28 Kilogramm Erdbeeren werden jedes Jahr und immer im Familienverband eingesammelt, in leeren großen Farbeimern. „Dabei mag ich eigentlich gar keine Erdbeeren“, bekennt Götz Frittrang. Zu seinem dunklen Anzug trägt der Kabarettist bei seinem Auftritt im Markdorfer Theaterstadel Sneaker. Die passende Fußbekleidung für all jene, die ein Höchstmaß an Flexibilität wollen. Die mal eben einen Sprint einlegen müssen – um ein Schnäppchen zu machen, um dem eigenen Altern oder einer Polizeistreife davonzurennen.

In der Steinzeit trugen die Menschen noch keine Sneaker. Ansonsten ist aber vieles gleich geblieben. Götz Frittrang schleppt außer schweren Eimern immer noch sehr viel Jäger-und-Sammler-Genmaterial mit sich herum. Dabei ist er längst auf einer vermeintlich höheren Zivilisationsstufe angekommen. Auf der er gar nicht mehr weiß, was man mit 28 Kilogramm Erdbeeren anstellen soll. Die Folge: Sie vergammeln, jedes Jahr aufs Neue.

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Manchen sehe man die Nähe zu ihren Vor-Vor-Vorfahren sogar noch an, behauptet Kabarettist Frittrang. Zum Beispiel den Leuten, die auf der Schwäbischen Alb leben. „Der Albtrauf ist eine genetisch sehr stabile Gegend“, bemerkt der Kabarettist, der andererseits ein wenig mit der eigenen Ähnlichkeit zum Löwenmenschen aus dem Lonetal kokettiert. Die Hochzivilisierten vom Bodensee wohnen längst in Pfahlbauten und arbeiten in der Rüstungsindustrie, während die von der Alb noch in Höhlen leben, immer noch Keulen schnitzen und obendrein auch noch so ausschauen, frotzelt er weiter. Da hat man leicht Mitlachen – das Publikum tut‘s obendrein gern und ausgiebig.

Und man lacht umso lieber, als Götz Frittrang ein bisschen ans Bildungsfernsehen erinnert. Da freuen die Pointen, wenn sie endlich da sind. Vieles, so räumt der Kabarettist gleich zu Anfang ein, rührt tatsächlich vom Zeitüberschuss her, den die Pandemie nicht nur den Kreativen, den Kabarettisten und anderen Künstlern beschert hat. Mehr als sonst habe er sich mit der Geschichte beschäftigt. Wer keine Bühnenauftritte erjagen und Geld sammeln kann, der findet Zeit zum Fernsehen.

Zeit zum Aufräumen

Er findet Zeit und Parallelen. Zeit zum Aufräumen. Zeit, um sich Gedanken zu machen, „warum wir alle soviel Geschirr im Schrank anhäufen“. Wer je einen Hausstand auflösen muss, der entdecke aberwitzig hohe Kuchentellertürme, emporgestapelt im Wohnzimmerschrank der eigenen Eltern.

Da sind dann die Momente zum Schmunzeln in Frittrangs Programm, in dem der Kabarettist mit beinahe wissenschaftlichem Blick in unsere Wohnungen schaut. Frittrang schaut so genau hin wie der Völkerkundler auf den fremden Sippenverband, wie der Paläontologe in die urzeitliche Abfallgrube – und entdeckt lauter überraschende Parallelen.