Nach Vorlage von Impfbuch, Krankenkassenkarte und Personalausweis konnten sich Impfwillige nun in der Stadthalle eine Spritze zum Schutz gegen Corona verabreichen lassen. Zwei mobile Teams des Bodenseekreises spritzten Biontech, Moderna oder Johnson & Johnson – gleich, ob es sich um dabei um eine Erst-, die Zweit- oder bereits die Drittimpfung handelte. Einlass fand nur, wer sich zuvor auf der Markdorf-Seite im Internet angemeldet hatte.

Die Impf-Formulare gibt es auch im Netz
„Das haben meine Kinder für mich gemacht“, erzählt Carola Lieb. Die Rentnerin aus Markdorf steht vor der Stadthalle und wartet auf ihren Enkel. Der bringt auch die notwendigen Unterlagen mit: Das Blatt mit der Impfeinwilligung, den Aufklärungs- und schließlich den Anamnesebogen. Alle drei Formulare gibt es auch am improvisierten Empfangsschalter.

Die Formulare müssen dann ausgefüllt werden, können aber auch aus dem Internet heruntergeladen und ausgedruckt und daheim ausgefüllt werden. So wie Carola Lieb beziehungsweise ihre Kinder und Enkel das getan haben. „Mein Hausarzt würde mich erst später boostern“, erklärt die Renterin. Ein früherer Termin sei ihr da lieber. Sicher ist sicher – gerade in diesen Zeiten.
Auch ein Angebot für jene, die ihre Impfung bisher versäumt haben
Für ihre Drittimpfung standen die meisten an diesem Tag an. „Es kommen aber auch Leute, die sich ihre erste Dosis abholen“, berichtet Dorothea Rogalla. Die Ärztin impft seit Januar, teils stationär, teils mobil und in der Regel an zwei Tagen in der Woche. Heute jedoch führt sie die Aufklärungsgespräche mit den Impfwilligen. „Zumeist sind es ja Menschen, die aus welchen Gründen nicht zu ihrem Hausarzt oder in eines der Impfzentren gekommen sind“, schildert Dorothea Rogalla ihren Eindruck. Richtige Impfskeptiker oder bekehrte Impfverweigerer seien ihr jedenfalls noch keine begegnet. Ihr Eindruck beim Impfangebot in der Stadthalle: „Die Leute sind froh, das sie kommen dürfen, ohne stundenlang warten zu müssen.“

Das erklärt auch Angela Eisele. Sie holt sich ihre zweite Dosis. Ihre erste hat sie in Wittenhofen empfangen. „Zum Glück muss man hier nicht Schlange stehen“, erklärt sie. Beim nasskalten Wetter derzeit sei das kein Vergnügen.
Eigentlich geht es recht entspannt zu
Der Mann von der Sicherheitsfirma trägt eine schwarze Maske und eine schwarze Mütze zur schwarzen Uniform mit dem Aufdruck eines Arbeitgebers: „Ich habe heute morgen die Impfdosen gebracht“, berichtet er. Aus dem Klinikum in Konstanz, wo er am Abend auch wieder die übrig gebliebenen Dosen hinbringt, die nicht auf Spritzen aufgezogen wurden. Seinen Namen mag der Uniformierte nicht nennen. Aber er erzählt, das er bei seinen Einsätzen in Impfzentren oder kurzzeitigen Impfangeboten wie diesem in Markdorf „eigentlich immer nur freundlichen Menschen“ begegnet sei. Impfende wie Geimpfte seien insgesamt recht entspannt.

Ein Plädoyer für mehr Vertrauen
Ein Beitrag zu dieser Entspanntheit sind sicherlich die Aufklärungsgespräche. „Viele sind schon verunsichert durch die Diskussionen, die in der Öffentlichkeit geführt werden“, beobachtet Dorothea Rogalla. Moderna oder Biontech? Wo liegen die Vor-, wo die Nachteile? Und manch einer sorge sich um die Risiken und Nebenwirkungen. Aus Sicht der Ärztin seien die Gefahren einer Herzinsuffizienz oder einer Gesichtslähmung so groß wie die Chance, „sechs Richtige im Lotto zu haben“. Vor dem Hintergrund der bei einer Corona-Infektionen bestehenden Gefahren rät sie ganz klar zum Impfen. Ganz wichtig: „Wir brauchen Vertrauen ins System.“

Otto Maier hat es, das Vertrauen. „Dass man skeptisch sein kann gegenüber neu entwickelten Impfstoffen, das verstehe ich ja“, sagt der Markdorfer. Völlig frei von Zweifeln und zwiespältigen Gefühlen sei er selbst nicht. „Aber in unserer Situation sollte man auf die Vernunft hören“, findet Maier. Er sieht „keine Alternative zum Piks, wenn wir aus der Pandemie herauskommen wollen“.

Ohne Anmeldung gilt das Prinzip Hoffnung
Mehr als 200 Mal werden die medizinischen Kräfte der beiden mobilen Impfteams bis Donnerstagabend in linke oder in rechte Oberarme gepikst haben. Wie Irene Sträßle, die Rathausmitarbeiterin an der improvisierten Rezeption in der Stadthalle, einer Impfwilligen, aber nicht angemeldeten Frau erklärt, gäbe es zwischen halb sechs und halb acht noch eine gewisse Chance, doch noch eine Spritze zu bekommen. Wenn noch Dosen übrig seien.

Für diesen Fall dürfen Unangemeldete ihre Telefonnummer in der Stadthalle hinterlassen. Sie würden dann angerufen und können sich kurzfristig ihre Impfdosis geben lassen. Bevor der Mann in Schwarz die ungeöffneten Ampullen wieder einpackt, so wie das übrige Material, und es zurück nach Konstanz bringt.