Das Markdorfer Familienglück lässt nicht mehr lange auf sich warten: Im Storchennest auf dem Bischofschloss kehrt in naher Zukunft wieder Leben ein, verrät Ira Gemmeke, die als BUND-Storchenbeauftragte für das Monitoring der Störche verantwortlich ist. Zum jetzigen Zeitpunkt befinden sich fünf Eier im Nest, die voraussichtlich Ende dieser oder Anfang nächster Woche schlüpfen werden.

Der Storchenherr Karl residiert auch dieses Jahr wieder hoch über den Dächern der Stadt, allerdings hat er nun eine neue Partnerin gefunden. Die Störchin Kamina, benannt nach ihrem Geburtsort auf dem alten Kamin in Uhldingen-Mühlhofen, hat sich ebenfalls in Markdorf niedergelassen. Anhand ihrer Beringung am linken Bein ließ sich feststellen, dass sie im vorherigen Jahr bereits in Ittendorf brütete. Dieser Partnerwechsel ist laut Gemmeke bei Störchen nicht ungewöhnlich, denn ihre Treue gilt nicht der Beziehung, sondern in erster Linie dem Eigenheim, insofern es sich als geborgener Ort für die Aufzucht ihres Nachwuchses erweist.Durch die Rückkehr an ihren Stammsitz kommt es jedoch nicht selten vor, dass Störche über mehrere Jahre hinweg mit demselben Partner einen Hort besiedeln.

Beim Brüten wechseln sich die Eltern gegenseitig ab, sodass sich der jeweils andere Partner zur Futtersuche aufmachen kann. „Die Störche schieben die Eier in ihr Bauchgefieder, um sie zu wärmen“, erklärt Storchenexpertin Ira Gemmeke. Auf diese Weise seien die Eier vor äußeren Einflüssen wie Kälte und Regen geschützt. Alle 30 bis 60 Minuten werden die Eier gewendet, damit eine gleichmäßige Bebrütung von allen Seiten gewährleistet ist. Nachdem die Küken schließlich das Licht der Welt erblicken, dauert es fünf bis sechs Wochen, bis sie sich ebenfalls ein warmes Federkleid zugelegt haben und gegen längere Kälte- und Regenphasen gewappnet sind. Während dieser Zeit sind die Jungstörche besonders von den herrschenden Wetterbedingungen abhängig. Wenn die milden Temperaturen einsetzen, können bereits nach zehn Wochen die ersten Flugversuche beobachtet werden.

Die Autorin Pauline Blank (15) aus Bermatingen besucht die 10. Klasse des Droste-Hülshoff-Gymnasiums in Meersburg. Sie arbeitet diese Woche als Bogy-Praktikantin in der SÜDKURIER-Redaktion mit. Bogy steht für Berufsorientierung an Gymnasien.