Die Zahl der Straftaten war 2021 in ganz Baden-Württemberg rückläufig und auf dem niedrigsten Stand seit 36 Jahren. Dies gilt auch für Meersburg, wie Stephan Stitzenberger, Leiter des Polizeireviers Überlingen, dem Gemeinderat in der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik darlegte. „Doch man darf sich davon nicht täuschen lassen“, sagte der Polizeibeamte, 2021 sei noch ein besonderes Jahr unter Einflüssen der Corona-Pandemie gewesen. Für das laufende Jahr werde es andere Zahlen geben, vermute er und verwies unter anderem auf die Vorkommnisse in der Nachbargemeinde Hagnau am Wochenende der Beachparty. „Wir haben eine steigende Tendenz bei der Gewalt gegen Beamte“, sagte Stitzenberger, „das ist ein sehr sensibles Thema.“
Polizei warnt vor Enkeltrick und seinen Varianten
Die Straftaten in Meersburg lägen genau im Schnitt des Kreises, die Zahl der Gewaltdelikte liege auf einem niedrigen Niveau, ebenso die Zahl der Wohnungseinbrüche. Allgemein warnte der Dienststellenleiter vor den Gefahren durch Computerbetrug, insbesondere dabei durch den Enkeltrick und seine Varianten, bei dem vorwiegend älteren Menschen ein familiärer Notfall vorgegaukelt und Geld eingefordert werde. Obwohl dieser Trick bekannt sei und in allen Medien vor der Masche gewarnt werde, würden immer noch viel zu viele Menschen darauf reinfallen. Mittlerweile seien die Angestellten der Banken sensibilisiert und teilweise geschult, um Auffälligkeiten zu hinterfragen, antwortete Stitzenberger auf Nachfrage aus dem Rat. Das Gremium dankte dem Polizisten für seinen ausführlichen Vortrag und stellte spezielle Fragen zur Situation in Meersburg.

Räte stellen Vandalismus in Meersburger Altstadt fest
Peter Schmidt (CDU) meldete einen „extremen Anstieg von Vandalismus in der Altstadt“. Unter den Arkaden des Geldinstituts am Marktplatz lägen regelmäßig zerschlagene Flaschen. An Wochenenden käme es regelmäßig zu Lärmbelästigungen, wenn Jugendliche von einer Lokalität in der Oberstadt zur nächsten in der Steigstraße zögen. Weiterhin monierte der Stadtrat permanente Verunreinigungen durch Graffiti von der Unterführung an der Kirchstraße bis zum Himmelbergweg. „Kaum hat der Bauhof diese übermalt, sind schon wieder neue da“, ärgerte sich Schmidt. Die Graffiti erzürnten auch Michael Dörr (FDP), da es sich bei denen am Himmelbergweg um antisemitische Symbole gehandelt habe, die über vier Wochen hinweg nicht entfernt worden seien.

„Können wir in der Steigstraße eine Videoüberwachung vorantreiben?“, wollte Dörr zudem wissen. Dafür sei die Verhältnismäßigkeit nicht gegeben, antwortete Polizeichef Stitzenberger, hier solle besser auf Prävention, wie eine bessere Beleuchtung, gesetzt werden. Zudem wüssten die Beamten um die Situation in der Steigstraße und seien dort regelmäßig auf Streife. Martin Walter, Leiter des Polizeipostens Meersburg, ergänzte, dass die Problematik um die Graffiti nicht so bekannt sei, da das Anzeigeverhalten gering sei.
Appell, Delikte direkt bei der Polizei anzuzeigen
Peter Köstlinger (CDU), im Hauptberuf Kriminalhauptkommissar, bat darum, „Zivilcourage zu beweisen und die Polizei anzurufen“. Bei Vorfällen nicht selber rausgehen oder dazwischen gehen, aber „hinstehen und anrufen, bevor es zu neuen Schmierereien kommt“, sagte er. Stitzenberger bekräftigte den Hinweis: „Rufen Sie an – wir sind täglich 24 Stunden erreichbar.“ Lieber solle einmal zu viel angerufen werden als einmal zu wenig. „Wenn dann im nächsten Jahr die Zahlen der Kriminalstatistik explodieren, dann kann ich Ihnen erklären warum“, meinte er augenzwinkernd, „nämlich weil Sie angerufen haben.“