Ju-Li steht für Jung-Literaten – und so heißt der neue Schreibwettbewerb am Gymnasium des Markdorfer Bildungszentrum. Wer den Wettbewerb gewonnen hat, wird im Juni in festlichem Rahmen verkündet. wenn, so viel verrät Joachim Dorn, einer der Ideengeber des Wettbewerbs, eine Schauspielerin als Vorlese-Profi, aber auch Literaturkenner aus dem Landratsamt die zu prämierenden Schülertexte vortragen.
Starke Schülerbeteiligung am neuen Wettbewerb
Das Staunen war groß, zunächst: „Weil vier Tage vor Abgabeschluss erst sieben Texte vorgelegen haben“, berichtet Lehrer Dorn. Und dann nochmals: „Weil zum Abgabeschluss am 31. Januar doch noch insgesamt 47 Beiträge eingereicht worden sind.“ So richtig staunen machte schließlich jedoch die Qualität der abgegebenen Kurzgeschichten und Gedichte.
„Vieles hat mich sehr beeindruckt“, erklärt Kornelia Schaub. Die Leiterin der Bibliothek am Bildungszentrum gehört zur zehnköpfigen Jury, die derzeit die Schülertexte sichtet, wieder und wieder liest, um schließlich gemeinsam zu einem abschließenden Urteil zu kommen.

Ganz besonders beeindruckt hat die professionelle Leserin aus der BZM-Bibliothek zum Beispiel jenes von Konstantin Oberfeld, 18, vorgelegtes Weltuntergangsszenario, das der Frage nachgeht, was Menschen unternehmen, wenn sie das Ende der Welt absehen können, wenn die Restlebenszeit der Menschheit kaum noch 24 Stunden beträgt. „Aufwühlend“ nennt die Bibliothekarin ihre Leseerfahrung – und „beeindruckend, mit welcher Ernsthaftigkeit und Tiefe das Problem aufgegriffen wurde. „So hätte ich das in dem Alter ganz bestimmt nicht hingekriegt“, sagt Cornelia Schaub.
Von der Kurzgeschichte bis zum Gedicht
In drei Altersgruppen teilt sich das Teilnehmerfeld aus Unter-, Mittel- und Oberstufe, erläutert Uwe Aderhold. Der Deutschlehrer gehört zu den fünf Initiatoren des JuLi-Literaturwettbewerbs am BZM-Gymnasium. Er erklärt weiter: „Auf Themenvorgaben haben wir bewusst verzichtet.“ Gleichermaßen offen stand auch die Wahl der Gattungen. Denn neben Kurzgeschichten durften auch Gedichte eingereicht werden.
Jessica Brownhill hat sich für Lyrik entschieden. „Angefangen habe ich mit einem Akrostichon“, erklärt die Schülerin. Diese Gedichtform, bei der die Anfangsbuchstaben der Verszeilen einen Begriff ergeben, sei ihr im Deutschunterricht begegnet. Die habe sie angewandt, „und fand dann wirklich spannend, wie sich das Gedicht beim Schreiben weiterentwickelt hat“. Ihre Hauptarbeit: „So zu formulieren, dass am Ende das auf dem Blatt steht, was ich mir ausgedacht habe.“ Eine schöne Erfahrung, findet die 15-Jährige. Weitermachen mit dem Gedichteschreiben will sie auf jeden Fall.
Fortfahren will auch Pia Moik. Die 13-Jährige hat den Alltag eines Uigurenmädchens in einem chinesischen Gefangenenlager beschrieben. Dazu gebracht habe sie ihre „intensive Beschäftigung mit dem Thema“.
Kreativität macht Spaß
Deutschlehrer Uwe Aderhold weiß um die Wirkung. Wie gerne Schüler schreiben, wenn sie dabei ihrer Kreativität freien Lauf lassen können, das beobachtet der Deutschlehrer immer wieder im eigenen Unterricht, wenn er das sogenannte kreative Schreiben zum Thema macht.
Aderhold kann darüber hinaus aber auch von überaus positiven Erfahrungen mit Schreibwettbewerben berichten. Hat er doch an einem Gymnasium in Rottweil unterrichtet, erklärt er. Und die drei Gymnasien der Neckarstadt liegen in unmittelbarer Nachbarschaft. „Die haben einen gemeinsamen Schreibwettbewerb zur festen Institution gemacht“, berichtet der Deutschlehrer. Übrigens nicht nur sie: Beim Schülerliteraturwettbewerb nehmen auch Realschüler teil.
Der Rottweiler Schülerliteraturwettbewerb heißt übrigens „Schreibspuren“. Und Spuren hinterlassen soll auch sein neues Gegenstück in Markdorf. Noch sei alles in der Konzeptionsphase, erklärt Uwe Aderhold. „Aber wir denken über eine Schreibwerkstatt für unsere Schüler nach.“ Auf weitere Spuren ist Jurymitglied Irina Stengele gekommen. Die Kunstlehrerin möchte Ausschnitte aus Schülertexten auf die Baustellenbanner an der Schulfassade drucken lassen. Zumindest Bürgermeister Georg Riedmann habe man schon begeistert von dieser Idee, erklärt Joachim Dorn.