Die Plakate am Firmenzaun weisen darauf hin: "Wir erweitern unser Team". Gesucht werden CNC-Programmierer, Schlosser und Elektriker. Dass die Firma Allweier, einer der größten Arbeitgeber in Überlingen, auch einen Geschäftsführer suchte, stand auf den Plakaten nicht. Arbeitskräfte dieser Art werden natürlich auf diskreterem Wege gesucht – und gefunden.
Dass es bei Allweier im Dezember einen neuen Geschäftsführer gab, wäre fast gar nicht aufgefallen, so schnell war er nämlich wieder weg: Michael Stehle, stadtbekannter Unternehmer und Investor, war seit Anfang Dezember als Geschäftsführer im Unternehmen eingesetzt. Davon kündete das Handelsregister, Stehles Namen tauchte auch kurzzeitig im Impressum auf der Internetseite des Drehteileherstellers auf, das Gerücht machte in der Stadt die Runde und Fragen von Belegschaft und Öffentlichkeit wurden in den letzten Tagen formuliert. Denn mit dem Namen von Michael Stehle, ehemaliger Inhaber der Firma Terra-S, Käufer des Bahnhofs Therme und der Gaststätte "Walker", verbindet man in Überlingen eher Investment-Tätigkeiten und nicht unbedingt ein Anstellungsverhältnis.
Hat sich Stehle ins Unternehmen eingekauft? Nein, "es gibt kein finanzielles Engagement von Herrn Stehle", teilte Unternehmensgründer und Inhaber Hubert Allweier (Jahrgang 1946) mit. Er bestätigte, dass der 20 Jahre jüngere Stehle kurzzeitig als Geschäftsführer eingesetzt war, für nur zwei Wochen. Nach diesen zwei Wochen entschloss sich Hubert Allweier, die Geschäftsführung wieder selbst zu übernehmen, wie vor der Übergabe des Unternehmens an seine Tochter.
Hubert Allweier gründete das Unternehmen vor 46 Jahren. Tochter Simone Allweier ist vor ein paar Jahren bereits die Geschäftsführung übertragen worden. Im Oktober dieses Jahres trat Simone Allweier jedoch in den Mutterschutz, berichtet ihr Vater Hubert Allweier. Er habe einen "Interimsgeschäftsführer" bestellt. Die Zusammenarbeit mit besagtem Geschäftsführer habe aber "nicht gepasst", sagte der Senior-Chef, worauf Ende Anfang Dezember Michael Stehle zum Geschäftsführer benannt wurde. Allweier: "Hierbei gab es intensive und gute Gespräche", man sei sich aber einig gewesen, dass eine Zusammenarbeit zum jetzigen Zeitpunkt nicht richtig sei, worauf er wieder als Geschäftsführer ins Unternehmen einstieg. Michael Stehle, um eine Stellungnahme gebeten, sagte: "Kein Kommentar!"
Eine weitere Personalie betrifft den Sohn des Unternehmers, Michael Allweier, der seit Herbst dieses Jahres nicht mehr als Prokurist bestellt ist. Er sei aber weiterhin engagiert im Unternehmen an anderer Position beschäftigt, sagte Hubert Allweier.
Das Unternehmen stehe gut da und blicke hoffnungsfroh in die Zukunft, "die Auftragslage ist unverändert gut und keiner der 198 Mitarbeiter muss sich Sorgen um das Unternehmen und um seine Zukunft machen", geht Allweier auf Fragen ein. "Unser Unternehmen hat eine gesicherte wirtschaftliche Basis. Die gegenwärtigen Herausforderungen werden wir gemeinsam mit unseren Partnern bewältigen." Erst 2011/12 hatte das Unternehmen kräftig investiert. Dazu Hubert Allweier: "Das Hochregallager war eine wichtige Investition in die Zukunft, um das weitere Wachstum und die Sicherung von Arbeitsplätzen zu gewährleisten."
Dass es nun Fragen im Unternehmen und der Öffentlichkeit gibt, die sich aus den vorgenannten Personalien ergeben, ist für Hubert Allweier nachvollziehbar. Es seien zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen, die jetzt aber noch nicht spruchreif seien. Für Anfang Januar kündigte Hubert Allweier an, weitere Aussagen treffen zu können, er bittet Belegeschaft und Öffentlichkeit bis dahin um Geduld.
Allweier Präzisionsteile
Die Firma wurde 1970, damals noch als „Allweier Drehteile“, von Hubert und Edith Allweier in Altheim gegründet. 1980 wurde der Firmensitz nach Überlingen verlegt. Allweier ist Spezialist für CNC-Drehen, -Fräsen und -Schleifen sowie für die Montage von Baugruppen und Komponenten. Sie beschäftigt 198 Mitarbeiter. 2011/2012 investierte die Firma in den Bau eines Hochregallagers und den Ausbau ihrer Produktionsfläche.