Im Anschluss an die erste analoge Betriebsversammlung von Rolls-Royce Power Systems (RRPS) seit 2019 haben Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer und Personalchefin Thelse Godewerth über die Ergebnisse der Zusammenkunft berichtet. Gut 3500 Mitarbeiter waren am Freitag in der Messe zusammengekommen. Beim Pressetermin herrschte – zumindest in einem Punkt – Einigkeit zwischen den beiden: Die Verkehrsanbindung Friedrichshafens ist mies.

Angesprochen auf die Frage, welche Hindernisse es bei der Mitarbeitersuche gebe, nannte Thelse Godewerth die mangelnde Erreichbarkeit der Stadt als einen Punkt. „Der Bodensee ist nicht gut angebunden“, monierte sie. Zwar habe es Gespräche mit IHK und der Politik gegeben. Doch bisher ist das Ergebnis für sie mangelhaft. Gefragt, welches Verkehrsmittel sie gerne ausgebaut hätte, gab sie zurück: „Ich wäre dankbar für irgendwas.“

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Angebunden wie ein Dorf

Betriebsratschef Thomas Bittelmeyer wurde noch deutlicher: „Wir sind hier angebunden wie ein Dorf auf der Schwäbischen Alb.“ Sowohl die Zuganbindung als auch der Ausbau der B 31 ließe zu wünschen übrig. „Dafür, dass wir ein Industriestandort sind, ist es peinlich, wie schlecht die Anbindung ist.“ Kritik äußerte er auch an der Lufthansa. „Die kriegen ihren Flugplan nicht hin.“ Zu viele Flüge fallen seiner Meinung nach aus. Versäumnisse sieht er aber auch vor Ort: Es brauche bessere Flugverbindungen, etwa in die USA oder nach England. Reine Urlaubsgebiete seien nichts für die großen Betriebe: „Für ZF und die MTU ist Mallorca nicht das Hauptziel.“

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In einem anderen Punkt war die Einigkeit der beiden weniger groß. Trotz einer erfolgreichen Tarifrunde der IG Metall, an deren Ende ein Lohnplus von 8,5 Prozent sowie eine Sonderzahlung in Höhe von 3000 Euro innerhalb von 24 Monaten stand, forderte Thomas Bittelmeyer Zusatzzahlungen für Beschäftigte. „Ich habe gegenüber dem Vorstand artikuliert, dass es eine Schippe oben drauf geben darf.“ Die Auftragsbücher seien voll. „Wir müssen uns nicht sorgen, dass wir keine Gehälter zahlen können.“ Wie hoch der Betrag ausfallen soll, wolle er in den nächsten Wochen „deutlich artikulieren“.

Schelte auch für ehemaligen CEO

Arbeitsdirektorin Thelse Godewerth ist da anderer Auffassung: „Wir müssen unsere Kräfte bündeln“, entgegnete sie der Forderung. „Wenn wir den Wandel bestehen wollen, müssen wir auf Profitabilität setzen.“ Das Unternehmen stehe mit Blick auf die Lieferkettenproblematik, aktuellen politischen Krisen, dem Klimawandel sowie der Digitalisierung vor großen Herausforderungen. Das Argument, dass RRPS derzeit durch Rüstungsaufträge profitiere, wollte sie nicht gelten lassen.

Von Betriebsratschef Bittelmeyer gab es noch weitere Kritik, diesmal in Richtung einiger Chefs: „Ein kleiner Teil der Führungsmannschaft kann nicht führen.“ Dieser kleine Teil vergifte die Stimmung im Betrieb. Ex-Vorstand Andreas Schell, der zum Energieversorger EnBW gewechselt ist, nahm er auch ins Visier: Er habe Termine in neuer Rolle angenommen, als er noch bei MTU beschäftigt war. „Das passt nicht“, so Bittelmeyer. Und weiter: „Das ist alles, was ich zum scheidenden CEO sagen konnte. Das Thema ist für mich – Gott sei Dank – erledigt. Es sei denn, es fällt der Strom aus.“