Mit seinem Programm „Ich!“ massierte Kabarettist Lars Reichow im großen Zelt beim Kulturufer die Lachmuskeln. Der Titel sei ein Ausdruck der Bescheidenheit. „Alles was darüber hinaus geht, werte ich seit zwei Jahren als Erfolg“, so Reichow mit Blick auf die für Künstler mageren Corona-Jahre.
„Wir Männer sind auch nicht perfekt“, gibt Reichow selbstkritisch zu. Das gelte zum Beispiel beim Einkaufen. Wer hat sie noch nicht gesehen, die Männer, die lieber mit dem Handy am Ohr durch die Regalreihen schleichen als das Personal zu fragen, wo die Champignons stehen. Fitness ist auch so ein Thema.
„Das ist eine Frage der Selbstwahrnehmung“, spricht er nicht nur Männern aus dem Herzen. „In diesem Licht sehe ich gut aus“, stellt er zufrieden fest. „Oha, es war noch gar nicht an.“ Vom Sofa aus habe er, kontrolliert von seiner sportlichen Tochter, hunderte Fitness-Videos analysiert. Immerhin sei er bis zur Zauberübung Plank, auch bekannt als Unterarmstütz, gekommen. „Weißmehl muss ich mir aber heimlich im Darknet bestellen.“

„Habemus Ampelum“, läutete er den politischen Part ein. Immerhin sei uns Söder erspart geblieben. „Dass sich Armin Laschet dazwischen geworfen hat ist seine große historische Leistung“, stellte der Kabarettist fest. Ein schlumpfiges Grinsen und erst dann zu regieren, wenn das Zögern voll ausgeschöpft sei, bescheinigte er Olaf Scholz. Im Gegensatz zum russischen Außenminister Lawrow sei Baerbock als Kind nicht in ein Lügenbassin gefallen. Viele Lacher gab es auch für Lauterbach, der über ein Talkshow-Direktmandat ins Kabinett katapultiert worden sei.
Reichow ist nicht nur ein Wortakrobat mit Charme und Witz, sondern auch am Klavier ein Könner. Er nimmt das Publikum mit auf eine Europareise, teilt aus gegen Boris Johnsons Brexit und Amerikas Trump, analysiert messerscharf die britische Monarchie und auch die katholische Kirche bekommt ihr Fett ab. „Wir gendern uns einen Wolf und in der Kirche schmieren Frauen noch die Schnittchen.“