Nein, es war nicht Corona respektive Sars-CoV 2, wodurch die Überlinger Uhu-Mutter dahingerafft wurde. Es waren Herpes-Viren, die uns oft mit Lippenbläschen oder auch Gürtelrose plagen, die nun dem gefiederten Aushängeschild der Stadt den Garaus gemacht haben. Der prächtige Raubvogel war in der Nähe des Brutplatzes tot aufgefunden worden, wie die Pressestelle der Stadt jetzt mitteilt. Die Infektion als Todesursache sei in der „Staatlichen Tierärztlichen Untersuchungsanstalt“ in Aulendorf diagnostiziert worden. Im Grunde sei dieses von den Viren ausgelöste Organversagen nichts ganz Außergewöhnliches, wie die Veterinärbehörde erklärt.
Das erste Weibchen der Population im Stadtgraben starb 2013 an Rattengift. Und schon einmal fand der Uhu-Vater unerwartet schnell eine neue Partnerin – nun hofft man in der Stadt, dass dies wieder passiert.

Infektion wahrscheinlich durch Beutetier
„Die Aufnahme der Viren erfolgte mit hoher Wahrscheinlichkeit uber eine Taube als Beutetier“, heißt es: „Das ist zwar bedauerlich, zählt bei Wildtieren aber als naturliche Todesursache. Obwohl die beiden Altvögel nicht beringt und damit nicht unzweifelhaft zu identifizieren seien, betont die Stadt, könne man aufgrund der Brutplatztreue der Vogelart und dem bisherigen Verhalten der Vögel darauf schließen, dass es sich bei dem entdeckten Kadaver um das bekannte Überlinger Uhu-Weibchen handele.

Nur 2015 hatte es keinen Nachwuchs gegeben
Genau vor zehn Jahren hatte das Uhu-Pärchen erstmals im Stadtgraben gebrütet, besser gesagt „ein Uhu-Pärchen“. Denn die Mutter von damals wurde im Herbst 2013 Opfer eines Rattengift-Köders in der Stadt. Nach einem Jahr Pause hatte sich der Vater eine neue Partnerin ins Nest gezogen und die Erfolgsgeschichte ging ohne Pause weiter – für die Uhus und für Überlingen. Dann machte sich offensichtlich Vater Uhu aus dem Staub und die neue Mutter musste sich eine neue Liaison suchen. Doch auch diese neue Beziehung klappte schließlich – nach einer einmaligen Flaute im Jahr 2015, als es keinen Nachwuchs gab. Grund genug, die Hoffnung nicht aufzugeben, dass der Vater auch dieses Mal fündig wird – wenn nicht in diesem Winter, so in den kommenden Jahren.

Schutztunnel für Uhus soll unverändert bleiben
Es war eine der wenigen guten Nachrichten des Jahres 2020, dass auch kurz vor dem Corona-Lockdown drei junge „Übis“ das Licht der Welt erblickt hatten, durch die sich die Zahl des Nachwuchses der Uhufamilie im Stadtgraben auf 25 erhöhte. Dank der geplanten Landesgartenschau konnten ihnen die Überlinger Spaziergänger dieses Mal noch besser zuschauen als in den Jahren zuvor. Die bestehenden Schutzeinrichtungen im Stadtgraben sollen daher auf jeden Fall vorsorglich unverändert bleiben, wie die Stadt mitteilt. Mit diesem Uhu-Tunnel hatte die Landesgartenschau schon in diesem Jahr quasi einen Beitrag zu einem Nebeneinander von Mensch und Uhu im Stadtgraben geleistet, nachdem der Graben wegen der Tiere in den letzten Jahren ganz gesperrt gewesen war.

Maskottchen auch für Landesgartenschau
Schließlich hat die Vorliebe des größten nachtaktiven Vogels für den Überlinger Graben der Stadt so manchen Besuch von Naturfreunden und Ornithologen beschert, von vogelkundlich interessierte Menschen, welche die Stadt zuvor nie betreten hatten. Und auch in den Medien machte der Uhu Furore. Vor allem in der Überlingen Marketing und Tourismus GmbH wird man die Entwicklungen rund um den Horst mit viel Hoffnung beobachten, denn die Touristiker haben „Übi“ zu ihrem Maskottchen gemacht, wie auch die Landesgartenschau GmbH, sich ebenfalls des Uhus als zusätzliches sympathischen Symbols bedient hat.

Überlinger verfolgen Schicksal der Uhus von Anfang an
Immer wieder hatte der Uhu im vergangenen Jahrzehnt für Schlagzeilen gesorgt und für viele Menschen wurde er nicht nur zu einem zweiten Wappentier, neben dem Adler des Stadtwappens, sondern zu einem lebendigen Stadt-Haustier, mit dem viele mit litten. „Kranker Uhu-Papa ist wieder wohlauf“, war im Herbst 2012 im SÜDKURIER zu lesen. Der Aufmerksamkeit eines städtischen Mitarbeiters war es zu verdanken, dass er Anfang August beim Mähen im Stadtgraben den kranken Uhu-Vater entdeckte und nicht verletzte. Geschwächt lag er auf dem Rücken und rührte sich nicht. „Er muss wohl vom Felsvorsprung gestürzt sein und sich dabei zentralnervöse Störungen zugezogen haben“, hatte Tierärztin Karin Weber aus Ludwigshafen die Geschehnisse rekonstruiert. Rolf Geiger vom Grünflächenamt hatte das verletzte Tier in ihre Praxis gebracht. Mehrere Wochen war der Uhu bei der Familie Wirth im Überlinger Nußbachtal wieder gesund gepflegt worden. Ebenso wie das jetzt verstorbene Weibchen, das gleich in seinem ersten Jahr 2014 bei Andelshofen in eine Jauchegrube gestürzt und von Landwirt Werner Obser wieder herausgefischt worden war.