Das Ziel ist klar: Bis Januar 2026 sollen die sieben Seelsorgeeinheiten des Dekanats Linzgau zu einer einzigen Seelsorgeeinheit beziehungsweise einer einzigen neuen Pfarrei verschmelzen. So umreißt Pastoralreferent Simon Eichelmann das von der Diözese Freiburg gesteckte Grobziel der Kirchenentwicklung 2030.

Eichelmann ist im Linzgauer Dekanat der Projektkoordinator und damit Ansprechpartner für die in den 38 Pfarreien lebenden 40.000 Katholiken zwischen Überlingen-Bonndorf und Markdorf-Hepbach, zwischen Deggenhausertal-Limpach und Immenstaad, die den Prozess betreffen.

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Reaktion auf den gesellschaftlichen Wandel

„Die Kirche muss reagieren“, erläutert Simon Eichelmann den Hintergrund der anstehenden Veränderungen. Sie sind eine Reaktion auf den gesellschaftlichen Wandel. Auf die Veränderungen, die die immer älter werdende Gesellschaft mit sich bringt. Vor allem aber auf die Tatsache, dass immer mehr Menschen die gewohnten Pfade der religiösen Praxis verlassen, um neue Formen des Glaubens zu finden.

„Kirchliche Angebote werden immer öfter von zu wenigen Gläubigen genutzt“, so Eichelmann. Im Juni vergangenen Jahres hat der Freiburger Erzbischof Stephan Burger ein Strategiepapier zur Kirchenentwicklung 2030 auf den Weg gebracht, das von einem Diözesanforum entwickelt wurde.

Der demografische Wandel bereitet der Kirche Sorgen.
Der demografische Wandel bereitet der Kirche Sorgen. | Bild: Jörg Büsche

Das Freiburger Strategiepapier formuliert 13 strategische Ziele. Eines davon lautet: „Als Erzdiözese investieren wir verstärkt in die Gewinnung, Auswahl, Qualifizierung und Begleitung Ehrenamtlicher wie Hauptberuflicher.“ Was um so dringlicher ist, da die Zahl der hauptberuflichen Mitarbeiter ständig sinkt. „Auch dies ist ein Grund, weshalb die Kirchenentwicklung 2030 angestoßen wurde“, erklärt Pastoralreferent Simon Eichelmann. Wie der Strukturwandel im Nahbereich aussehen könnte und wie er zu gestalten sei, das soll am Montag, 17. April bei einer weiteren Zukunftswerkstatt diskutiert werden. Sie findet in Schloss Hersberg in Immenstaad statt, wo sich Delegierte aus dem gesamten Dekanat Linzgau treffen.

Viele neue Ideen und einige Ängste

„Wie kann die Umsetzung der Kirchenentwicklung gelingen?“, nennt Ulrich Hund, Pfarrer und stellvertretender Dekan, die Leitfrage. Erste Eckpunkte seien bereits bei einer Zukunftswerkstatt im Oktober 2022 erarbeitet worden. Das Spektrum neuer Ideen reicht von Kirchencafés bis zu besonderen Kirchenräumen – von Vorschlägen für die Liturgie bis hin zur Betonung der Rolle von Kirchenchören. Pfarrer Hund spricht von „großer Kreativität und positiver Aufbruchstimmung“, die er auch in den diversen Gremien in den Pfarrgemeinden beobachtet.

Die Kirchenchöre sollen auch in Zukunft eine große Rolle spielen, so wurde es in der vergangenen Zukunftswerkstatt gewünscht.
Die Kirchenchöre sollen auch in Zukunft eine große Rolle spielen, so wurde es in der vergangenen Zukunftswerkstatt gewünscht. | Bild: Jörg Büsche

„Es gibt trotzdem auch einige Ängste“, erklärt Projektkoordinator Simon Eichelmann. Insbesondere in den ländlichen Gemeinden des Dekanats fürchten viele, dass die zentralisierte Struktur in der großen neuen Pfarrei Linzgau 2030 für sie einen Verlust an Nähe mit sich bringen wird. Eichelmann versteht diese Ängste, versucht sie aber auszuräumen.

Immerhin hat Dekan Peter Nicola versichert, dass „verlässlich und vielfältig Gottesdienste vor Ort gefeiert werden“ und, „dass die Sakramentenpastoral zeitgemäß und zuverlässig stattfindet“. Es gilt „in der Fläche ein tragendes Netz aus Haupt- und Ehrenamtlichen zu knüpfen“, so Simon Eichelmann. Ganz neu sei, dass dem leitenden Pfarrer in der zentralen Pfarrei ein Geschäftsführer an die Seite gestellt wird, der ihn von Verwaltungstätigkeiten entlastet.

Mit der Kirchenentwicklung 2030 hat das Erzbistum Freiburg in seinen Seelsorgeeinheiten einen grundlegenden Umbau-Prozess angestoßen.
Mit der Kirchenentwicklung 2030 hat das Erzbistum Freiburg in seinen Seelsorgeeinheiten einen grundlegenden Umbau-Prozess angestoßen. | Bild: Jörg Büsche

Einiges hat sich in den Seelsorgeeinheiten unterdessen schon verändert, beobachtet die Religionspädagogin Gudrun Grupp-Schäfer. Sie ist Gemeindereferentin im Deggenhausertal. „Da gibt es längst eine übergreifende Zusammenarbeit auf Dekanatsebene“, erklärt Grupp-Schäfer. Und die Ehrenamtliche, die die Glaubensfestigung der Jugendlichen begleiten, bieten spannende Projekte an. Neue Wege werden beschritten, was indes auch vermehrte Anstrengungen erfordere.

Die neuen Wege in der Gemeindearbeit führen unter Umständen sogar aufs Wasser. „Auf dem Bodensee finden ja – übrigens jetzt schon seit rund zehn Jahren – Gottesdienste auf einem Kirchenschiff statt‘, bezieht sich Pfarrer Ulrich Hund auf die bei der letzten Zukunftswerkstatt zur Sprache gekommenen Suche nach neuen Begegnungsorten. Die gilt für alle Altersgruppen, besonders aber für die Begegnung mit Jugendlichen, erklärt Gemeindereferentin Grupp-Schäfer. „Junge Menschen fühlen sich durch Event-Gottesdienste eher angesprochen.“

Taugt Markdorf als Standort für die zentrale Pfarrkirche?
Taugt Markdorf als Standort für die zentrale Pfarrkirche? | Bild: Jörg Büsche

Wo steht die Pfarrkirche der Pfarrei Linzgau 2030?

Zur Suche nach neuem Personal kommen weitere Suchen. Etwa die nach einem Namen für die neue Pfarrei – oder die nach dem geeigneten Standort der Pfarrkirche. „Da gibt es viele zu bedenken“, erklärt Eichelmann. Auch wird die Frage der Erreichbarkeit, der Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr eine Rolle spielen. In den Pfarrgemeinderäten werde bereits diskutiert, um mehrheitliche Voten nach Freiburg schicken zu können.