„Es wächst alles wie verrückt“, erzählt Janna Schmitt lachend. Und in der Tat: Die Mitte April noch nackte Erde der 55 Quadratmeter großen Parzelle in den Menzingergärten hat sich unter den Händen von Janna und Pierre Schmitt in ein grünes Paradies verwandelt. Hier gedeihen Radieschen, Tomaten, Paprika, Chili, Kohlrabi, Kartoffeln, Bohnen, Zucchini, Gurken, Mangold, Salat und sogar ein paar Erdbeeren.
Großer Traum vom eigenen Gemüse
Janna und Pierre Schmitt und ihre beiden Töchter Frieda und Emilia wohnen in der engen Überlinger Altstadt. Jetzt können sie als Pächter eines Krautgartens auf dem ehemaligen Landesgartenschau-Gelände der Menzingergärten innerhalb der Mauern der Altstadt ihren Traum vom eigenen Gemüsegarten verwirklichen. „Wir haben schon den ersten Kopfsalat geerntet und unser Asia-Pflücksalat schmeckt auch toll“, erzählt Janna Schmitt. Aus Frankreich, wo Pierre Schmitts Großmutter lebt und selbst bis vor Kurzem noch einen großen Obst- und Gemüsegarten bewirtschaftete, hätten sie speziellen Radieschen-Samen mitgebracht, ausgesät und die Ernte schon verspeist.
Kohlrabi, Zucchini und die ersten Buschbohnen haben die Schmitts ebenfalls ernten können. Die dreijährige Frieda liebt besonders die Salatgurken, die auch in ihrem eigenen kleinen Eck der Parzelle wachsen. „Wenn Frieda in den Garten kommt, will sie immer gleich zuerst eine Gurke essen. Die schmecken einfach so viel besser als die aus dem Supermarkt“, sagt Janna Schmitt erfreut.
Garten erfordert viel Zeit im Familienalltag
Doch nicht nur die Gemüsepflanzen wachsen üppig, sondern auch weniger willkommene Beikräuter. „Bei uns ist es eher ein bisschen wilder; das mit dem Unkraut habe ich unterschätzt“, gesteht die junge Überlingerin. Es sei schon eine Herausforderung, sich täglich um den Garten zu kümmern. Auch das Gießen brauche Zeit. Gerade abends sei es schwierig, dafür im Familienalltag Zeit zu finden, denn da müssten erst einmal die Kinder ins Bett gebracht werden, und um 20 Uhr würden die Gärten bereits geschlossen.
Kinder erleben Parzelle als einen Lernort
Alles in allem aber ist die Familie nach den ersten Erfahrungen von ihrem Gartenprojekt begeistert. „Man merkt, dass die Kinder jetzt einen eigenen Bezug zu den Früchten aus dem Garten haben“, sagt Janna Schmitt. Ihre Tochter Frieda habe zum Beispiel eine Zeit lang keine Zucchini essen wollen. Aber die selbst angebauten Zucchini schmeckten ihr nun auf einmal. „Die Kinder haben einfach Freude hier im Garten und lernen aber auch, dass etwas dafür getan werden muss, damit man ernten kann, oder dass man auch mal warten muss, bis etwas reif ist“, berichtet die junge Mutter.

So ist der pädagogische Aspekt des Selbstversorgergartens als Lernort für die eigenen Kinder für die Schmitts schon mal ein voller Erfolg. Aber auch die Eltern Pierre und Janna Schmitt haben aus ihrem ersten Gartenexperiment einiges gelernt und machen Pläne für die nächste Saison. Sie möchten die Beete befestigen und einfassen, damit auf dem leicht abschüssigen Gelände das Gießwasser nicht so schnell davonläuft. „Und die Tomaten müssen wir nächstes Jahr richtig ausgeizen und ihnen höhere Rankhilfen geben“, sagt die Hobbygärtnerin.
Verluste durch Diebstahl hat die Familie bisher noch nicht verzeichnen müssen. Aber das Interesse der Spaziergänger am Projekt sei groß. „Man wird ständig angesprochen und kommt mit den Leuten ins Gespräch“, erzählt Janna Schmitt. Schön sei auch die gute Gemeinschaft unter den Pächtern. „Man gibt sich gegenseitig Tipps und hilft sich auch mal beim Gießen. Das sind lauter nette Leute, das macht Spaß“, freut sich Schmitt und ist sich sicher: „Solange wir in der Stadt wohnen, werden wir das weitermachen.“