Was kann die Stadt Markdorf zur CO2-Reduktion tun? Dies war nur eine von drei Fragen, auf die die Teilnehmer des Klimaschutz-Workshops in der Stadthalle antworten sollten. Und ihre Antwort darauf musste ebenso wenig aus dem hohlen Bauch heraus erfolgen, wie die auf zwei weitere Fragestellungen: „Was kann jeder Einzelne zur CO2-Reduktion beitragen?“ und „Wie kann die Stadt Markdorf Sie unterstützen?“
Eine allererste Hilfestellung war schon durch die Einladung zum Workshop geschehen, an dessen Anfang ein umfangreiches Hinführen zum Thema stand, geleistet von Jörg Scholtes, einem promovierten Physiker, der im Auftrag der EnBW kommunale Klimaschutzkonzepte entwickelt. Ganz ohne eigennützige Ziele des Stromkonzerns, wie Schultes betonte, schließlich schultere der Bund den Löwenanteil der Kosten und den Rest die beauftragenden Kommunen. Seit 2014, so erklärte der Klimaschutzberater, habe er für rund 50 Kommunen Konzepte entwickeln dürfen.
Bürger wollen selbst in Klimaschutz investieren
Und Scholtes ist es auch, der im Auftrag der Stadt deren Einsparpotenzial für Treibhausgase untersucht und berechnet, was Gebäudesanierungen bringen oder wo sich durch neue Solar- und Windkraftanlagen weitere nachhaltige Energie gewinnen lässt. Am Mittwochabend allerdings gab er den zwei Dutzend Teilnehmern des Workshops eine Überblickskizze über die Markdorfer Energie- und CO2-Bilanz. Außerdem aber gab er Impulse, wie denn jeder einzelne Markdorfer im Alltag klimaschädliche Gase einsparen kann: beim Kochen, beim Heizen, bei der Wahl von Verkehrsmitteln.

Und auf den Stellwänden im Eingangsbereich der Stadthalle war auch schon deutlich abzulesen, wie viel sich die Workshop-Teilnehmer den Klimaschutz kosten lassen würden. Ein gutes Drittel zeigte sich zu Investitionen im Umfang von zehn- bis zwanzigtausend Euro bereit für neue Fenster, zur Dämmung des Dachs oder der Fassade. Immerhin jeder Sechste aus der Workshop-Runde signalisierte per orangefarbenem Klebepunkt seine Bereitschaft zu noch größeren privaten Investitionen – zwanzig- bis dreißigtausend Euro zum Beispiel für eine neue Heizungsanlage.

Markdorfs Häuser haben Nachholbedarf
Aus solcher Bereitschaft, aber auch aus den Antworten auf die weiteren im Foyer ausgehängten Fragen konnte Klimaschutz-Fachmann Scholtes schließen, dass seine Zuhörer keineswegs uninformiert ware. Sie steckten verhältnismäßig tief drin in der Materie, was sich bei den Zwischenfragen während seines Vortrags zeigte. Die nämlich zeigten Detailwissen der Fragenden.
Worüber sich Scholtes indes noch mehr überrascht zeigte als über den Schachverstand seines Publikums war das Alter der in Markdorf stehenden Gebäude. „Ihre Stadt scheint in den 1970er-Jahren entstanden zu sein“, wunderte er sich. Ein sehr hoher Anteil der Markdorfer Häuser wurde in eben diesem Jahrzehnt erstellt. Dementsprechend gering sei die Energieeffizienz zu veranschlagen. Hoch ist der Anteil der Ein- bis Zweifamilienhäuser. Hoch sei auch der Anteil an Privatfahrzeugen. Überaus erfreulich dagegen: Wie stark sich der Zuwachs an PV-Anlagen auf Markdorfer Dächern entwickelt. Scholtes Dämpfer folgte auf dem Fuß. Wie überall in Deutschland bedürfe es auch am Gehrenberg größerer Anstrengungen, „weit mehr Dynamik“, wenn die gesteckten Klimaziele noch erreicht werden sollen.

Bürgervorschläge werden ausgewertet
„Los jetzt!“, steht auf dem grünen Kärtchen, das Anita Hirscher ausgefüllt hat. „Die Zeit drängt, wir müssen handeln, wenn wir unsere Klimaziele noch erreichen wollen“, erklärt die Markdorferin. Was zu tun ist, wo Einsparungspotenzial gesehen wird, das zeigen die zahlreichen Karten mit weiteren Vorschlägen auf den Stellwänden in der Halle, auf denen Jörg Scholtes auch ungewöhnliche Vorschläge entdeckt hat.

Etwa den Hinweis auf ein Unternehmerbündnis oder die Anregung zu Solarthermiefeldern für die Nahwärmeversorgung in der Stadt. Jetzt wird erst einmal ausgewertet: Der Katalog mit allen Vorschlägen werde in den nächsten Wochen präsentiert, versprach der Klimaschutz-Fachmann.