Die Sauberkeit eines Ortes ist unmittelbar erkennbar, die Arbeit dahinter ist es selten. Tag für Tag arbeiten die Mitarbeiter des Betriebshofs Überlingens daran, die Stadt sauber zu halten – oder vielmehr aufzuräumen, was andere hinterlassen. Frühmorgens rücken sie aus. Um 7 Uhr beginnt die große Reinigung, spätestens um 9 Uhr soll die Uferpromenade frei sein, frei von Abfall, Flaschen, Pizzakartons und sonstigem Unrat der Promenadenflaneure des Vortags.

„Wir holen Hausmüll aus den Tonnen“

Zu den Saubermachern gehört Johannes Kästle. Jeden Tag geht er sein Revier ab, die Uferpromenade, den Landungsplatz und den Uferpark. „Im Sommer fallen allein dort jeden Tag 500 bis 600 Kilogramm Müll an“, verrät Kästle. Anders als man denken könnte, rückt der Betriebshof auch wochenends aus. Was weggeworfen wird? Alles.

Bastian Eberl ist Leiter des Betriebshofs Überlingen.
Bastian Eberl ist Leiter des Betriebshofs Überlingen. | Bild: Rasmus Peters

Betriebshofleiter Bastian Eberl stellt an dieser Stelle einen Wandel fest – aber nicht zum Guten: „Wir sind eine Wegwerfgesellschaft und ich bemerke, das Müllaufkommen wird stetig mehr“, sagt er. „Wir holen zum Beispiel regelmäßig Hausmüll aus den Tonnen.“ Letztlich sei überhaupt alles, was sie zusammentragen, Restmüll – auch die Pizzakartons. Verklebt mit Käse und Tomatensoße, sind sie für die Papiertonne disqualifiziert.

Johannes Kästle sammelt auf, was andere wegschmeißen. Pizzakartons, Flaschen gehören zum üblichen Abfall am Landungsplatz.
Johannes Kästle sammelt auf, was andere wegschmeißen. Pizzakartons, Flaschen gehören zum üblichen Abfall am Landungsplatz. | Bild: Rasmus Peters

Während der Corona-Zeit türmten sich Pizzakartons, als wollte jemand den schiefen Turm von Pisa nachbauen. Auch heute schichteten sich die Quadratschachteln an manchen Tagen noch bis zu zwei Meter, beschreibt Johannes Kästle.

Kot zwischen den Blumen

„Wir räumen die Dinge weg, die man als normaler Mensch nicht sieht“, sagt sein Mitarbeiter Johannes Kästle. Was er meint: Hundekot und Verpackungen zwischen den Pflanzen. Verborgen, bis sie ein Arbeiter findet. Dazu kann Eberl nur eines sagen: „Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für die Arbeit anderer.“

Karin Siebert kümmert sich morgens um die Pflanzen entlang der Uferpromenade.
Karin Siebert kümmert sich morgens um die Pflanzen entlang der Uferpromenade. | Bild: Rasmus Peters

Karin Sieber von der Stadtgärtnerei kann ein Lied davon singen. Sie kümmert sich um die Stadtbegrünung. „Die meisten Leute wissen gar nicht, dass wir schon da waren“, sagt sie, während sie Unkraut zupft und bevor die ersten Passanten über die Promenade schlendern. Wo sie die Blumen zur Seite drückt, schillert Alufolie – Hundeexkremente hat sie auch schon gefunden.

Betriebshofleiter Bastian Eberl am Landungsplatz. Mit dem Solarpanel auf dem nebenstehenden Abfalleimer wird ein Presse betrieben, die ...
Betriebshofleiter Bastian Eberl am Landungsplatz. Mit dem Solarpanel auf dem nebenstehenden Abfalleimer wird ein Presse betrieben, die den eingeworfenen Müll zusammendrückt | Bild: Rasmus Peters

Bauhofleiter Eberl sagt, eine langfristige Strategie verfolge die Stadt im Zusammenhang mit Müll nicht. Dennoch könnte eine ungewöhnliche Lösung weiterhelfen: „Den ein oder anderen Mülleimer könnte man wegen mangelnder Nutzung tatsächlich abbauen“, meint Eberl. Auf diese Weise könnten die Menschen vielleicht wieder mehr für Abfall sensibilisiert werden.

Mehr als nur Müll

Doch es fällt weit mehr an täglichen Arbeiten an, als Müll zu beseitigen. Unkraut entlang der Straßenränder und Laubbäume wird mit dem Heißwassergerät entfernt. Annähernd kochendes Wasser spritzt René Stuepp aus der Apparatur, um den Wildwuchs einzudämmen. Währenddessen dreht Stefan Zankel mit dem Laubbläser seine Runden und wirbelt buchstäblich Staub auf. Und doch: „Die Arbeiten am Landungsplatz sind nur ein Schnipsel dessen, was wir alles tun“, sagt Eberl.

Stefan Zankl reinigt mit einem Laubbläser die Treppen am Landungsplatz
Stefan Zankl reinigt mit einem Laubbläser die Treppen am Landungsplatz | Bild: Rasmus Peters

Neben den öffentlichen Plätzen schaut der Betriebshof auch an kommunalen Kindergärten, Schulen und Spielplätzen nach dem Rechten. Zuletzt haben Eberls 54 Mitarbeiter auch eine Schulküche ausgeräumt, in der ein neuer Estrich verlegt wurde und kümmern sich derzeit um die Einrichtung der Klassenräume. Denn auch wenn der Betriebshof viel Zeit aufwendet, anderen hinterher zu räumen, hinterlassen sie dafür anderen einen angenehmen Ort – still und beinahe heimlich.