Überlingen – Pfarrer Karl-Heinz Bergers legendäre Predigt zum Nikolaustag 2014 hallt noch immer nach. Auch bei Karin Walz. Für sie war die Predigt damals Ausgangspunkt für ihr Engagement, "die Werte des Nikolaus wieder stärker in das Bewusstsein und insbesondere in die Gegenwart zu bringen." Nikolaus ist nicht nur Name und Heiliger, er ist auch Patron des Münsters – und der Stadt. Für Walz hat er eine überkonfessionelle Bedeutung. Und damit stellt sich die Frage, welche Werte die heutige Gesellschaft prägen. Und wie Menschen in einer Stadt zusammenleben, deren Patron Nikolaus ist.
Vom 1. bis 6. Dezember finden die ersten Nikolaustage statt. Bei zahlreichen Veranstaltungen, Diskussionen und Vorträgen sollen Antworten auf die Fragen gefunden werden. Vor allen Dingen soll das Phänomen Nikolaus näher beleuchtet werden.
Pfarrer Karl-Heinz Berger stellt die Frage, warum Sankt Nikolaus nur noch kirchlich gefeiert wird, obwohl er auch Patron der Schifffahrer, der Händler und der Stadt ist. Nikolaus ist Heiliger, der in seinem Leben beispielhaft und auch tugendhaft war. Berger fordert, mehr familiengerechten und bezahlbaren Wohnraum in Überlingen zu schaffen. "Mit dem Stadtpatron auf der Fahne verpflichtet sich die Stadt zu mehr."
Tobias Heemann ist stolz darauf, zur Auftaktveranstaltung der Nikolaustage am 1. Dezember im Augustinum einzuladen. "Das ist das Entrée in die Adventszeit." Er betont: "Wir wollen vom amerikanischen Santa Claus wegkommen und zurückfinden zu den wirklichen Werten." Professor Werner Mezger wird daher im Augustinum in einem Diavortrag Sankt Nikolaus zwischen Kult und Klamauk darstellen.
Auch für die evangelische Kirche ist Sankt Nikolaus wichtig. "Wir beten ihn nicht an, aber wir leben die Tugenden", sagt Pfarrerin Silvia Johannes. Auch sie will das Bild der Menschlichkeit in die Stadt tragen. "Wichtig ist, dass etwas getan wird." Genau das mache Nikolaus aus. "Wir reklamieren gemeinsam für Überlingen die Werte, die an der Basis gelebt werden."
Im Kolpingsaal findet am 3. Dezember das Stadtgespräch unter der Moderation von Stefan Hilser statt. Der Chef der SÜDKURIER-Lokalredaktion Überlingen wird mit Gästen die Rolle des Münster- und Stadtpatrons zwischen Tradition und Zukunft beleuchten.
Es sind immer mehr Frauen, die sich engagieren. Und dabei wollen sie nicht immer im Vordergrund stehen, wie Francoise Wilhelmi de Toledo erläutert. Sie ist Präsidentin des Club Soroptimist Überlingen. Am 2. Dezember wird in der Klinik Buchinger Wilhemi die Frage diskutiert werden: "Wenn Nikolaus eine Frau wäre."
Schon der heilige Nikolaus ließ Weizen an hungernde Einwohner verteilen. Unter der Überschrift "Weizenwunder und Wunderweizen" beleuchten Christa und Barbara Diener am 2. Dezember im Café der Bäckerei Diener den Weizen heute und seine Wertigkeit.
Parallel gibt es wieder den Festgottesdienst am 4. Dezember sowie die Nikolausandachten am 3. und 6. Dezember.
Zur Person
Nikolaus von Myra soll zwischen 270 und 286 in Patara geboren worden sein, an einem 6. Dezember starb er. Er ist einer der bekanntesten Heiligen, an seinem Todestag wird im gesamten Christentum an ihn gedacht. Zu den bekanntesten Legenden gehört die der drei Goldkugeln, die er drei jungen Frauen für deren Mitgift schenkte. Aufgrund dieser Legende wird der Heilige oft mit drei goldenen Kugeln oder Äpfeln als ikonografischem Heiligenattribut dargestellt. Auch das Kornwunder geht auf den heiligen Nikolaus zurück: Er verteilte für den Kaiser bestimmtes Getreide stattdessen an die Hungernden. Am Ende reichte das Getreide für die Armen und für den Kaiser.