Für Gabi Weißmann ist eines ganz klar: „Es muss ja niemand stehen bleiben“, sagt die Markdorferin zur Befragung der Umweltgruppe in der Innenstadt. Wen nicht interessiere, was die Leute an dem Tisch mit dem Briefkasten für Bürgervorschläge darauf wollen, der könne ja einfach weitergehen. Auch sei keiner gezwungen seine Meinung zu äußern. Zu erklären, was ihm gefällt in Markdorf? Was noch besser werden könnte in der Stadt? Was ihn ärgert? Oder welche Erwartungen er an die Umweltgruppe stellt? „Sagen Sie es uns!“ heißt es zwar auf dem Plakat. Doch wer nicht möchte, kann einfach weiter gehen. Was denn auch viele tun.
Karl King, der den Tisch zum Gespräch beziehungsweise zum schriftlichen Niederlegen von Anregungen, Hinweisen, Meinungsäußerungen aufgebaut hat, wundert sich. „Letzten Donnerstag sind um diese Uhrzeit weit mehr Besucher stehen geblieben – trotz des Schmuddelwetters.“ Womöglich ist es ja die Kälte, die manchen die Lust zu kommunalpolitischen Gesprächen raubt. Stehen bleiben dann aber doch immer wieder Interessierte. Sie lassen sich ansprechen und befragen. „Wir tun das ja nicht fordernd, sondern immer sehr freundlich“, erklärt Karl King.
Zwischen Wohlfühlen und Sorgen
Gabi Weißmann lebt seit 1983 in Markdorf. Ihr gefällt die Stadt. „Ich fühle mich wohl hier.“ Und der Marktbesuch am Donnerstag gehöre für sie einfach dazu. Sorgen bereiten ihr die Leerstände in der Innenstadt. Was zu tun ist, „damit die Leute sich nicht alles schicken lassen“, weniger im Internet bestellen, dafür fehle aber auch ihr das Rezept. „Am Ende liegt es ja an jedem Einzelnen“, so Weißmann. Und womöglich sei das persönliche Einkaufsverhalten auch eine Frage des Bewusstseins.
Kaum kritische Stimmen bisher
Was Karl King zuvor noch nicht bewusst war, was ihn überrascht hat bei seinen Gesprächen in der Markt- und in der Hauptstraße war die hohe Zufriedenheit der meisten Markdorfer mit ihrer Stadt. „So richtig heftige Kritik hat es eigentlich nicht gegeben“, berichtet er. Stattdessen kamen Hinweise, wie sich einiges verbessern ließe. Es gab den Wunsch nach Spielgeräten auf dem Kirchplatz, auch den Wunsch, die Hauptstraße zur Einbahnstraße zu machen.
Öfter hörte King, „dass es in der Ochsenlücke zu schmuddelig ist“. Das Parken war gleichfalls häufiger Thema. Den einen waren die Parkplätze zu klein dimensioniert – für die immer größer werdenden Fahrzeuge. Die anderen freuten sich über die innerstädtischen Parkmöglichkeiten. So wie die Dame aus Immenstaad, mit der King gerade spricht. „Warum nutzen sie nicht den Bus?“ fragt er sie. Zu umständlich, zu unbequem – insbesondere dann, wenn man seine Einkäufe nach Hause transportieren will.

Der neue Bürgertreff kommt an
Bernhard Oßwald, ebenso wie King Mitglied der Umweltgruppe, hat gleichfalls das Gespräch mit Marktbesuchern gesucht. Das Thema Innenstadtbelebung habe auch er mehrfach gehört. „Nein, fertige Lösungen hat keiner geliefert“, berichtet er. Viele positive Stimmen habe er aber über den neuen Bürgertreffpunkt im ehemaligen ‚Ambasadorka‘ gehört. Dort erhofft sich die Stadt eine Begegnungsstätte, wo sich Bürger einbringen können.
Und nach wie vor scheint Markdorf eine gewisse Attraktivität fürs Umland zu besitzen. „Von Leuten aus Immenstaad habe ich gehört, dass ihnen die großen Geschäfte in Friedrichshafen nicht so behagen – sie kommen lieber nach Markdorf“, berichtet Oßwald. Die Markdorfer selbst machen sich ihre Gedanken über die Zukunft des Bischofschlosses. Bliebe es in städtischer Hand, könnte es Raum für Vereinstätigkeiten bieten, so wurde vorgeschlagen.
Verdichten als baupolitische Alternative
Helga Todt aus Markdorf sorgt sich um die Umwelt. „Ich denke da an meine Enkel“, sagt die Rentnerin. Sie frage sich, wie deren Zukunft aussieht, „wenn man bei uns immer weiter soviel Erde verbraucht.“ Aus ihrer Sicht heiße es Umsteuern in der Baulandpolitik – auch in Markdorf. Und ein Rezept hat Helga Todt auch: „Aufstocken, die Häuser höher machen“, weist sie auf eines der Gebäude in der Marktstraße. Sowohl bei Karl King wie auch bei Umweltgruppen-Stadtrat Peter Blezinger erntet die Markdorferin damit zustimmendes Nicken.

Gerne öfter mal zu Wort kommen
„Grundsätzlich gut“ findet Helga Reichle aus Immenstaad solche Aktionen wie die der Umweltgruppe. Dass Bürgermeinungen eingeholt werden, sei stets zu begrüßen. Noch schöner wäre es, so Reichle weiter, würden die Meinungsbilder nicht immer nur dann eingeholt, wenn sich die nächste Wahl abzeichnet.