Konrad Oker ist im Alter von 85 Jahren verstorben. Alle Dinge hätten ihre Zeit, hat er gesagt. Da war Konrad Oker 77 und hatte 24 Jahre lang den Vorsitz des Musikschulvereins geführt. Er, der pensionierte Schulrat, Schulamtsleiter und Hauptschulrektor hatte den Aufbau der nicht-städtischen Markdorfer Musikschule maßgeblich mit voran getragen. Nicht zuletzt durch seine Rolle in der Öffentlichkeit konnte mehr werden aus dem anfangs als „Luftschloss“ beschmunzelten Musikschulprojekt. „Einer solchen Sache kann man sich nicht entziehen“, habe der Schulmann geantwortet, als ihn Hans Jörg Walter, der Initiator der Musikschule, fragte, ob er sich vorstellen könnte, für das Amt des Vorsitzenden des Musikschulvereins zu kandidieren.
Oker argumentierte stets mit dem hohen erzieherischen Wert, den das Spielen von Instrumenten beziehungsweise der Gesang für Kinder und Jugendliche besitzt. Und er wusste, wovon er sprach. Denn auf dem Meersburger Lehrerseminar, habe er Klavier und Geige lernen dürfen. Ihm habe die musikalische Zusatz-Bildung zu schönem Ausgleich verholfen.
Ein Gründungsdirektor am Bildungszentrum
44 Jahre lang war er im Schuldienst. Am pädagogischen Konzept des Markdorfer Bildungszentrums hatte er als einer der Gründungsdirektoren mit gefeilt. „Parität und Kooperation haben seine Arbeit geprägt“, erinnert sich sein Nachfolger als Hauptschulleiter, Helmut Faden. Jederzeit verbindlich, immer moderat, auf Ausgleich bedacht, habe Konrad Oker gleichwohl sehr zielstrebig, energisch, ja entschieden sein können. Wenn es denn um die Chancen junger Menschen ging. Ein Zug, der auch seine Arbeit im Schulamt prägen sollte.
Musische Bildung ein Muss
Ein Zug, der gleichfalls Okers Engagement für die Musikschule kennzeichnete, so berichtet deren langjähriger Leiter, Uli Vollmer. Gerade in jener Phase, da die Wirtschaftskrise die Gemeinden ihre freiwilligen Musikschulzuschüsse überdenken ließ, habe Oker beharrt. Denn aus seiner Sicht war musische Bildung kein Kann, sondern Muss. Und selbstverständlich zählten auch Literatur und bildende Künste mit. Nicht umsonst war er Leiter der 1972 neu entstandenen Bibliothek am Bildungszentrum.
Mit der Kamera unterwegs
Oker habe die Öffentlichkeit gesucht – und genossen, erinnert sich Susanne Deiters Wälischmiller von der Umweltgruppe. Kaum ein Ereignis in der Stadt, an dem er nicht teilnahm – oft als Fotograf. Seit seinen ersten Artikeln für eine Lokalzeitung – beinahe wäre er vom Klassenraum in die Redaktionsstube gewechselt – begleitete ihn seine Kamera. In Markdorf dokumentieren das seine Kalender und Fotoausstellungen.
14 Viertausender bestiegen
Eine weitere Leidenschaft neben der Fotografie waren das Reisen und das Bergsteigen. 14 Viertausender hat er erklommen, als das noch ging. In seinen letzten Lebensjahren, schon bald nach dem Tod seiner Ehefrau, Theodora, war er auf sein Elektromobil angewiesen. Er nahm das mit Humor. Sein Humor war so fein wie sein Lachen laut war – und ansteckend. „Er hatte ein gutes, ein volles Leben“, sagt Tochter Mechthild Oker, eines der fünf Kinder von Theodora und Konrad Oker.