Markdorf (büj) Es wird gestritten. Um Wasser, ums Recht, mit Gott. "Streit!" ist das Thema der am Sonntag beginnenden ökumenischen Friedensdekade 2017. Die beiden großen christlichen Kirchengemeinden Markdorfs werden sich daran erneut beteiligen. Sie dauert vom 12. bis zum 22. November. Wieder findet der Auftakt in der evangelischen Kirche statt – am Sonntag um 19 Uhr – erneut ist der Schlussgottesdienst dann in der katholischen St.-Nikolaus-Kirche. Und einmal mehr sind es die verschiedenen Gruppen aus den beiden Gemeinden, die die Gebets-, Einkehr- und Gesprächsrunden in den beiden Kirchen gestalten.

"Wir dürfen die Welt sich nicht länger selber überlassen", formulierte Pfarrer Tibor Nagy beim gemeinsamen Pressetermin mit seinem katholischen Amtskollegen Ulrich Hund und Pfarrgemeinderätin Margrit Braun, die die Friedensdekade koordiniert. Zwist, Hader und Konflikte prägten das menschliche Miteinander zwar seit Anbeginn, so führte Nagy aus – "schon im Paradies gab's Streit, wer den Sündenfall verursacht hat". Sich damit abfinden, sei aber nicht der richtige Weg. Stattdessen laden die Markdorfer Kirchen zum Gebet ein. Um zur Besinnung zu kommen und anschließend angemessen zu handeln.

In einer Region, in der Airbus, Diehl, MTU, Liebherr – das Faltblatt mit dem Programm zur Friedensdekade nennt etliche weitere Unternehmen – Waffenteile und -systeme herstellen. "Deutschland ist einer der größten Rüstungsexporteure weltweit", so Pfarrer Nagy. Ein anderes Feld seien die ungeheuerlichen Finanzvorteile, die große Konzerne in den sogenannten Steueroasen erzielen. "Die Zusammenhänge sind komplex", räumte Nagy ein. Schnelle und einfache Lösungen gebe es sicherlich nicht. Aber es müsse nach Lösungen gesucht werden – mit Gottes Hilfe – und dann dafür gestritten werden.

Von einer "Streitkultur" im positiven Sinne spricht Margrit Braun. "Man kann auch gut streiten", erklärte sie. Gleichzeitig auf die Friedenstaube des Friedensdekaden-Flyers hindeutend. Der gefiederte Friedensbote hat den einen Flügel zur Faust geballt. Mit dem anderen hält er den grünen Zweig, den Margrit Braun auch als Zeichen für die Schöpfung deutet.

Pfarrer Ulrich Hund nimmt wahr, "dass es zwar manchen gibt, der resigniert hat" in Anbetracht der Verhältnisse – mit ihren Kriegen, ihrer Ungerechtigkeit –, dass andererseits aber auch immer neue Anstöße kommen. Pfarrer Ulrich Hund führt den großen Erfolg der Fairtrade-Bewegung an – als Beispiel für eine Wendung zum Besseren.