Im Schwimmbad plantschen und auf der Riesenleinwand gleichzeitig einen Kinofilm anschauen? Dieser spontane Vorschlag wurde beim Jugendforum in der Stadthalle zwar nicht verfolgt, dafür aber Projekte, die von Dauer sein sollen: Stadt und Jugendreferat knüpften an Vor-Corona-Zeiten an und erarbeiteten mit Jugendlichen neue Themenschwerpunkte. Jugendbeauftragter Jan Münzer und Jugendreferent David Lemkamp moderierten das Forum, unterstützt vom Jugendbeauftragten Daniel Lenz aus Langenargen.

Dass es für viele gute Ideen nicht die Masse braucht und Engagement nicht ins Leere verläuft, zeigte sich im überschaubaren Kreis mit fünf Jugendgemeinderäten und einigen interessierten Jugendlichen. Eine ehemals von Jugendlichen angestoßene Bitte war realisiert worden. „Es gibt kostenfreies Wlan am Bahnhof“, teilte Aaron Okon mit. Der 19-Jährige ist Mitbegründer des informellen Jugendgemeinderats und war daran beteiligt.
Treffpunkte für Jugendliche gestalten sich aufwändig
Ein neues Projekt ist nun die Schaffung von weiteren Plätzen, an denen sich – nicht nur – Jugendliche treffen können. Sie sollten Sitzgelegenheiten bieten, möglichst überdacht, vielleicht mit einer Feuerschale ausgestattet und – mit Blick auf den „übel zugerichteten“ Platz in den Weinreben – vandalensicher sein. „Ein sehr aufwändiges Thema. Es gab viele Vorschläge, die aber nicht durchsetzbar wären. Wir wollten für den Platz eine Beleuchtung. Doch es ist nicht überall möglich, eine Lampe ans Stromnetz anzuschließen. Dann kam einer auf die Idee einer Solarlampe“, berichtet Aaron Okon vom Brainstorming. Auch der angedachte Standort Weiherwiese scheiterte wegen der Nähe zu Anwohnern und der Platz hinter dem Bildungszentrum sei zu abgelegen.

Eine Stelle wird nun besonders ins Visier genommen. Da sich Markdorf Richtung Süden ausbreitet, wollte man sich Richtung Neubaugebiet orientieren: Ein idealer Platz, zumal dort schon eine Bank steht: Am Ortsrand aber in der Nähe einer Bebauung, sodass sich niemand gestört fühlt, der Treffpunkt gleichzeitig aber relativ einsehbar und deshalb für Rowdys unattraktiv wäre. „Tagsüber ist er für Ältere gedacht, abends eher für Jugendliche“, formuliert es Aaron Okon, der die Grafik- und Mediendesignschule in Friedrichshafen besucht und schon digitale Entwürfe dazu erstellt hat.
Weitere Themen und Vorschläge wurden gruppenweise diskutiert und durchdacht. Auf ein großes Echo dürfte die Idee eines Jugendfestivals, eventuell in Zusammenarbeit mit der „Molke“ in Friedrichshafen treffen. Schnell realisierbar wäre ein öffentliches „Open Mic“, eine Veranstaltung, bei der jeder zum Mikrofon greifen und in unterschiedlicher Form etwas vortragen kann, bewertet vom Publikum. Mitglieder des Konzeptteams Ferienspiele und des Jugendreferats hatten sich dieses Themas angenommen.
Bürgermeister Georg Riedmann stellt sich den Fragen
Mobilität in zweifacher Hinsicht ist den Jugendlichen ebenso wichtig. Auf Wlan in Bus und Bahn hat die Gemeinde jedoch keinen Einfluss, aber auf das Emma-Taxi und E-Scooter. Dazu Bürgermeister Georg Riedmann, der wissen wollte, was die Jugendlichen bewegt und deshalb die gesamte Zeit am Jugendforum teilnahm, verwies auf Nachtbusse, die bis 4 Uhr morgens in viele Richtungen unterwegs sind, und den 700er-Bus von Ravensburg nach Konstanz. Ziel der Bahn seien drei Verbindungen pro Stunde. Dafür werden Doppelspuren benötigt, was innerhalb von zehn Jahren realisiert werden soll.

„Viele Wünsche und Anliegen sind der Stadt nicht bekannt“, rief der Bürgermeister, der auf dem „Heißen Stuhl“ persönliche und allgemeine Fragen von Verena Maurer und Aaron Okon freimütig beantwortete, zu besserer Kommunikation auf. Da die Markdorf-App bei den Jugendlichen kaum ankommt, bat er um die Entwicklung einer Plattform. „Eine App für Emma würde ich schon mal als konkretes Vorhaben mitnehmen.“ Für die weitere Quartiers-Entwicklung denke man an einen City-Sportplatz mit mehreren Sportarten.
Schnelle Umsetzung spielt wichtige Rolle
Zu den Teilnehmern gehörte auch Una Collier. Die 15-Jährige war der Einladung der Jugendrates gefolgt, der in der Klasse für den Jugendrat geworben hatte. „Ich wollte wissen, was man umsetzen kann, und mitwirken. Ich habe festgestellt, dass man als Jugendlicher ziemlich viel bewirken kann“, sagt sie. „Wenn man sich dafür einsetzt“, ergänzt ihre Freundin Bianca Tietze, 14, und „es geht ja auch um unsere Zukunft.“

Wie geht es weiter? „Wichtig ist, dass man die Ideen schnell umsetzt“, so Jan Münzer; wobei „schnell“ bei den Jugendlichen etwas anderes bedeute als im Gemeinderat, warf Riedmann ein. Die Ideen werden ausgewertet, nach Umsetzbarkeit bewertet und dem Gemeinderat vorgelegt. Daniel Lenz will dafür sorgen, dass die Informationen über die von den Jugendlichen genutzten Medien verbreitet werden.