Die Natur steht im Mittelpunkt des diesjährigen Bodenseefestivals. Ihr Schutz und ihre Schönheit, ihr Reichtum und ihre Bedrohung, ihre Kreisläufe, ihr fragiles Gleichgewicht und ihr Einfluss auf Kunst und Kultur bilden den Rahmen für Musik, Theater, Tanz und Literatur rund um den See. „Nach den Landesthemen haben wir ein umfassenderes Thema gewählt, das für die Region und für die Zeit eine wichtige Bedeutung hat“, sagt Alexandra Gruber, Geschäftsführerin des Bodenseefestivals.

Artists in Residence sind der Percussionist Martin Grubinger und die klassische Band Spark. Der Österreicher Martin Grubinger gilt als einer der besten Schlagzeuger der Welt, bekannt für technische Perfektion, unbändige Spielfreude, musikalische Neugier und als Moderator der Fernsehsendung Klickklack. Er habe ihr erzählt, dass er auf einem Bauernhof aufgewachsen und der Natur immer schon verbunden gewesen sei, sagt Alexandra Gruber. Seine Instrumente seien zum großen Teil der Natur entlehnt: Die Marimba zum Beispiel ist aus Palisanderholz, die Pauke mit Ziegenfell bespannt. Zum Thema Naturschutz lerne er ständig von seinen Studenten am Mozarteum Salzburg hinzu.
Ende einer Bühnenkarriere
Martin Grubinger wird beim Eröffnungskonzert im GZH das für ihn geschriebene „Frozen in Time“ des Israeli Avner Dorman spielen. Ihn umrahmt das Residentie Orkest Den Haag mit „Was mir die Blumen auf der Wiese erzählen“ von Mahler/Britten und Schumanns „Frühlingssinfonie“. Im Konzerthaus Ravensburg lädt Grubinger befreundete Musiker zu einem Abend rund um Trommeln, Becken, Congas, Marimba und Xylophon. „Diese Konzerte werden zu den letzten Gelegenheiten gehören, ihn in der Region zu hören“, sagt Gruber – Grubinger hat angekündigt, an seinem 40. Geburtstag im Mai kommenden Jahres seine Bühnenkarriere zu beenden.
Das Ensemble Spark nennt sich „die klassische Band“. Auf Flöten, Geige, Cello und Klavier spielt es Barock, Jazz, Klassik, Pop und Folk mit klassischer Ausbildung und der Energie einer Rockband. Seit dem Gewinn eines Echo Klassik ist Spark weltweit auf großen Bühnen und Festivals unterwegs. Die Band hat eigens für das Festival das Konzert „Green Music“ konzipiert. „Die Natur spendet Energie, sie ist Rückzugsort und Kraftquelle. Es war uns wichtig, das in unserem Programm zu beleuchten“, sagt Daniel Koschitzki von Spark. Flötistin Andrea Ritter ergänzt: „Die Natur ist unsere Lebensgrundlage und wir sind Teil von ihr.“

Insgesamt zehnmal wird Spark zu hören sein, unter anderem mit dem Countertenor Valer Sabadus, der Jazzsängerin Sandie Wollasch und der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben. Zwei Konzerte und einen Workshop gibt die Band speziell für Schüler. „Für viele junge Leute ist Klassik so etwas wie ein unliebsamer Museumsbesuch, sehr weit weg von ihrem Leben. Wir machen Musik so, dass sie sie als etwas lebendiges, unmittelbares erleben“, sagt Daniel Koschitzki.

Um die Natur wird es auch in weiteren Angeboten des Festivals gehen. Einen besonderen Höhepunkt nennt Kulturbüroleiterin Sarah Baltes das Konzert des Orchestre des Champs-Élysées mit Philippe Herreweghe am Dirigentenpult. Mezzosopranistin Magdalena Kožená und Tenor Andrew Staples singen Mahlers „Lied von der Erde“. Aus der langen Nacht der Literatur wird in diesem Jahr ein langer Abend unter dem Motto „Nature Writing?“ Das Literaturschiff legt ab mit Hals-Jürgen Balmes, Maria Gamillscheg und Reinhard Kaiser-Mühlecker an Bord der Hohentwiel. „Außergewöhnlicherweise gibt es für das Literaturschiff noch Karten“, sagt Baltes.

Sie freut sich besonders auf ein neues Format beim Festival: Bei einem Wanderkonzert mit der Camerata Serena geht das Publikum von der Bonhoefferkirche an der Rotach entlang durch Ailingens Obstwiesen und zurück. Dabei geben Chor und Solistenensembles unter anderem Lieder aus Mendelssohns Sammlung „Lieder im Freien zu singen“. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. „Wir wandern bei jedem Wetter. Für die Pausen und Konzerte gibt es immer eine Schlechtwettervariante“, kündigt Baltes an. Auch einen musikalischen Spaziergang auf dem Tettnanger Hopfenweg und ein Wandelkonzert auf der Mainau sind geplant.
