Walter Sorms hat ganz andere Ideen für den Bau eines Pflanzenhauses. Statt des preisgekrönten Plans, Pflanzenhaus und Parkhaus als einheitliches Entrée zu gestalten, schwebt dem Gemeinderat und Demeter-Landwirt ein viel luftigeres Pflanzenhaus vor. Er träumt von einem Glashaus, das sich im Sommer fast vollständig beseitigen lässt, und das günstiger zu haben sei als die geplante so genannte „Stäbchenarchitektur“, wie sie in den Diskussionen genannt wird.
Mit seinen Ideen, die Walter Sorms im SÜDKURIER im Mai 2016 vorstellte, ist der Gemeinderat auf informeller Ebene offenbar so weit vorgedrungen, dass der bisherige Plan vom Tisch gewischt wurde. Das bestätigt die Aussage von Baubürgermeister Matthias Längin. Auf SÜDKURIER-Anfrage teilte Längin in dieser Woche mit: „Es ist in der Tat so, dass der Wettbewerbsentwurf des Pflanzenhauses nicht realisiert werden wird.“ Der weitere Ablauf werde mit Oberbürgermeister Jan Zeitler, der nächste Woche sein Amt antritt, besprochen und dann öffentlich kommuniziert.
Die bisherige Oberbürgermeisterin Sabine Becker wies auf das Thema mit einem Satz in ihrer Bilanz, die sie im Amtsblatt zum Ende der Amtszeit gezogen hatte, auf das Thema hin. "Beim Pflanzenhaus kann die Stadt den Siegerentwurf nicht realisieren, da das von den Planern entworfene Pflanzenhaus keine idealen Standortbedingungen für die wertvolle Kakteensammlung der Stadt bieten würde." Näher ging sie nicht darauf ein. Möglicherweise ist damit gemeint, dass die Kakteen besser wachsen, wenn sie im Sommer nicht im Glashaus schwitzen.
Nicht nur die Öffentlichkeit wurde über die Kehrtwende bislang im Unklaren gelassen. Sogar das Hamburger Architekturbüro, das mit seiner Idee von der einheitlichen Fassadengestaltung bei Park- und Pflanzenhaus den Wettbewerb gewonnen hatte, weiß darüber nicht Bescheid. Projektleiter Christian Dirumdam sagte am Freitag: „Das ist ein heikles Thema, weil wir im Augenblick keinen aktuellen Kenntnisstand haben, wie es weiter geht. Ich weiß nur, dass bisher nichts passiert ist und wir noch in keine Planung eingestiegen sind.“ Er sei im etwa halbjährigen Turnus im Austausch mit der Stadt gewesen, habe dann aus Zeitungsberichten erfahren, dass von verschiedenen Leuten „andere Ideen in den Raum geworfen wurden“. Die klare Aussage Längins, dass sein Plan nicht realisiert werde, „höre ich jetzt von Ihnen zum ersten Mal“, sagte er im Gespräch mit dieser Zeitung. Auch wenn es andere Überlegungen gibt, etwa zum Bau eines Gebäudes mit größeren Öffnungen, wäre er immer davon ausgegangen, „dass wir in die weitere Planung einbezogen werden“. Wie Architekt Dirumdam sagte, sei es rückblickend schwer zu sagen, ob das Parkhaus als Solitär anders gestaltet worden wäre. Aber es sei schon so, dass die Gebäude mit einer "übergreifenden Fassadengestaltungsidee" gestaltet wurden.
Das Architekturbüro Schaltraum, Hamburg, gewann im Juni 2014 den 1. Preis im Wettbewerb um die Realisierung des Parkhauses und des Pflanzenhauses bei der Bodenseetherme. Aus Sicht des Preisgerichts beeindruckte der Entwurf wegen seiner verbindenden Gestaltungsidee und wegen der hohen Funktionalität des Parkhauses auf einem schwierigen dreieckigen Grundstück.