„Eigentum verpflichtet“: Das steht in unserem Grundgesetz. Nicht jeder nimmt diesen Gedanken allerdings so ernst wie der Überlinger Dirk Hornstein. Er hat das Glück, ein Grundstück mit kleinem Garten unterhalb der Franziskanerbrücke unmittelbar über dem Stadtgraben zu besitzen, und zugleich das Pech.

Denn als vor drei Jahren an der Stützmauer einiges ins Rutschen geraten und erste Steine auf den darunter gelegenen Fußweg gestürzt waren, war der Grundstückseigentümer gefordert. Wegen drohender Einsturzgefahr sperrte die Stadt aus Sicherheitsgründen die Wegeverbindung hinunter in den Graben.

Eigentümer steht in der Verantwortung

Lange schien nicht ganz klar, ob ein kleiner Teil des Grundstücks doch auf kommunalem Grund liegt. „Leider nicht“, sagt Dirk Hornstein aus gutem Grund. Denn die Kosten für die aktuell laufende Mauersicherung waren bisher auf rund 130.000 Euro kalkuliert.

Dass er als Grundstückseigentümer hier in der Verantwortung steht, daran will er gar nicht herummäkeln. Auch wenn es wehtut und unter anderem mächtige Baumwurzeln vom benachbarten städtischen Grund zum Problem beigetragen haben.

Blick von oben in die Mauerproblemzone über dem Stadtgraben mit dem Franziskanertor im Hintergrund.
Blick von oben in die Mauerproblemzone über dem Stadtgraben mit dem Franziskanertor im Hintergrund. | Bild: Hanspeter Walter

Sicherung soll noch teurer werden

Denn es kommt noch dicker. „Vermutlich kommen wir am Ende auf gut 150.000 Euro“, sagte Siegfried Lohner, Chef der mit den Arbeiten betrauten Engener Spezialfirma, bei einem Vor-Ort-Termin mit Vertretern der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, der Stadt und der unterschiedlichen Planungsbüros. Anlass war die Übergabe eines Förderbetrags der gemeinnützigen Denkmalstiftung Baden-Württemberg, deren ehrenamtlicher Geschäftsführer Stefan Köhler, ehemals erster Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen, ist.

„Gemeinsam Gutes tun und dies auch kundtun“, formuliert Köhler den Leitgedanken der Stiftung, als er einen Scheck über 29.000 Euro übergibt. Gemeinsam mit Regionaldirektorin Marina Roßmann von der Toto-Lotto GmbH Baden-Württemberg, da sich das Stiftungsbudget zu einem großen Teil aus Mitteln der Glücksspirale speist.

Freude über die Zuwendung im Garten über dem Stadtgraben: Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung ...
Freude über die Zuwendung im Garten über dem Stadtgraben: Dr. Stefan Köhler, ehrenamtlicher Geschäftsführer der Denkmalstiftung Baden-Württemberg, mit den Empfängern Dirk und Steffanie Hornstein und Marina Roßmann, der Toto-Lotto-Regionaldirektorin (von links). | Bild: Hanspeter Walter

Die Unterstützung der gemeinnützigen Stiftung orientiert sich in der Regel an der Fördersummen der staatlichen Denkmalpflege, die zuvor den gleichen Betrag zugesagt hatte. „Wir freuen uns riesig über diese Unterstützung“, erklärt Dirk Hornstein. Auch wenn voraussichtlich noch rund 90.000 Euro an ihm und seiner Frau Steffanie hängenbleiben werden.

Die vielfach beklagte lange Sperrung des Fußwegs und das Warten auf die Sicherungsarbeiten hatte indessen mehrere Gründe. Zum einen dauerte die Ursachenforschung einige Zeit, zum anderen grübelte die staatliche Denkmalpflege im Dialog mit der Unteren Denkmalschutzbehörde der Stadt längere Zeit über einem geeigneten und akzeptierten Sanierungskonzept.

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Arbeiten an der Mauer waren herausfordernd

Denn ohne einen formellen Förderbescheid des Landesdenkmalamtes darf mit den Arbeiten nicht begonnen werden. Und deren Umfang wurde zudem erst nach und nach sichtbar. Zunächst musste von oben die Mauerkrone abgetragen werden, um an den mächtigen Wurzelstock einer Akazie heranzukommen, der Stück für Stück entfernt werden musste. „Hier haben wir einige Werkzeuge verschlissen“, erinnert sich Siegfried Lohner.

Die Baustelle über dem Stadtgraben.
Die Baustelle über dem Stadtgraben. | Bild: Hanspeter Walter

Hinzu kämen die logistischen Beschwerlichkeiten der Baustelle. „Alles ist hier reine Handarbeit, Maschinen können in dem steilen Gelände nicht eingesetzt werden“, hat auch Stefan Köhler von der Denkmalstiftung schnell erkannt. Bei den Rückbauarbeiten musste das Material über eine lange Röhre in einen Container geschafft werden, der unten im Stadtgraben stand und immer wieder geleert werden.

Aufgebaut wird die neue Außenmauer mit Rorschacher Sandstein. „Wir haben hier keinen Lagerplatz und können die Steine nur in kleinen Portionen anliefern lassen“, betont Firmenchef Lohner. „Auch das verteuert die Maßnahme weiter.“

Es tut sich was

Inzwischen steht schon ein Teil der Mauer und die künftige Optik ist zu erkennen. Nicht nur das neue Fugenbild ist zu sehen, auch kleine Öffnungen als Wasserdurchlässe sind integriert worden. Beim jüngsten Hochwasser im Graben sind zwar einige Bretter der Baufirma davongeschwommen, ansonsten wurde die Mauerbaustelle dadurch wenig beeinträchtigt.

„Dennoch hängt es vom Wetter ab, wie wir weiter vorankommen“, sagt Siegfried Lohner. Zu kalt dürfe es für den verarbeiteten Mörtel nicht sein. Deshalb will der erfahrene Mauerbauer auch nicht versprechen, dass seine Mitarbeiter die Baustelle in diesem Herbst noch abschließen können.