„Wir Pfullendorfer werden ungeduldig“, pochte Thomas Jacob, Fraktionschef der Freien Wähler, in seiner Rede zum Doppelhaushalt 2023/2024 in der Gemeinderatssitzung am Donnerstagabend, dass so „langsam Erfolge hermüssen“, was die Sicherstellung der medizinischen Grund- und Notfallversorgung der Bevölkerung angeht. Im Zuge der Krankenhausschließung habe man die Eröffnung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) oder auch eines Primärversorgungszentrums (PVZ) in Aussicht gestellt, allein bislang habe man weder einen Plan oder Raumkonzept gesehen, von Umbaumaßnahmen ganz zu schweigen. Man wisse um die schwierige Aufgabe, Ärzte für ein MVZ nach Pfullendorf zu bringen, verwies Jacob auf die Tatsache, dass im bestehenden MVZ in Bad Saulgau in den vergangenen Monaten etliche Arztsitze geschaffen wurden. „In Pfullendorf ist mal wieder nichts zu sehen“, sieht er vor allem die Kassenärztliche Vereinigung in der Pflicht, endlich ihre Aufgaben zu erledigen. Bei den Haushaltsreden der Vertreter von und der Unabhängigen Liste waren weder Krankenhaus, MVZ oder PVZ eine Erwähnung wert.
Gesundheitsmanagerin für Pfullendorf ist seit 1. März aktiv
Bürgermeister Ralph Gerster erklärte am Ende der 4,5-stündigen öffentlichen Sitzung, dass man sich bezüglich des MVZ in der „Findungsphase“ befinde. Erstmals hatte der Rathauschef an der Gesundheitskonferenz teilgenommen, bei der unter anderem Vertreter der heimischen Ärzteschaft, Pflege bis hin zur Kommunalpolitik vertreten sind.
Er bestätigte, dass am 1. März im Landratsamt Sigmaringen die für Pfullendorf zuständige Gesundheitsmanagerin Lea Maier ihre Arbeit aufgenommen habe. Ein weiterer Gesundheitsmanager ist für Bad Saulgau zuständig und ebenfalls beim Landratsamt angestellt.
Angebot von ZfP an SRH, die komplette Psychiatrie zu übernehmen
In der öffentlichen Ratssitzung nicht thematisiert wurde eine mögliche weitere Wendung der Krankenhausthematik. Die SRH-Geschäftsführung bestätigte auf Anfrage des SÜDKURIER, dass man mit dem Zentrum für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg über eine Übernahme der Psychiatrie des SRH Krankenhauses spreche, beziehungsweise verhandle. „Wir stehen mit dem ZFP Südwürttemberg in einem engen Austausch bezüglich der fachlichen Weiterentwicklung unserer Klinik für Psychiatrie“, erklärte dazu SRH-Pressesprecherin Barbara Koch. Im Zuge dieser bisher guten Gespräche sei das Angebot von ZfP gekommen, die Klinik für Psychiatrie zu übernehmen. Dies werde nun auf der Grundlage der Beschlüsse des Kreistags, des Spitalfonds und der Gesellschafter zum Medizinischen Konzept geprüft. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir zum derzeitigen Zeitpunkt keine detaillierteren Angaben machen können, da die Gespräche noch nicht abgeschlossen sind“, antwortet sie auf die SÜDKURIER-Frage, ob die versprochene Verlagerung von Sigmaringen nach Pfullendorf nach einem Eigentümerwechsel noch stattfinden oder diese Verlegung in einen Kaufvertrag verpflichtend aufgenommen wird.