Sie leuchtet in ihrem charakteristischen, leicht grünstichigen Gelb. Bei so viel Signalwirkung ist eigentlich kaum nachzuvollziehen, warum sie etwas aus dem Blickfeld geraten ist: Die Quitte, ein Kernobst aus der Familie der Rosengewächse, sieht aus, als könne es sich nicht entscheiden und würde schwanken zwischen Äpfeln und Birnen. Deshalb wird die Quitte sowohl Honigapfel als auch Schmeckbirne genannt. Und es gibt noch eine ganze Reihe weiterer Namen.
Obstverkäuferin Judith Lehle liebt den Duft der Quitte. Ab und zu nimmt sie eine Frucht mit vom Stand auf dem Markdorfer Bauernmarkt beim Hexenturm, an dem sie jeden Donnerstagvormittag bedient, mit nach Hause. "Die lasse ich dann daheim liegen, weil sie so schön riechen." Sie verströmen eine würzige Süße, bringen gewissermaßen ein geruchliches Gelb-Grün-Leuchten in den Herbst-Dämmer.
Tipps von Kunden
Freilich lässt Judith Lehle ihre Quitten nicht nur dörren. Sie isst sie auch. Zum Beispiel so zubereitet, wie es ihr jüngst einer ihrer Kunden am Marktstand empfohlen hat: "In Butter auslassen, als wäre es Speck", erklärt die Obstverkäuferin. Dann würden die Quittenstücke leicht angebraten. Dazu kommt schließlich noch richtiges Fleisch. Sie habe Rind genommen, um ein Confit daraus zu machen.
Lehle bekommt öfter Rezepttipps von den Kunden, manchmal gibt die Obstverkäuferin ihren Kunden aber auch Tipps für die Zubereitung der ungespritzten Äpfel, Birnen und Quitten, die sie verkauft. Ganz ohne Zubereitungstipps könnte es bei der Quitte auch schwierig werden, denn man kann sie nicht roh essen. Dann ist sie nämlich schlicht bitter. Doch wie bei der Medizin steht die Heilwirkung im direkten Verhältnis zur Bitterkeit – so jedenfalls sahen es die alten Griechen, die mit Honig versetzte Quitten bei Fieber, Darmbeschwerden, aber auch zur allgemeinen Stärkung verabreichten. Völlig falsch dürften sie damit nicht gelegen haben, attestieren die modernen Nährstofftabellen der Quitte doch vielfach sehr günstige Werte.
Die Serie
Von Rosenkohl bis Pastinake: Wir richten in einer Serie in loser Folge den „Blick auf den Marktstand“. Markdorfer Händler verraten uns Wissenswertes über Gemüse, Obst, Fisch oder Käse, deren Herkunft und Vorzüge.