Es war das Thema der vergangenen Monate in Oberteuringen, vor allem für Familien: der geplante Um- und Neubau der Grundschule, die aus den Nähten platzt und ab diesem Schuljahr eine anerkannte Ganztagsschule ist. "Die Erweiterung ist dringend und auch geboten", stellt denn auch Ulrike Harder fest. Die Elternbeiratsvorsitzende der Talschule redet nicht lange drumherum, wenn sie den aus ihrer Sicht größten Wunsch der Eltern an den neuen Bürgermeister der Gemeinde formuliert: "Bitte gehen Sie das möglichst schnell an!"
Die Erweiterungspläne liegen quasi baureif im Rathaus. Bürgermeister Karl-Heinz Beck wollte das nächste große Bauprojekt nach dem Lebensraum-Campus nicht mehr in eigener Verantwortung anpacken, da die Finanzierung des 7-Millionen-Euro-Baus den finanziellen Handlungsspielraum der Gemeinde in den nächsten Jahren einschränken wird. Und obwohl es aus Sicht der Eltern zeitlich drängt, "soll sich der neue Bürgermeister die Pläne noch einmal anschauen", meint Ulrike Harder. Denn wegen der gestiegenen Kosten fiel die Aula weg, die ursprünglich geplant war, laut Ulrike Harder "ein ganz wesentlicher Ort für eine Schule". Es dürfe auch ein multifunktionaler Raum sein, der als Versammlungsort taugt, denn die Sporthalle sei zu weit weg. Auch in Bezug auf die Schulküche wünscht sich die Elternbeiratsvorsitzende noch mal einen kritischen Blick vor allem auf die geplante Ausstattung.
Eine sicher nicht leichte Aufgabe für den neuen Schultes sei es zudem, eine "verträgliche Containerlösung" für die Bauphase und vor allem "den richtigen Standort" für die Interimsschule zu finden. Denn schade wäre es, wenn gerade der Skaterplatz, das einzige Angebot für ältere Kinder, dadurch wegfiele. Ein großer Wunsch der Eltern sei zudem, die Schulbücherei wieder neu einzurichten, die wegen des Schimmelbefalls der mittlerweile sanierten Räume derzeit fast leer steht. "Wir brauchen eine Schulbücherei, die die Ansprüche einer Grundschule abdeckt", so Ulrike Harder.
Nicht weniger beschäftigt die Eltern, wie die Ganztagsschule in Wahlform funktionieren wird. 60 Eltern haben ihre Kinder dafür angemeldet, sie gehen fortan an drei Wochentagen bis 16 Uhr zur Schule – doppelt so viele Kinder aber nicht. "Diese Wahlmöglichkeit für Eltern sollte da sein, da die Familien im Ort unterschiedliche Bedürfnisse haben. Viele haben ihre Kinder nachmittags eben gern zu Hause oder sind mit ihnen im Verein engagiert. Andere sind voll berufstätig und auf eine Betreuung am Nachmittag angewiesen", weiß Ulrike Harder. Es jetzt allen Recht zu machen, sei schwierig. Bei der aktuellen Regelung dürfen nur die Ganztagskinder mittags in die Mensa, die bei nur 25 Sitzplätzen sowieso in drei Schichten essen müssen. Problematischer ist für nicht wenige Eltern, dass für ihre Kinder, die an einem oder zwei Nachmittag(en) zum Unterricht müssen, ohne Ganztagskind zu sein, nicht nur das Essensangebot, sondern auch eine Betreuung zwischen 13 und 14 Uhr fehlt. "Die jetzige Lösung deckt die Bedürfnisse der Eltern nicht hundertprozentig ab, da ist sicher Optimierungsbedarf", sagt Ulrike Harder, "aber jetzt muss die Ganztagsschule erst einmal starten dürfen".
Auch für Sabine Satlow-Heselhaus ist die Schule gerade ein großes Thema, auch wenn sie seit vielen Jahren Vorsitzende des Elternbeirats im Rotach-Kindergarten ist. Ihrer Meinung nach mussten sich die Eltern vor den Ferien für die Ganztagsschule entscheiden, obwohl das Nachmittags-AG-Angebot da noch nicht konkret feststand. Viel problematischer findet sie aber, dass die 120 Halbtagskinder die Ganztagsangebote prinzipiell nicht nutzen dürften – selbst den Schulchor nicht, wenn der nachmittags probt. "Diese Ungleichbehandlung geht gar nicht", sagt die Mutter von drei Kindern; eine Tochter geht zur Schule.
Auch in den Kindergärten ist die Problematik die gleiche wie in der Schule. Durch die großen Baugebiete sind viele Familien nach Teuringen gekommen. Beide Kindergärten sind übervoll und mit je einer zusätzlichen "Notgruppe" versehen. Der neue Kindergarten am Bachäcker soll nun erst im Februar öffnen – nochmal ein halbes Jahr "Provisorium". Dann ziehen die zwei Gruppen um, doch "reichen die Kapazitäten dann für die Zukunft?", fragt Sabine Satlow-Heselhaus den neuen Bürgermeister. Sie wünscht sich zudem, dass die Elternbeiräte der Kindergärten künftig bei Entscheidungen der Gemeinde besser eingebunden werden. Freilich werde man derzeit zu allen wichtigen Fragen gehört, aber genau genommen eben nur informiert.
Fragt man beide Frauen, was die Familien im Ort dem neuen Bürgermeister noch auf den Zettel schreiben würden, kommen noch einige Anregungen. Beide fordern mit Nachdruck, dass den Kindern wieder Schwimmunterricht ermöglicht wird, den es früher mal in Wittenhofen gab. "Da muss die Gemeinde Mittel und Wege finden", sagt Ulrike Harder. Beide meinen unisono, dass Oberteuringen schöne und auch ausreichend Spielplätze hat, aber dem schönsten und neuesten im Pfaffenberg schlicht die Beschattung für heiße Sommertage fehlt. "Bis die Bäume da oben Schatten werfen, dauert es noch Jahre", sagt Sabine Satlow-Heselhaus. Auch das Freizeitgelände an der Rotach finden beide toll, brauche aber wegen des zuweilen ungepflegten Zustands einen "Kümmerer" und ein Ganzjahreskonzept beispielsweise mit einem richtigen Beachvolleyballfeld. Für die Drei- bis Sechsjährigen lasse zudem das Ferienangebot der Gemeinde zu wünschen übrig, meint Sabine Satlow-Heselhaus. "Da gibt es im Gegensatz zu den Ferienspielen für die Schulkinder nämlich nichts", so die dreifache Mutter mit zwei Knirpsen.
Ein dickes Problem – wenn auch von Elternseite hausgemacht – haben die Beiratsvorsitzenden mit der chaotischen Verkehrs- oder besser Parksituation vor der Schule, wenn Kinder gebracht oder geholt werden. "Da müssen sich Bürgermeister und Elternbeirat etwas Schlaues einfallen lassen und den Dialog auch in diesem Punkt fortsetzen", sagt Ulrike Harder. Aus Sicht der Familie bleibt also eine ganze Menge zu tun.
Wahl-Serie
Am 24. September wählen die Bürger in Oberteuringen einen neuen Bürgermeister. Zwei Kandidaten stehen zur Wahl: Reinhard Friedel und Ralf Messmer, die beide im Ort wohnen. Wir haben die Teuringer gefragt, welche Wünsche oder Aufgaben sie an den neuen Schultes herantragen möchten, wo sie Handlungsbedarf sehen. Nach der Sicht der Familien auf die Belange im Dorf kommen in zwei weiteren Folgen die Themen Kultur und Vereine sowie Wirtschaft und Infrastruktur auf den Prüfstand der Teuringer Bürger. (kck)