Walter Schmid steht allein vor dem Rathaus. Er hält ein Transparent, auf dem steht: „Verantwortung statt Verschwörung“. Auf die Stufen vor seinen Füßen hat er weitere Transparente gelegt. „Herz und Verstand statt Egoismus und Irrglaube“ heißt es auf einem, dass es zur Freiheit auch Regeln braucht, auf dem anderen.

Walter Schmids Transparente sollen zum Nachdenken anregen.
Walter Schmids Transparente sollen zum Nachdenken anregen. | Bild: Corinna Raupach

Mahnwache als Zeichen gegen sogenannte Spaziergänge

Schmid will mit seiner Mahnwache ein Zeichen setzen gegen die sogenannten Spaziergänge, denen sich unter anderem Impfgegner anschließen. Seine Einschätzung: „Eine Demokratie braucht Ordnung und Regeln und gegen diese Ordnung und Regeln verstoßen diese Spaziergänge. Die wenigsten davon sind angemeldet und es werden weder Masken getragen noch Abstände eingehalten.“ Für ihn sind diese sogenannten Spaziergänge daher nicht nur eine Meinungsäußerung gegen Corona-Maßnahmen, sondern ein Angriff auf die Demokratie.

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„Ich mache mir große Sorgen um unsere Demokratie und um den Rechtsstaat“, sagt Schmid. Zur Demokratie gehöre auch, einander zuzuhören und andere Meinungen zuzulassen. Bei den sogenannten Spaziergängern beobachte er das Gegenteil. Auch Radikalisierung und Aggressivität nähmen zu. „Da gibt es Angriffe auf Journalisten und Polizisten. So weit darf die Freiheit nicht gehen.“

„Für Kinder und Enkel etwas tun in Richtung Demokratie“

Mit seiner Aktion will er andere Menschen animieren, sich zu engagieren. „Das sage ich auch gerade als Senior. Die meisten Senioren haben ein gutes Leben gehabt. Wir haben etwas aufgebaut und dürfen nicht zulassen, dass das zerstört wird. Wir müssen auch für unsere Kinder und Enkel etwas tun in Richtung Demokratie“, sagt er. Die sei nicht selbstverständlich, sondern müsse immer neu gelebt und erstritten werden. Mit einem Kreuzchen alle vier Jahre ist es laut Walter Schmid nicht getan.

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Der Greta-Effekt? „Einzelne Bürger können viel bewegen“

Die meisten Passanten gucken kurz zu dem Mahner rüber und gehen weiter. Einige aber stellen sich dazu und stimmen ihm zu. Grünen-Ortsvorstand Barbara Wagner ist aus Solidarität gekommen und hofft auf den Greta-Effekt: „Einzelne Bürger können viel bewegen, wenn sie Haltung zeigen“, sagt sie.

Walter Schmid erklärt Umstehenden, worum es ihm geht.
Walter Schmid erklärt Umstehenden, worum es ihm geht. | Bild: Corinna Raupach

Nach einer halben Stunde rollt Walter Schmid seine Transparente zusammen. „Bleiben Sie dran, wir kommen wieder“, ruft ihm eine Passantin zum Abschied zu. Schmid ist zufrieden mit dem Verlauf seiner Mahnwache. „Ich habe vor, das in einem regelmäßigen Rhythmus zu machen und dann auch zur Marktzeit“, kündigt er an.