im Vergleich beläuft sich der gesamte Veranstaltungsetat des Kulturamtes auf 62 500 Euro, wovon 15 000 Euro ebenfalls fürs Vineum eingeplant sind.
Bei den Ausgaben 2017 fürs Vineum schlagen die Personalkosten mit 27 Prozent am stärksten zu Buche. An zweiter Stelle folgt mit 25 Prozent (60 429 Euro) eine von Johner mit "Rest" bezeichnete Position, die sie nicht genau aufschlüsseln konnte. Darunter seien wohl etwa 40 Prozent "innere Verrechnung", sagte sie. "Das kann ich so nicht erklären."
Es fragte aber gegen 22.30 Uhr, als Johners umfassender Kultur-Bericht als letzter Punkt in der öffentlichen Ratssitzung an der Reihe war, auch niemand nach. Bürgermeister Robert Scherer meinte abschließend lediglich: "Wir haben gesagt, wir legen die Zahlen offen, ohne sie schönzureden. Das war der richtige Schritt."
Dabei ging es bei Weitem nicht nur um Zahlen in Johners Überblick, der auch die anderen Kulturbereiche – darunter die Bücherei, das Archiv und die Städtepartnerschaften – streifte. Beim Thema Vineum betonte Johner, dieses spreche eine wichtige Zielgruppe an: Besucher in mittleren Jahren mit Geld. Unter ihnen seien viele Multiplikatoren, etwa Winzer und andere Wein- sowie Kulturprofis. Johner unterstrich: "Meersburg wird mit dem Vineum einmal mehr zum Zentrum des Weins am See." Man wolle die gut angenommenen Sonderführungen ausbauen, etwa auch für Schülergruppen, die, anders als in anderen Museen, sicher keine Hauptzielgruppe seien. Doch eigne sich das Vineum laut Lehrern hervorragend, um der Mittel- und Oberstufe Wirtschafts- und Stadtgeschichte näher zu bringen.
"Wir haben auch einen Kulturauftrag in der subventionierten Kultur", hob Johner hervor. Außerdem wollen die Macher die Vermietung des Saals, die an Private ausgeschlossen ist, ausbauen. Denn damit könne man am besten Geld verdienen. Gleichzeitig soll es aber in zweijährigem Turnus weiterhin Sonderschauen geben sowie andere Ausstellungen, sagte Johner auf Nachfrage von Heinz Frey (FW). Während dieser Zeit könne man dann allerdings den Saal nicht vermieten.
"Aber ich bin für die Kultur da", versicherte Johner. Dazu zählten die Vereine, mit denen es fruchtbare Kooperationen gebe. Und noch vor der Sommerpause sei ein großes Treffen mit allen Kulturschaffenden geplant. Markus Waibel (FW) lobte, wie auch andere Räte, Johners Arbeit und schwärmte vom Droste-Poetry-Slam, der viele junge Besucher anziehe. "Solche Dinge sind genau das, was wir brauchen." Waibel fuhr fort: "Doch wir sollten an den Wechselausstellungen festhalten." Kleinkunst etwa könne ja bald vielleicht auch im Klosterkeller stattfinden. Sein Fazit zum Vineum: "Es war gut, dass wir das so gemacht haben." Dem schloss sich Georg Dreher (CDU), Vorsitzender des Winzervereins, an: "Es ist eine tolle Sache für alle Winzer."
Kultur in Zahlen
- Vineum: Seit seiner Eröffnung am 30. Juli 2016 hatte das Vineum 13 500 Besucher (darunter 2000 Freikarten). Im Jahr 2017 gab es 240 Besucherführungen an 224 Öffnungstagen. Für 2018 sind derzeit bereits 120 Führungen gebucht. Ausgaben fürs Jahr 2017: 237 005 Euro. Einnahmen: 68 396 Euro. Die Ausgaben schlüsseln sich folgendermaßen auf: Personal: 27 Prozent (64 174 Euro), "Rest": 25 Prozent (60 429 Euro), Werbung: 19 Prozent (44 999 Euro), Energie: 10 Prozent (24 403 Euro), Reinigung: 9 Prozent (20 257 Euro), Unterhalt Bau: 5 Prozent: 11 394 Euro, Merchandising: 5 Prozent (11 349 Euro).
- Ausgaben fürs Kulturprogramm im Vineum 2017: 18 Vorstellungen inklusive Format "Kultur unterm Dach", 1200 Besucher: Ausgaben: 15 600 Euro (ohne Werbung). Einnahmen: 10 144 Euro.
- Veranstaltungsetat Kulturamt, insgesamt 62 500 Euro: Schlosskonzerte: 25 000 Euro, Vineum: 15 000 Euro, Bodenseefestival: 11 000 Euro, Droste-Tage 10 000 Euro, Tag des offenen Denkmals: 1500 Euro