Seeblick bis zum Horizont. Den soll eine Wohnbebauung bieten, die in Meersburg anstelle des Terrassenhotels "Weißhaar" vorgesehen ist. Leer geräumt und abgesperrt ist das mehrstöckige Gebäude bereits. Stück für Stück soll es abgerissen werden, von oben nach unten. Zwei Gebäude mit sieben und acht Wohnungen sind danach auf dem Areal mit der weitläufigen Aussicht geplant, die nur wenige in Meersburg haben. Bei einem Treffen im ehemaligen Hotel haben sich jetzt die neuen Bewohner kennengelernt. Zudem hatten Nachbarn die Gelegenheit, sich vom Terrassenhotel zu verabschieden. Dies hat Jürgen Bloch, einst Kellner und später Besitzer des Hotels mit Grundstück, schon getan. Zuständig für die neue Bebauung ist das Stuttgarter Unternehmen Ebner, das auch an der Unteruhldinger Straße tätig ist.

Geschäftsführer Joachim Heinz Ebner berichtete zum Standort Stefan-Lochner-Straße: "Eine halbe Penthousewohnung ist noch da." Sie ist für 1,6 Millionen Euro zu haben, wie einer Preisliste des Investors zu entnehmen ist. Ursprünglich war geplant gewesen, den Traditionsbetrieb zu vergrößern. Nun wird es doch eine Wohnbebauung. Ebner führte bei der Zusammenkunft mehrere Gründe für diese Entscheidung an. Unter anderem die hohen Investitionen, die für eine Erweiterung hätten gestemmt werden müssen.
Horst Müller, Vorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) im Bodenseekreis sowie mit seiner Familie Besitzer des Hotel-Restaurants Zur Winzerstube in Hagnau, sagt: "Es ist schade um jedes Hotel, was schließt." Er erinnert an das ehemalige Gästehaus Schmäh in Hagnau, wo heute ein technischer Betrieb untergebracht ist. "Die sind abends weg und nutzen unsere Infrastruktur nicht", erklärt Müller. Dennoch kann er verstehen, wenn sich keine Nachfolge für ein Hotel oder Restaurant findet, oder Investitionen privatwirtschaftlich nicht darstellbar sind. Dieser Tage ist in Hagnau Brigitte Ehrlinspiel, die 53 Jahre lang den "Wellenhof" leitete, in den Ruhestand gegangen. Verdient, wie Dehoga-Vorsitzender Horst Müller findet: "Ich wünsche ihr von ganzem Herzen alles Gute. Es ist Weltklasse gewesen, was sie geleistet hat." In Pacht wird das Hotel vorerst weitergeführt.
Umnutzungen zu Wohnbebauungen und Gewerbeflächen stehen jedoch schnell zur Debatte, wenn es in Hotels einen Wechsel gibt. Von einem Hotelsterben möchte Müller trotzdem nicht sprechen. "Das Hotelgewerbe ist über die letzten Jahre immer gewachsen", berichtet der Hotelier. Im Durchschnitt um vier Prozent: "Dann kann man davon ausgehen, dass es der Branche gut geht." Eingestellt würden eher Gastronomiebetriebe. Etwa angesichts neuer Dokumentationspflichten.

Wann das Terrassenhotel "Weißhaar" definitiv nicht mehr steht, ist noch unklar. Joachim Heinz Ebner erklärte: "Sie können ein Gebäude nicht einfach wegnehmen." Zunächst muss der Hang, der in der Vergangenheit ins Rutschen geraten war, gesichert werden. Dazu wird das Hangwasser gesammelt und abgeleitet. Dies geschieht bereits über zwei Leitungen – an einem kleinen Weg und am Staatsweingut. Stehen die Bagger einmal auf dem Bauschutt des Hotels, wird Ebner zufolge mittels Bohrungen die Tragfähigkeit untersucht. Pfähle in der Länge 16 bis 19 Meter, die in die Erde getrieben werden, sollen den Hang und somit auch das Bauvorhaben absichern. Erst dann entstehen auch die Häuser.
In der Nachbarschaft
Gehämmert wird auch in direkter Nachbarschaft zum Terrassenhotel "Weißhaar". Anstelle des Hotels "Landhaus am Weinberg" entstehen ebenfalls Wohnungen. Im Ausschuss für Umwelt und Technik war 2017 irritiert über das Bauvorhaben diskutiert worden. Markus Waibel (FW) hatte sich verwundert geäußert, ob der Ausschuss dieses überhaupt bewilligt habe. Der damalige Bauamtschef Martin Doerries hatte verneint, denn die Genehmigung laufe über das Kenntnisgabeverfahren. Dabei gibt der Bauinteressent sein Vorhaben durch die Einreichung der Vorlagen nur zur Kenntnis. Es muss nicht den städtischen Gremien vorgelegt werden. Voraussetzung ist, dass das Bauvorhaben im Bereich eines Bebauungsplans liegt und dieser exakt eingehalten wird. Befreiungen sind nicht möglich. In dem Areal gilt der Bebauungsplan "Am Rosenhag".