Die Josef-Wagner-Stiftung Friedrichshafen, Eigentümerin der Wagner-Gruppe und der J. Wagner GmbH (Markdorf), feiert ihr 50-jähriges Jubiläum – und spendet 50.000 Euro an die Tafeln in Friedrichshafen, Markdorf, Überlingen und Tettnang. Die Häfler Tafel als die größte der vier Hilfseinrichtungen bekommt 20.000 Euro, die anderen drei Tafeln jeweils 10.000 Euro.

In einem Schreiben an die Tafel-Vorsitzenden verweist Hubert Riek, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes, darauf, dass man auch bei der Stiftung die aktuelle Not der Tafeln mitbekommen habe. Die stark gestiegene Zahl der Bezugsberechtigten bei gleichzeitigem rapiden Rückgang der Lebensmittelspenden durch den Handel führe dazu, dass viele ehrenamtlichen Helfer am Limit seien, schreibt Riek. Die Satzung der gemeinnützigen Josef-Wagner-Stiftung sehe auch die Unterstützung von in Not geratenen Personen und Familien vor, was auch für gemeinnützige Organisationen gelte, die diesen Zweck verfolgen. Aus diesem Grunde habe sich der Stiftungsvorstand zu der Spende an die vier Tafeln entschieden.
Die finanzielle Zuwendung sei für die dringend nötige Beschaffung zusätzlicher Waren gedacht, könne aber auch verwendet werden, um Nebenkosten für ehrenamtliche Helfer zu decken. „Was Ihre Organisation öffentlich leistet, gebührt große Anerkennung“, schreibt Riek an die Tafelvorsitzenden.

Die Tafeln sind in existenziellen Nöten
Bei den Tafeln freut man sich über die unerwartete Zuwendung. „In unserer aktuellen Lage ist eine solche Spende natürlich eine dringend nötige Hilfe“, sagt Günther Wieth, Leiter der Markdorfer Tafel. Die ist inzwischen an ihrer absoluten Grenze angelangt: Drastisch zurückgegangene Lebensmittellieferungen, immer mehr Bedürftige. Wieth musste jüngst der Diakonie mitteilen, bitte keine weiteren Berechtigungsscheine mehr auszustellen. „Wir können das nicht mehr stemmen“, sagt der Tafelleiter. Bereits jetzt schon müsse man Monat für Monat Lebensmittel hinzukaufen, alleine in dieser Woche für 2000 Euro. Dies aber sei nicht der Zweck der Tafeln, kritisiert Wieth.

Auch die Spende von der Stiftung werde man in Markdorf für Lebensmittelkäufe verwenden müssen. Einen Teil davon sollen aber auch die Inhaber der Berechtigungsscheine bekommen: 20 Euro in bar pro Woche, bis auf Weiteres, sagt Wieth.
Die Wagner-Stiftungen wirken seit den 70er-Jahren
Gegründet 1972 von dem Friedrichshafener Unternehmer Josef Wagner, dessen Ehe kinderlos geblieben war, unterstützen die deutsche und die 1975 gegründete Schweizer Stiftung in Altstätten im Kanton St. Gallen seither zahlreiche Hilfseinrichtungen vor Ort mit jährlichen Zuwendungen.

So hatte die deutsche Stiftung etwa die Gründung des Häfler Hospiz mitermöglicht, finanziell unterstützt werden seit Jahren die Kinderstiftung Bodensee, die Wissenswerkstatt in Friedrichshafen, aber auch Kindergärten oder Integrationsprojekte. Außerdem übernimmt die deutsche Josef-Wagner-Stiftung jährlich anteilig rund 60 Deutschlandstipendien für begabte Studierende in den Naturwissenschaften. Seit langen Jahren, sagt Riek, arbeite die Stiftung mit mehr als 15 Sozialleistungsträgern im Bodenseekreis zusammen.
Sorgenvolle Blicke in die Zukunft
Mit Sorge blickt Riek auf die Zukunft, auch vor Ort im vermeintlich reichen Bodenseekreis: „Institutionen wie unsere Stiftungen werden in Zukunft noch sehr viel wichtiger werden“, äußerte er sich jüngst am Rande der Bilanzpressekonferenz der Wagner-Gruppe. Die Inflation und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum seien die großen Herausforderungen der kommenden Jahre. „Die Altersarmut wird weiter zunehmen und Inflation und Wohnraumnot werden noch viele Menschen in die Bedürftigkeit treiben“, mahnt der Stiftungsvorsitzende. Umso wichtiger seien unbürokratische und kräftige Hilfen auch abseits staatlicher Systeme. „Der Anspruch unserer Stiftungen ist dort zu helfen, wo das Sozialsystem und der Staat an seine Grenzen kommen oder es durch Regeln und Bürokratie schwierig wird“, sagt Riek: „Immer mit dem Ziel, dass Menschen in Not wieder einen Weg zurück finden ins normale Leben.“

Bei der Stiftung selbst sieht man sich den eigenen Geldern gegenüber durchaus verpflichtet: Möglichst wenige finanzielle Mittel sollen für die Verwaltung ausgegeben werden. Sie hat gerade einmal zwei festangestellte Mitarbeiter: Riek als Vorsitzenden und Heike Faistlinger-Schleier, die den Vorstand komplettiert.