Dieter Leder

 Es war ein denkwürdiger Augenblick, als Roland Leitner die schwere Eisenkette entfernte und das Tor zum ehemaligen Campingplatz aufmachte. "Treten Sie ein", forderte der Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH die Interessierten der Baustellenführung am Donnerstagabend auf, das zukünftige Gelände der Landesgartenschau 2020 zu besichtigen.

Es war auch ein emotionaler Augenblick, als Leitner das Tor aufmachte und die Öffentlichkeit herein bat. Denn seit Donnerstag ist es "sein" Gelände. Oder anders gesagt: Seit Donnerstag, 1. September ist das Gelände offiziell an die Landesgartenschau GmbH verpachtet.

Etwa 80 Interessenten hatten sich zu dieser besonderen Baustellenführung eingefunden, die wie die vorherigen Führungen auch zunächst an der Pinwand im Garten der Geschäftsstelle der Landesgartenschau begann. An dem großen Bauplan erläuterte Leitner zu Beginn die Pläne und das Konzept.

Es sprach von einem "hohen ökologischen Anspruch" und auch von einem "ersten wirklichen Höhepunkt", wenn Besucher ab dem Jahr 2020 das Gelände betreten würden. Er meinte damit den "großzügigen Seezugang auf 225 Metern" und machte auch auf ein Detail aufmerksam: das informelle Sitzen am Wasser bis zur Mittelwassermarke. Aber auch damit verbundene Probleme sprach er an: "Wir müssen drauf achten, dass das Ufer gesichert ist, auch im Winter."

Im Anschluss stellten die Besucher zahlreiche Fragen, etwa die, dass auf dem Plan bisher noch keinerlei Häuser eingezeichnet seien. Gemeint sind damit Toilettenanlagen oder Gastronomiebetriebe. Leitner bestätigte, dass dauerhafte Gastronomie notwendig ist und verwies auf die Stadt, deren Vorschläge noch abgearbeitet werden müssen.

"Es ist ein Trauerspiel, wie es jetzt aussieht", antwortete Leitner auf die Besucherfrage nach der zukünftigen Funktion des zur Zeit leerstehenden Westbahnhofs. Aber er ist mit dem Investor im Gespräch und hofft auch auf städtische Unterstützung: "Das ist eine Sache zwischen der Stadt und dem Investor", so Leitner.

Weitere Fragen drehten sich um Abstellplätze für Fahrräder, Veranstaltungen und auch, ob es schon einen Plan-B wegen der behördlichen Einwände gegen das Fällen der Platanenalle gäbe. "Wir gehen davon aus, dass alles klappt und wir keine Plan-B benötigen", entgegnete Leitner.

Irritiert zeigten sich Besucher über die jüngste im SÜDKURIER veröffentlichte Äußerung von Sabine Becker, ob es auf Grund der Einwände des Denkmalamts eventuell sinnvoll wäre, nochmals zu überlegen, auf die Abtragungen zu verzichten, um keine Baustopp zu riskieren. "Ich habe mich auch über den Satz gewundert", antwortete Leitner. Von einem Besucher kam die Zwischenfrage, ob Bürgermeisterin Becker überhaupt Ahnung von dem Projekt hätte? Leitner erklärte, dass sie nicht alles wissen könne.

Anschließend setzte sich der Tross in Richtung LGS-Gelände in Bewegung. Erste Station war der leerstehende Westbahnhof, an dem die alte Bahnhofsuhr symbolischerweise auf 5 vor 12 Uhr stehen geblieben war, wie ein Besucher anmerkte. "Dann wird richtig Gas gegeben", beteuerte Leitner bei der nächsten Station des Rundgangs. Denn abhängig von der Genehmigung des Bebauungsplans soll zügig noch dieses Jahr mit der Verlegung der Bahnhofstraße begonnen werden. "Wir hoffen auf einen milden Winter."

Auch das Thema Bäume wurde von Leitner angeschnitten, und er betonte nochmals, dass die Platanenallee nicht erhalten werden kann. Aber über die einzige und historische Chance, wie Leitner es nannte, müsse "letztlich der Gemeinderat abwägen". Leitner betonte nochmals, dass die Landesgartenschau GmbH von den Bürgern den Auftrag hätte, ein ökologisches Ufer zu erreichten. "Mir fällt es leicht, in die Planung einzusteigen."

Auch auf die Geschichte des Geländes mit den KZ-Arbeitern und dem Stollen ging Leitner ein: "Der Boden muss gewürdigt werden." An die Umstände, wie das Gelände entstanden ist, soll erinnert werden. "Wir müssen Offenheit erreichen" betonte er auf dem ehemaligen Campingplatzgelände und zeigte auf den weiten See: "Wir bekommen die Offenheit durch den See geschenkt."

"Lassen Sie das Wasser und den Molassefels auf sich wirken," gab abschließend ein sichtbar gut gelaunter Roland Leitner den Besuchern vor der untergehenden Sonne mit auf den Weg. Abschließend wurden die denkwürdige Baustellenführung und die neuen Besitzverhältnisse auf dem LGS-Gelände beim Stammtisch im Westbad gefeiert.