Das Brandenburger Tor in Berlin, die Frankfurter Oper, der Fernsehturm auf dem Münchner Olympia-Gelände – deutschlandweit erstrahlten am Montagabend Gebäude in in rotem Licht. So auch in Markdorf, wo das Veranstaltungstechnik-Team von „see-events“ die St.-Nikolauskirche signalrot illuminierte. Drei Stunden lang – von 22 Uhr bis ein Uhr nachts – beteiligte sich die Stadt an „Night of Light“, wie die übrigens auch in etlichen anderen Ländern veranstaltete Lichternacht-Aktion heißt.

Ein Zeichen setzen
„Wir wollen ein Zeichen setzen“, erklärte Markus Enderle, Geschäftsführer des Friedrichshafener Unternehmens. „Die Krise beutelt die gesamte Branche“, spielt Enderle auf den Shutdown der vergangenen Woche an. Auf das abrupte Ausbremsen des gesamten Kulturbereichs. Film, Theater, Musik seien beinah völlig zum Stillstand gekommen, erläutert der Veranstaltungstechniker.

Einer ganzen Branche brechen die Einnahmen weg
„Bühnenbauer, Caterer, Event-Agenturen, Techniker – sehr vielen Menschen aus ganz unterschiedlichen Bereichen sind die Einnahmen weggebrochen“, so Enderle. Das Geld aus dem Soforthilfeprogramm reiche nicht, um das Sterben ganzer Branchen zu verhindern.
„Unser Rot hier“, zeigt der junge Unternehmer auf die illuminierte St.-Nikolaus-Kirche, „soll auch als Hinweis gesehen werden, als Hinweis auf eine Art Rote Liste der akut vorm Aussterben bedrohten Branchen.“

Lichtspiel über dem Rathausbrunnen und der Marktstraße
„Das Anliegen von „Night of Light“, Aufmerksamkeit zu wecken, find‘ ich ganz, ganz wichtig“, erklärt Korina Potts. Die Markdorferin ist mit ihrer Tochter Sophia zum Rathausbrunnen gekommen, um sich das Lichtspiel anzuschauen. „Mein Sohn arbeitet in der Veranstaltungsbranche, drüben in der Schweiz“, erläutert Korina Potts. Von daher habe sie einen gewissen Einblick in die wirtschaftliche Situation der Veranstaltungswirtschaft – aber nicht nur der, sondern der gesamten Kreativ-Szene, die unter den „sicherlich sinnvollen Auflagen der Behörden wegen der Corona-Krise“ leide, so Potts.

Pfarrer Ulrich Hund war bei der Aktion mit im Boot
Lucie Fieber, Geschäftsführerin von Markdorf Marketing, brauchte „nicht lange überlegen, ob wir mitmachen bei der Aktion“, sagt sie. Zweierlei indes wollte sie zuvor geklärt wissen: ob Pfarrer Ulrich Hund, quasi der Hausherr in St. Nikolaus, mit im Boot ist – und ob die roten Scheinwerfer nicht Insekten anlocken und dann deren Verderben sind.

Markus Enderle konnte da beruhigen. Gearbeitet würde mit kaltem Licht. Und der Wind tat dann ein Übriges um das Gros der Falter von den leuchtenden Gefahrenquellen fernzuhalten.

Vielleicht künftig noch weitere Lichtspiele in Markdorf?
Die von Lucie Fieber immerhin in Betracht gezogene drangvolle Enge vorm illuminierten Kirchenschiff trat allerdings nicht ein. Viel mehr als drei, vier Dutzend Zuschauer stellten sich nicht ein. Immerhin, so stellt die Marketing-Leiterin in Aussicht, sei sie mit Veranstaltungstechniker Enderle im Gespräch, solche oder ähnliche Illuminationen in der Stadt zu wiederholen. Andernorts fänden die nämlich große Beachtung.
