Markdorf will sein Profil schärfen, um künftig besser in der Konkurrenz der Kommunen abzuschneiden. Anhaltspunkte dafür, wie diese positive Entwicklung angestoßen werden könnte, sollen Fachleute vom Pragma-Institut für strategische Strategieberater in Reutlingen geben. Darüber hinaus übernimmt das Büro auch die Gesamtkoordination des Prozesses, der der Innenstadt zu neuer Attraktivität und mehr Aufenthaltsqualität und den Unternehmen zu mehr Kunden und den Markdorfern verhelfen soll. Einzelne Schritte wurden bereits unternommen. 

Ein Lenkungskreis aus Mitgliedern des Gemeinderats, Mitarbeitern der Verwaltung, der Touristik sowie des Stadtmarketings befasst sich bereits seit etlichen Monaten mit dem Projekt. Finanziert wird es mit Mitteln aus dem Programm Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren (ZIZ), hier stellt die Bundesregierung 1,5 Millionen Euro bereit.

Beeindruckende Gründlichkeit

„Was machen wir im Förderprogramm?“ fragte Bürgermeister Georg Riedmann bei der jüngsten Gemeinderatssitzung. Die Antwort sollte Reiner App geben, Mitinhaber des Reutlinger Beratungsbüros. Und App gab sie gründlich. So gründlich sogar, dass sich etliche Räte nach seinem Vortrag überaus beeindruckt zeigten und dem Strategieberater für den neuen Durchblick durch die komplexe Materie dankten.

Ein Bauwerk mit Idenifikationskraft: das Markdorfer Bischofschloss.
Ein Bauwerk mit Idenifikationskraft: das Markdorfer Bischofschloss. | Bild: Jörg Büsche

Bittere Diagnose, aber auch Tröstliches

Der Einstieg war bedrückend. Reiner App lieferte den Befund, warum so viele Stadtzentren veröden. Der Handel geschieht online, Läden stehen leer. Die Städte verlieren ihre Funktionsvielfalt, weil sich die Unternehmen draußen auf der grünen Wiese ansiedeln. App äußerte aber auch Tröstliches. „Ihr schönes Markdorf hat ein Alleinstellungsmerkmal“, erklärte der Berater. Altstadt, Bischofsschloss, vor allem aber die Sicht auf See und Alpenpanorama müsste jeden Besucher beeindrucken.

Dies und eine Reihe weiterer Vorzüge gilt es, künftig mehr zu betonen. Da sei zum Beispiel das hohe Identifikationspotenzial – gegeben durch die ansprechende Altstadt mit ihren historischen Gebäuden. Da sei eine überraschende wirtschaftliche Vielseitigkeit im Stadtkern – mit Geschäften und Dienstleistern. Und es begegne eine muntere Gesellschaft mit ausgeprägtem Vereinswesen und mit einem üppigen Veranstaltungskalender. All das sorge für einige Strahlkraft nach außen, so Reiner App.

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Die Bürger ins Boot holen

Wichtigster nun anstehender Schritt, sei die Aktivierung der Bürger, erklärter Reiner App. Die seien zunächst zu befragen, was ihnen an ihrer Heimatstadt gefällt. Es brauche viel mehr Mitspieler, erklärte App. Handel und Gastronomie alleine können eine Innenstadt nicht retten, den Strukturwandel darin nicht aufhalten. Die Akteure sollen auch durch Angebote der digitalen Bürgerbeteiligung gewonnen werden.

Um die Innenstadt attraktiver zu machen, braucht es die Mitarbeit der Bürger.
Um die Innenstadt attraktiver zu machen, braucht es die Mitarbeit der Bürger. | Bild: Jörg Büsche

Beratungen für Unternehmen in der Innenstadt

Gekümmert wird sich schon jetzt um das Bischofschloss und um die Frage, welche Akteure dort angesiedelt werden können. Gleiches gilt fürs Parkhaus Post. Und App betonte, dass der Gemeinderat die Hoheit über das Verfahren behält. Der Berater zählte weitere Schritte auf: einen Innovatios-Hub, in dem sowohl neue Produkte präsentiert werden, wie auch Auszubildende, Studierende oder Schüler Neues ausprobieren können. Für die Markdorfer Innenstadtunternehmen kündigte App gezielte Beratungen an.

Mehr Leben in der Innenstadt soll geschicktes Stadtmarketing bringen.
Mehr Leben in der Innenstadt soll geschicktes Stadtmarketing bringen. | Bild: Jörg Büsche

Das sagen die Gemeinderäte

Susanne Deiters Wälischmiller bezeichnete das ZIZ-Förderprogamm als „wunderbare Chance, uns neu zu besinnen, was uns aus macht und was wir tun können“. Auch Jens Neumann (Freie Wähler) zeigte sich zuversichtlich, dass dank der ZIZ-Mittel neue Bewegung in die Stadt komme. Unabdingbare Voraussetzung dafür aber sei, „dass möglichst viele Leute mitmachen, sich einbringen – vom Schüler bis zum Rentner“.

Uwe Achilles, Fraktionsvorsitzender der SPD, äußerte entsprechend: „Nicht die Häuser, sondern die Bürger machen eine Stadt aus.“ Wenn es gelingt, „die Bürger mit einzubeziehen“, erklärte Martina Koners-Kannegießer (CDU), „dann ist viel geschafft.“ Und Alfons Viellieber (CDU) erinnerte an ein aus seiner Sicht wichtiges Alleinstellungsmerkmal Markdorfs: das kostenlose Parken.