„Gemeinsam singen bringt die Menschen aus allen Kulturen und Generationen seit jeher in einen kulturellen und gesellschaftlichen Einklang„, hieß es im Pressetext. Auf dem Programm standen Volkslieder, Spirituals, Popsongs, Gospels, Choräle und Schlager als verbindende Lieder. Gesungen wurde in Deutsch, Englisch, Hebräisch und Latein. Das gemeinsame Singen sollte in Coronazeiten Freude bereiten. Dabei war lange Zeit nicht sicher, ob die bundesweite Aktion stattfindet

Vor über einem Jahr hatte der BMCO die Chorleiter zur Teilnahme aufgerufen. Mit dem Coronaausbruch lag das Projekt auf Eis. Mit den bekannten Coronamaßnahmen wurde das Konzept überarbeitet. Doch hing alles von der Organisation und Teilnahme vor Ort ab. „Ein Rudelsingen oder einen Flashmob in Nicht-Corona-Zeiten zu organisieren war Peanuts gegen die Mitsingaktion„, erzählte Koch-Nedela. Sie habe mit ihrem Mann lange im Vorfeld überlegt, ob sie den Aufwand auf sich nehmen sollten. Am Ende gab der Erfolg ihnen Recht.

Ein Chor aus 120 Stimmen
Während sich ihr Mann Reinhard um die Logistik und das Hygienekonzept kümmerte, bereitete die Chorleiterin den musikalischen Part vor und führte die Teilnehmerliste. Alle Teilnehmer sollten sich vorab mit Kontaktdaten anmelden. Im Vorfeld hatten sich 85 Teilnehmer angemeldet. Am Aktionsabend kamen weitere Mitsinger hinzu, so dass beim Veranstaltungsbeginn auf der Liste 120 Menschen mit den geforderten Kontaktdaten standen. Am Eingang zur Schlossseeanlage registrierten Thomas und Beate Bucher die Besucher. Handdesinfektion stand bereit. Jeder bekam eine Kerze mit Windschutz.

An über 750 Stätten wurde bundesweit anlässlich des 30. Jahrestages der Deutschen Einheit gesungen. Dabei war Salem ein von vier Standorten im Bodenseekreis. Die Schirmherrn der Aktionen waren Bischof Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, und Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Beide wiesen in ihren Grußworten im Programmheft nicht nur auf die friedliche Revolution in Ostdeutschland und den 30. Tag der Deutschen Einheit hin. Sie hoben auch die 75 Jahre Friedenzeit seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hervor. So war das gemeinsame Singen auch eine gemeinsame Stimme und Demonstration für Einheit und Frieden.

Beim gemeinsamen Singen unter Corona-Auflagen wurde auf die Abstände geachtet. Reinhard Nedela hatte dafür mit zweieinhalb Meter Abstand Rasierschaum-Punkte auf den Rasen markiert. Wie selbstverständlich hielten sich die Sänger daran. Familien standen zusammen.

Nach dem Sonnenuntergang zog über dem Schlosssee schnell die Dunkelheit ein. Im warmen Kerzenlicht und der friedvollen Atmosphäre beim Singen wurde es sehr stimmungsvoll. Am Ende war die Chorleiterin von so viel Zuspruch begeistert und fühlte sich in ihrem Tun bestätigt. „Wenn jemand was in die Hand nimmt, dann wird es auch angenommen“. Sie sei überzeugt, dass Singen psychisch und physisch zur Gesundheit beitrage. „Es gibt auch innerhalb der Corona-Maßnahmen Möglichkeiten“, diese sollten genutzt werden. Sie betonte wiederholt, dass sie die Regelungen richtig und wichtig finde. „Viele vermissen das Singen.“
