Die Markdorfer Katholiken hatten jüngst einen Brief in ihrer Post. Doch nicht nur sie, sondern sämtliche katholischen Haushalte der Seelsorgeeinheit. Der Brief kam aus dem Pfarramt St. Nikolaus und war von Pfarrer Ulrich Hund und Jörg Bailer, dem Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats der Seelsorgeeinheit, unterschrieben.
Die beiden wollten die Empfänger „über den aktuellen Stand hinsichtlich der Kirchenentwicklung 2030 informieren“. Und etwas hatten sie in ihrem Brief als „gute Nachricht“ besonders herausgestellt: „Für die Menschen vor Ort wird sich erstmal so gut wie nichts verändern“. Zumal der mit der Kirchenentwicklung 2030 eingeleitete Wandel vorerst nur verwaltungstechnischer Natur beziehungsweise organisatorischer Art sei.

Nur der Verwaltungssitz ist noch unklar
Die Einzelheiten erklärt eine dem Brief beigelegte Broschüre: Etwa dass der offizielle Name der neuen Großpfarrei – in der sieben Seelsorgeeinheiten zusammengelegt werden – ‚Kirchengemeinde Linzgau-Bodensee‘ lautet. Oder, dass die Pfarrkirche die St.-Nikolaus-Kirche in Markdorf sein wird. Aber auch, dass derzeit noch unklar ist, wo die neue Kirchengemeinde verwaltet wird, wo ihre zentrale Verwaltung sitzt. Genannt werden die Mitglieder des neuen hauptamtlichen Teams. Das sind Matthias Zimmermann, der ab Januar leitende Pfarrer, sein Stellvertreter Norbert Nutsugan, der leitende Referent Manfred Fischer sowie der künftige Pfarrökonom Wolfgang Sesser und seine Stellvertreterin Carina Frick.
Hund hofft auf mehr Zeit für Seelsorge
Was indes wohl die meisten Markdorfer Katholiken interessierte – wo denn Pfarrer Ulrich Hund bleibt, der bisherige Leiter der Seelsorgeeinheit – das kann nun erschlossen werden. Das lässt sich zumindest aus dem Satz: „Das bisherige Seelsorgeteam der Seelsorgeeinheit Markdorf bleibt bis auf weiteres vor Ort tätig“ erahnen. Der SÜDKURIER fragt beim Team nach. „Nein, unsere Namen werden nicht darin genannt“, bezieht sich Pfarrer Ulrich Hund auf die vierseitige Broschüre „mit den wichtigsten Infos“ zur künftigen Kirchengemeinde Linzgau-Bodensee.
Mit „uns“ meint Hund das gesamte Seelsorgeteam. Dazu gehören Vikar Martin Heine, Pastoralreferent Daniel Heller, Pastoralreferentin Ingrid Maile, Gemeindereferentin Stefania Menga und neben Diakon Werner Ströbele auch Pfarrer Ulrich Hund selbst. „Wir werden bleiben“, erklärt der Pfarrer, der hofft, ab Januar „mehr Zeit für die Seelsorge zu finden“. Zumal er dann von seinen Leitungsfunktion sowie der damit einhergehenden Verwaltungsarbeit entbunden ist.

Öfter mal nach Überlingen
Erklärtes Ziel des Projekts Kirchenentwicklung 2030 ist es, die Diözese „fit für die Zukunft“ zu machen, wie auf der Webseite des Erzbistums heißt. In Zeiten eines „tiefgreifenden Kulturwandels“ und mit der Aussicht auf erheblich schrumpfende, sich bis 2050 um 50 Prozent reduzierende Geldmittel, heiße es zu reagieren: deshalb die Strukturreform – und der Versuch, die Gläubigen in der neuen Pfarrei zum Mitmachen einzuladen.
Zum Engagement im künftigen Pfarreirat, in seinen Arbeitsgruppen und in die bestehenden Strukturen zu reformieren. Eben hiermit seien unter anderem auch schon die Gemeindereferenten befasst, erklärt Stefania Menga, die ihre Arbeitsperspektive in Zukunft auf die Großpfarrei ausdehnen muss. Zum Beispiel beim Thema Firmung, bei dem es Ehrenamtlich zu gewinnen gilt. „Ich werde künftig öfter in Überlingen oder Heiligenberg unterwegs sein“, sagt Menga.

Bereits im Oktober wird gewählt
Nächster Schritt der Kirchenentwicklung 2030 ist die kommende Pfarreiratswahl am 19. Oktober. Alle 36 neuen Pfarreien der Diözese wählen jenes Gremium, das die Ziele für die pastorale Arbeit in der Pfarrei festlegt – und das dem neuen Leitungsteam der Pfarrei beratend zur Seite steht. Darüber hinaus wird es auch bei der Vermögensverwaltung und Haushaltsplanung einbezogen.