Durch ein internationales Kormoran-Management sollen die Bestände des schwarzen Raubvogels am Bodensee geregelt werden. Der Landtag kam mit seinem Beschluss vom 31. Januar den Forderungen von Fischern nach, die seit Jahren eine Dezimierung des Kormoran-Bestands fordern. Die Landesregierung muss einen Zeitplan vorlegen. Wie weit ist sie damit?
Gemeinsam teilen die Ministerien für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz sowie Umwelt, Klima und Energiewirtschaft auf Anfrage mit, man habe einen Antrag für einen Kleinprojektefonds der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK) eingereicht, der inzwischen bewilligt wurde. Damit soll wiederum ein länderübergreifender Antrag für ein seeweites Projekt zum Kormoran und zum Fischartenschutz vorbereitet werden.
Gemeinsame Zieldefinition der Bodensee-Anrainer
Dazu werde man auf alle Anrainer am Bodensee zugehen und darum bitten, Beteiligte aus den Bereichen Fischerei, Naturschutz und Jagd zu benennen. Gemeinsam soll eine Zieldefinition mit „sinnvollen und möglichen Maßnahmen“ ausgearbeitet werden. Da viele Brutkolonien innerhalb von Schutzgebieten liegen, werden man eruieren, welche Anforderungen zum Naturschutz zu beachten sind. Außerdem wolle man eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben. Darauf aufbauend werde Baden-Württemberg weiter darauf hinwirken, mit allen Anrainerländern gemeinsam ein großes, mehrjähriges Pilotprojekt zu initiieren, das unter wissenschaftlicher Begleitung die Maßnahmen umsetzt.
In der Landtagsdebatte hatte die FDP der Regierung vorgeworfen, eine Regelung zur Eindämmung des Bestands verschleppt zu haben. FDP-Abgeordneter Klaus Hoher erklärt auf Anfrage: „Wir behalten im Auge, ob die Hinhaltetaktik der Landesregierung damit nun beendet ist.“ Umweltministerin Thekla Walker sei in der Bringschuld. Es brauche „praktikable Maßnahmen für die betroffenen Fischer, Anwohner und die Natur“. Dabei müsse sofort gehandelt werden. Hoher kündigt einen „Ministerbrief an Frau Walker“ an, um sich über den aktuellen Stand des Zeitplans zu erkundigen.
Ist eine bundesweite Regelung denkbar?
Die CDU/CSU hatte jüngst einen Antrag zum Kormoran-Management in den Bundestag eingebracht. Dieser hat nach Angaben des CDU-Abgeordneten Volker Mayer-Lay ebenfalls eine massive Eindämmung der Bestände am Bodensee zum Ziel. Die Vermehrung des Vogels habe in „unserer Region extrem spürbare Auswirkungen“, so der Abgeordnete in einem Pressetext. In seiner Rede habe er sich für eine bundesweite Regelung ausgesprochen.
Den Beschluss im Landtag halte er für „wichtig und notwendig“. Er sei erfreut darüber, dass das Land nun die Zeichen der Zeit erkannt habe. Regelungsbedarf über die Vorhaben der Landesregierung hinaus sieht er dennoch: „Was die Fischer brauchen, ist die Aussicht auf gut gefüllte Netze in der Zukunft, keine Studien und Ausgleichszahlungen.“ Um den Fischpopulationen zu erneutem Wachstum zu verhelfen, reiche die Entnahme von einzelnen Tieren nicht aus.
Klaus Hoher betont: „Die Forderungen der CDU/CSU im Bundestag sind den unseren auf Landesebene sehr ähnlich. Ich denke, wir haben der CDU/CSU da eine gute Hilfestellung geleistet.“ In den Jahren ihrer Regierungsverantwortung hätte die Union allerdings bereits genug Zeit gehabt, sich des Themas anzunehmen, kritisiert er.