Vor fünf Jahren wurden die Mieten für Liegeplätze im Osthafen letztmals erhöht, im Westhafen hat sich in dieser Hinsicht seit über 20 Jahren nichts mehr getan. Jetzt aber hat der Gemeinderat die Mieten für beide Häfen deutlich erhöht. Im Westhafen für Wasserliegeplätze um knapp 67 Prozent, im Osthafen um 40 Prozent, bei Trockenliegeplätzen sogar um fast 75 Prozent. "Vertretbar und erforderlich": So rechtfertigte die Gemeindeverwaltung die neuen Gebühren, die zu Beginn kommenden Jahres gültig werden. Im Vergleich zu umliegenden Häfen sind die neuen Mieten aber weiterhin die preiswertesten.
Kein Vorsteuerabzug mehr möglich
Wie Kämmerer Ewald Geßler begründete, habe sich die steuerliche Situation für die Häfen grundlegend verändert. Bisher habe man die im Hafen erwirtschafteten Gewinne mit den Verlusten im Bereich Tourismus verrechnen können. „Dies ist nun nicht mehr möglich“, so Geßler. Daher sei die Gemeinde im Bereich des Hafenbetriebs körperschaftssteuerpflichtig. Allerdings seien nicht alle Umsätze steuerpflichtig; so würden die Mieteinnahmen aus den fest vermieteten Plätzen in der Vermögensverwaltung verbucht, wo keine Steuerpflicht gelte. Damit einhergehend sei jedoch bei Investitionen kein Vorsteuerabzug mehr möglich.
Infolge dieser Veränderungen ist es dem Kämmerer zufolge nicht sinnvoll, den Neubau des Hafenmeistergebäudes West über eine Baukostenumlage der Liegeplatzmieter zu refinanzieren, wie es bisher gehandhabt worden sei. Geßler schlug daher vor, die Mieten anzuheben. Für das neue Hafenmeistergebäude seien bisher 1,287 Millionen Euro ausgegeben worden. Wenn man annehme, so der Finanzchef weiter, dass die Investition in zehn Jahren ohne Berücksichtigung von Zinsen refinanziert werden solle, müssten aus der Mieterhöhung etwa 130 000 Euro jährlich erwirtschaftet werden.
Komplizierter wird's im Osthafen
Geßlers Erklärungen zufolge beträgt die Miete im Westhafen derzeit 250,44 Euro Grundbetrag plus 21,47 Euro pro Quadratmeter. Komplizierter ist die Berechnung zurzeit noch im Osthafen: Pro Quadratmeter Betriebskostenpauschale von 7,32 Euro und 11,93 Euro für die Miete, wobei die Quadratmeter mit einem individuellen Nutzungsfaktor von 0,8 bis 1,5 multipliziert werden.
Künftig ist eine Vereinheitlichung geplant: Je Quadratmeter Liegeplatzfläche sollen eine Miete und eine Betriebskostenpauschale erhoben werden, der Grundbetrag im Westhafen und der Nutzungsfaktor im Osthafen werden wegfallen. Angesichts der zusätzlichen Aufwendungen durch die Steuerpflicht, die bisher unterdurchschnittlichen Mieten in beiden Häfen, der unsicheren Mehreinnahmen bei Gastliegeplätzen hielt die Verwaltung eine Erhöhung der Mieten um rund 50 Prozent vertretbar. Aufgrund der kommunalen Herausforderungen an den Haushaltsausgleich in der kommunalen Doppik seien diese auch erforderlich, so Geßler.

Die rechnerischen Mieteinnahmen für den Westhafen betrugen bisher 296 329 Euro, für den Osthafen 125 111 Euro und für die Trockenliegeplätze 16 971 Euro, zusammen also 438 412 Euro. Die Verwaltung schlug vor, folgende Mieten festzulegen: Für den Westhafen pro Quadratmeter 9 Euro Betriebskostenpauschale und 34 Euro Miete (Gesamteinnahme 451 540 Euro, Erhöhung 52,4 Prozent), für den Osthafen 8 Euro plus 30 Euro (184 868 Euro, plus 47,9 Prozent), für die drei Kategorien der unterschiedlich großen Trockenliegeplätze von bisher 184, 240 und 260 Euro auf 240, 312 und 340 Euro (25 476 Euro, +50,1 Prozent).
Abstand zwischen Hafen West und Ost vergrößern
Gemeinderat Clemens Beirer plädierte jedoch für einen anderen Satz, um den Abstand zwischen Hafen West und Ost zu vergrößern, weil man im neuen Hafen West deutlich mehr Vorteile habe. „Das muss sich im Preis niederschlagen.“ Für Hafen West schlug er 38 Euro Miete, für Hafen Ost 28 Euro Miete vor. Und die Freien Wähler votierten dafür, die Entgelte für die Trockenliegeplätze noch deutlicher zu erhöhen: Auf 340, 412 und 440 Euro. Beide Vorschläge wurden schließlich genehmigt.
Im Westhafen werden künftig 493 543 Euro Mieteinnahmen erwartet, das bedeutet eine Steigerung um 66,6 Prozent, im Osthafen 175 138 Euro (plus 40 Prozent), für die Trockenliegeplätze 29 676 Euro (plus 74,9 Prozent). Geßler wies darauf hin, bei der geringeren Erhöhung im Osthafen sei zu berücksichtigen, dass dort noch die Umlage für die Sanierung laufe. Insgesamt wird mit maximal 698 357 Euro Mieteinnahmen gerechnet – gegenüber den bisherigen 438 412 Euro eine Steigerung um 59,5 Prozent. Das bedeutet, dass für einen 30 Quadratmeter großen Platz im Westhafen künftig 1410 Euro (bisher 894,54 Euro), im Osthafen 1080 Euro bezahlt werden müssen, wobei hier aufgrund der verschiedenen Nutzungsfaktoren eine bisherige Miete nicht genau gegengerechnet werden kann.
Die Häfen
- Allgemeines: Die Sportboothäfen West und Ost werden von der Gemeinde Sipplingen betrieben, Hafenmeister ist Roland Bellgardt. Im Hafen West gibt es 280 Wasserliegeplätze, im Osthafen 200 Wasserliegeplätze. Insgesamt sind 15 Gastliegeplätze vorhanden, dazu kommen noch rund 70 Trockenliegeplätze.
- Verwaltung: Für die Hafenverwaltung ist Patricia Sinner von der Gemeindeverwaltung zuständig. An sie muss man sich auch wenden, wer Interesse an einem Liegeplatz hat (Telefon 0 75 51/80 96 26). Die Wartezeit lässt sich infolge unsicherer Kündigungen bisheriger Liegeplatzinhaber nicht genau beziffern. Je nach Hauptwohnsitz werden drei verschiedene Wartelisten geführt. Die mit Hauptwohnsitz gemeldeten Personen kommen schneller zum Zug, die Wartezeit für gar nicht gemeldete Interessenten ist laut Gemeindeverwaltung „tatsächlich recht lange“.
- Gebühren (ab 2019): Wasserliegeplatz im Westhafen: 38 Euro zuzüglich 9 Euro Betriebskostenpauschale pro Quadratmeter.
Osthafen: 28 Euro zuzüglich 8 Euro Betriebskostenpauschale. Trockenliegeplätze nach Größe: Kategorie 3: 340 Euro, Kategorie 2: 412 Euro, Kategorie 1: 440 Euro