Mit Veranstaltungen von Januar bis Dezember feierte die Burgenstadt 1988 eine ganzes Jahr lang ihre 1000-Jahr-Feier. Mit einem Silvesterball begann das Jubiläumsjahr. Es folgten Konzerte, Ausstellungen sowie Besuche hochrangiger Politiker. Höhepunkt war dabei das Jubiläumswochenende am 27. und 28. August.
In „Meresburg“ eine Urkunde unterzeichnet
Genau 1000 Jahre zuvor hatte Otto III in „Meresburg“ eine Urkunde unterzeichnet. Gefunden wurde die Urkunde von Franz Götz und Archivrat Helmut Maurer aus Konstanz, welche 1971 den damaligen Bürgermeister Horst Eickmeyer auf die Entdeckung aufmerksam machten. Die Grundlage für die 1000-Jahr-Feier war somit gegeben und wurde später durch weitere Anfragen an Stadtarchivar Guntram Brummer abgesichert, bevor der Gemeinderat 1983 die Feierlichkeiten beschloss.

Im Juni 1989 äußerte der Überlinger Historiker Hermann Schmid allerdings Zweifel an der Berechtigung. Mit „Meresburg“ in der königlichen Urkunde von 988 sei das sächsische Merseburg gemeint, lautete seine These. Der Expertenstreit zog sich einige Jahre dahin, auch im Meersburger Gemeinderat unter Vorsitz des damaligen Bürgermeisters Rudolf Landwehr schlug das Thema hohe Wellen. Ein endgültiges Urteil wurde nicht gefällt. Lakonisch schrieb Stadtarchivar Guntram Brummer 1991 in seinem Leserbrief: „ Auf die Gefahr hin, daß der Südkurier noch tausend Jahre lang Leserbriefe zur Meersburger Tausendjahrfeier bringen muß...“

Ein Gegenbeweis fehlt
Die Publikationen zur Jubiläumsfeier hat Peter Schmidt gesammelt und archiviert. Der Mitautor mehrerer Bücher zur Stadtgeschichte war 1988 unter anderem in der Rolle als Stadtbüttel auf den Feierlichkeiten unterwegs. „Es gibt mindestens sieben Varianten, wie man Meersburg im Mittelalter geschrieben hat“, sagt Schmidt. „Viel Material spricht dafür, dass Meersburg in Ottos Urkunde gemeint war, aber ein Gegenbeweis fehlt“, meint der passionierte Historiker.
1000 Meter langer Apfelstrudel
Das sei ein Fest gewesen, „wie es in dieser Form noch nicht dagewesen ist“, erinnert sich Peter Schmidt. Jeder Verein habe sich eingebracht, das bürgerschaftliche Engagement sei riesig gewesen. Über 300 Bürger seien am Festwochenende in historischen Kostümen unterwegs gewesen, die Gutenberg-Bibel kam als Leihgabe in das Bibelmuseum, eine Sonderbriefmarke wurde herausgegeben. Mit einem 1000 Meter langen Apfelstrudel wurde ein Rekordversuch gestartet und ein Postkutschenfest erinnerte an Meersburgs Bedeutung als Poststation. „Es war ein gigantischer Aufwand“, sagt Peter Schmidt.

