Christiane Keutner

Was des einen Leid, ist des andren Freud: Weil sich eine Igelmama bei Umbauarbeiten in Haus und Garten ständig gestört fühlte, ist sie nicht mehr zu ihren Babys zurückgekehrt. So kam der Heiligenberger Nachwuchs zur Ersatzmutter Helga Weißkopf nach Bermatingen-Ahausen. Die fünf inzwischen vier bis fünf Wochen jungen Igelchen liegen eng aneinandergekuschelt auf dem 35 Grad-Wärmekissen, eine Spende.

Toni ist ein wunderfitziges Igelchen und wird von Helga Weißkopf aufgepäppelt.
Toni ist ein wunderfitziges Igelchen und wird von Helga Weißkopf aufgepäppelt. | Bild: Stefanie Nosswitz

Das sechste, ein Singlefund namens Toni, flitzt herum, nagt mal hier, mal dort und probiert die Katzenkinder-Brekkies, die Helga Weißkopf in Fencheltee eingeweicht hat, um Blähungen vorzubeugen. Toni erkundet pfiffig den Tisch und die Kamera beim Fototermin und knabbert ein wenig am Finger herum. Die Stacheltiere haben bereits kleine Zähnchen, sodass die Ersatz-Mama bald den Speiseplan ändern, ihn mit Katzenfutter und Rührei bereichern kann. Das schont auch den Geldbeutel, denn die Dose Aufzugsmilch für 80 Euro, die mit dünnsten Spritzen und einem Mini-Nuckler verabreicht wird, wurde innerhalb von drei Wochen geleert. Damit musste sie die Kleinen in den ersten Wochen alle zwei bis drei Stunden füttern – auch nachts. Ihr Schlafquartier hatte Helga Weißkopf deshalb auf der Coach neben dem großen Käfig bezogen, damit sie ihren Mann nicht stört.

Überwintern im Wohnzimmer

Toni wiegt jetzt 168 Gramm – 800 sollten Igel haben, bevor sie ausgewildert werden. So wie es aussieht, wird das Sextett aber wohl in Weißkopfs Wohnzimmer überwintern, denn täglich nehmen sie ein bis fünf Gramm zu. Apropos: Der Tierschutzverein sucht dringend einen Raum für die niedlichen Säuger. Er sollte Tageslicht haben, frostfrei und ebenerdig sein und einen Wasseranschluss haben. "Ich weiß, das sind Ansprüche, aber für die Tiere und Helfer ideal. Wir verschwenden sonst viel Zeit, wenn wir die Igel bei Pflegestellen im Umkreis von 40 Kilometern unterbringen", sagt Helga Weißkopf. Zwischen 70 und 80 werden zur Überwinterung erwartet.

Helga Weißkopf und ihre Igelstation in ihrem Garten in Ahausen.
Helga Weißkopf und ihre Igelstation in ihrem Garten in Ahausen. | Bild: Nosswitz, Stefanie

Bis dahin bekommen die Pflegekinder in der neuen Heimat Ahausen Futter – und viele Streicheleinheiten. Wie knuddelt man einen Igel? "Sie legen die Stacheln an, so wird man nicht gepiekst", sagt die Igel-Mama und erzählt von ihrem Liebling Fipsi, der auf Zuruf kam und liebkost werden wollte.