Vermutlich wären sie einfach zu fangen. Denn eine große Scheu vor Menschen haben sie nicht. Auch in diesem Sommer können Badegäste im Strandbad Friedrichshafen vom langen Badesteg aus bequem beobachten, wie gut zwei Dutzend Karpfen gemächlich durchs Wasser ziehen.

Die Größten unter ihnen dürften eine stattliche Länge von circa einem Meter haben, was aus der Vogelperspektive allerdings schwer zu schätzen ist. Doch sie sind so imposant, dass immer wieder Leute stehen bleiben und im Wasser nach den Fischen Ausschau halten. Denn hier, am Badesteg, halten sie sich offensichtlich gern auf. Selbst von Badenden oder neugierigen Schnorchlern, die möglichst nah heran wollen, lassen sie sich nicht aus der Ruhe bringen.
Im Bodensee heimisch, aber selten so groß
Ist solch ein Verhalten für Karpfen normal? Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle in Langenargen, hatte von den gemütlichen Fischriesen am Strandbad-Steg noch nichts gehört. Karpfen gehören zu den Arten, die im Bodensee heimisch sind. Hier handele es sich um die Art Cyprinus carpio.

„Karpfen dieser Größe kommen im Bodensee, wenn auch selten, durchaus vor“, erklärt er auf Anfrage unserer Zeitung. Es seien kluge Fische, die vergleichsweise schnell und gut lernen, zum Beispiel wann und woher Gefahr droht. Wenn dann noch Nahrung anfällt, wie etwa Brot aus der Entenfütterung oder sich der Standplatz anderweitig gut eignet, könnten die Fische auch ihre Scheu vor badenden Menschen überwinden.
Ganz ungefährlich ist diese Nähe freilich nicht. „Karpfen aus dem See sind exzellente Speisefische, die aufgrund der Wasserqualität auch nicht gewässert werden müssen“, erklärt der Fischexperte. Für gewiefte Angler wären die Riesenkarpfen also durchaus leichte Beute. Allerdings ist angeln im Strandbad nicht erlaubt.