Zwischen Februar und April haben die Amphibienfreunde der Gruppe Uhldingen-Mühlhofen im Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) viel zu tun. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Amphibienanlage an der Straße zwischen Mühlhofen und Mimmenhausen. Der Bereich gilt als einer der artenreichsten im kompletten Bodenseekreis.
Vor und nach dieser Anlage wird jedes Jahr ein mobiler Zaun aufgebaut, an denen Amphibien in Eimern gesammelt und sicher über die Straße gebracht werden. „Wir kontrollieren jeden Abend und jeden Morgen“, berichtet Günter Vollmer, Vorsitzender der BUND-Gruppe Uhldingen und Koordinator der Aktion. „Außerdem dokumentieren wir die Zahl der Tiere.“

Auswirkungen des heißen Sommers 2018 noch zu spüren
Die Zahlen zeigen: Die Entwicklung in den vergangenen Jahren war alarmierend. Die Zahl der Tiere sank immer weiter. Und dann kam das extrem heiße und trockene Jahr 2018. „Die Auswirkungen dieses Jahres sind noch bis heute zu spüren“, sagt Günter Vollmer. „Die Anzahl der Tiere ging rapide zurück.“ Allerdings sei die Trockenheit nur ein Grund dafür, dass es immer weniger Amphibien gebe. In Expertenkreisen würden noch andere Ursachen diskutiert, sagt Vollmer, aber genaue Ursachen kenne man noch nicht.

2022 gingen nur gut 100 Tiere in die Eimer
Seit Februar sind die freiwilligen Helfer unterwegs und bringen die Amphibien sicher über die Straße. Erste Zahlen, die in dieser Zeit erhoben wurden, zeigen: Die Talsohle des Negativtrends scheint tatsächlich erreicht zu sein. Waren es 2022 insgesamt nur knapp über 100 Tiere, die in den Eimern der Helfer landeten, scheint diese Zahl in diesem Jahr wieder anzusteigen. Bereits jetzt wurden mehr als doppelt so viele Tiere wie im vergangenen Jahr gezählt. „Diese Zahl stimmt uns natürlich positiv“, sagt Günter Vollmer. „Allerdings hat diese Statistik auch einige Schattenseiten.“
Nach wie vor kaum Bergmolche und Grasfrösche
Bei genauer Betrachtung sei nämlich festzustellen, dass zwar die Zahl der Teichmolche stark zugenommen hat. Allerdings sei vor allem die Anzahl der Bergmolche und der Grasfrösche nach wie vor alarmierend gering. Ein Kammmolch, der auf der Roten Liste bedrohter Arten steht, wurde dieses Jahr noch gar nicht gesichtet. Dies weise darauf hin, dass der Artenreichtum an der Amphibienanlage weiter gelitten haben könnte.

Schilf im Killenweiher steht auf dem Trockenen
Günter Vollmer blickt aber nicht nur deshalb sorgenvoll in die Zukunft. Ein weiteres Problem sind die trockenen Winter. Der vordere Killenweiher, zu dem die Amphibien zum Laichen wandern, hat bis jetzt immer noch nicht genügend Wasser. Das Schilf steht auf dem Trockenen. Da vor allem die Kröten ihre Laichschnüre an die Schilfhalme hängen, könne die Wasserknappheit katastrophale Folgen für den Bestand haben, sorgt sich der Vorsitzende der BUND-Gruppe Uhldingen. „Hier bedarf es eines deutlich angepassteren Wassermanagements der Fischweiher“, fordert er.

Im April ziehen die Helfer Bilanz
Noch etwa bis Anfang April gehen die Amphibien auf Wanderschaft zu den Laichgewässern. Dann werden die Zahlen noch einmal genau analysiert. Bis dahin werden die insgesamt elf Eimer von den Helfern jeden Morgen und jeden Abend kontrolliert und die Kröten, Frösche und Molche, die sich darin befinden, sicher über die L201 gebracht. Und das in der Hoffnung, dass die Tiere trotz des eklatanten Niedrigwassers im vorderen Killenweiher eine Laichmöglichkeit finden und so die Zukunft ihrer Art sichern können.

Die Amphibienanlage an der Landesstraße 201
1985 wurde erstmals eine Amphibienanlage an der L201 zwischen Mühlhofen und Mimmenhausen in Form eines Folienzauns aufgebaut. Der Bereich gilt als einer der artenreichsten im gesamten Bodenseekreis. Betreut wurde die Anlage zunächst von der BUND-Gruppe Salem unter der Leitung von Karl Roth. In den Anfangsjahren zählten die Helfer pro Jahr zwischen 1200 und 2000 Tieren.
1990 übernahm die BUND-Gruppe Uhldingen die Betreuung. 1991 wurde im Zuge des Baus eines Radweges eine ganzjährige, fest installierte Anlage gebaut. Ab diesem Zeitpunkt mussten lediglich noch vor und nach der Anlage mobile Zäune aufgebaut werden. Etwa alle zehn Jahre werden neben den Tieren in den Eimern auch jene kontrolliert, welche die neun Durchlässe nutzen. Hier wurden teils mehr als 3000 Tiere gezählt. 2013 wurden an den Folienzäunen noch mehr als 800 Tiere gerettet. Im vergangenen Jahr waren es gerade noch etwas mehr als 100.