Jetzt hat der einjährige Gabriel seine eigene Geburtslinde: Gepflanzt haben sie sein Großvater Clemens Oßwald und seine Mutter Aline Widmann auf ihrem Grundstück im Lilienweg in Markdorf, das vor sechs Wochen Schauplatz einer verheerenden nächtlichen Brandstiftung war. Der Baum, sagt Aline Widmann, sei von dem Feuer ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden. Anfang Juni hatten sie ihn dennoch bei sich in der Anlage eingepflanzt. In den vergangenen Wochen sei er tatsächlich gut angewachsen und nun treibt er sogar wieder kräftig neue Blätter aus, auch aus den verbrannten Ästen. „Das ist wirklich schön und ein Symbol der Hoffnung für unsere Familie“, sagt Aline Widmann.
Eine Brandfolge: Komplettausfall der Kirschenernte
Ein Symbol der Hoffnung für die leidgeprüfte Landwirtsfamilie sind auch das Mitgefühl und die Solidarität, die sie in den vergangenen schweren Wochen von ihren Mitbürgern erfahren durften. Bereits kurz nach der Brandnacht hatte das Mehrgenerationenhaus (MGH) zu einer Spendenaktion aufgerufen. In der Folgezeit hatten etliche Bürger nicht nur Geld gespendet, sondern auch dringend benötigte landwirtschaftliche Gerätschaften.


Bei dem Brand, der die Scheune und die darunter liegenden Garagen der Familie komplett zerstört hatte, waren auch nahezu alle Geräte und Maschinen vernichtet worden. Darunter auch die Spritzgeräte, mit denen die Bäume in den Obstanlagen hätten behandelt werden müssen. Die Folge: „Unsere Kirschen waren leider alle verwurmt, weil wir sie nicht spritzen konnten, die gesamte Ernte für dieses Jahr musste ausfallen“, berichtet die 33-jährige Aline Widmann.
Eine Einzelspende von 25.000 Euro
Umso wichtiger, dass die Spendenaktion eine nachgerade unglaubliche Entwicklung genommen hat: Waren in den ersten Wochen nach dem Brand bereits rund 10.000 Euro auf dem Hilfskonto eingegangen, hat sich nun die Summe fast vervierfacht: Nachdem ein Einzelspender einen Betrag von 25.000 Euro eingezahlt hatte, beläuft sich die Summe aktuell auf 39.000 Euro. Ein Betrag, mit dem sie nicht gerechnet hätten, bekennt Aline Widmann. Für sie und ihre Familie ist dies unschätzbar, denn der Schaden durch die Brandstiftung beläuft sich auf mehrere hunderttausend Euro.

Ruinen können immer noch nicht abgeräumt werden
Selbst sechs Wochen nach dem Brand sei aber die genaue Schadenssumme nach wie vor nicht abschätzbar. Denn alle Kosten, die durch den nötigen Abbruch der Ruinen und die Entsorgung der Überreste als Sondermüll anfallen werden, können noch immer nicht beziffert werden. Das Landratsamt hat die Brandstelle noch nicht zum Abräumen freigegeben: Nach wie vor fehlt es am Gutachten und auch an den geforderten Sicherheitsplänen, sagt Aline Widmann. So heißt es denn für die Familie weiter zu warten und im Ungewissen zu leben, was auf sie finanziell zukommen wird. Das belastet.
Ergreifender Dankesbrief an die Mitbürger
Dennoch wollen sie und ihr Vater allen Spendern ein Dankeschön sagen, im Namen aller betroffener Familien auf dem Hof im Lilienweg. „Von Herzen“ bedankten sie sich für die „großartige Unterstützung“, schreibt Aline in einem offenen Brief an die Bürgerschaft: „Es hat uns sehr gut getan, so viel Anteilnahme und Solidarität im Zusammenhang mit der Brandkatastrophe bei uns auf dem Hof zu erfahren.“

Einen ausdrücklichen Dank richten sie auch an die Rettungskräfte von Feuerwehr, DRK und Polizei für deren „außerordentlichen Einsatz“. Zuletzt dankt die Familie auch dem MGH-Team, der katholischen Kirchengemeinde und den Medien vor Ort für deren tatkräftige Mithilfe. Aline und ihr Bruder Jonas Oßwald haben inzwischen auch eine Crowdfunding-Aktion übers Internet angestoßen.