Herr Castner, angesichts der Corona-Pandemie wird viel über das Tragen von Schutzmasken beispielsweise in der Öffentlichkeit, bei Einkäufen oder beim Nutzen des ÖPNV diskutiert. Was sollten oder müssen Privatpersonen grundsätzlich wissen?

Es ist sehr wichtig, sich bei dieser Diskussion über die Funktionsweise der verschiedenen Masken Gedanken zu machen. Als Schutzmaßnahme in der Öffentlichkeit ist immer noch das Abstandhalten von mindestens 1,5 Metern am effektivsten.

Welchen Schutz können daheim selbst hergestellte Masken bestenfalls leisten und welche Materialien eignen sich überhaupt dafür, so ich sie zuhause habe?

Die als „Community Masken“ oder „DIY Masken“ bezeichneten, aus handelsüblichen Materialien hergestellten Mund-Nasen-Masken, bieten nach den verfügbaren Informationen und einer eigenen Studie, die wir momentan durchführen, einen guten Schutz gegen die Tröpfchen, die beim Ausatmen in die Umgebung abgegeben werden. Nach aktuellem Kenntnisstand gehen wir davon aus, dass der Hauptinfektionsweg des Corona-Virus über die Bindung an diese sehr feinen Tröpfchen, dem Atem-Aerosol, und dem anschließenden Ausatmen stattfindet. Ohne Mund-Nasen-Maske können die Aerosol-Tröpfchen noch in einer Entfernung von bis zu einem Meter nachgewiesen werden. Bei Anwendung einer Maske kann der Atemstrom so weit abgeschwächt werden, dass das Atem-Aerosol nur noch in unmittelbarer Umgebung des Trägers nachweisbar ist. Dadurch verringert sich die benötigte Distanz zwischen zwei Menschen zur Verhinderung einer Infektion. Diese aktuellen Erkenntnisse sind weitgehend in die neuen Empfehlungen des Robert-Koch Instituts mit eingeflossen, das mittlerweile das „Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung im öffentlichen Raum“ empfiehlt. Darüber hinaus bieten die Community Mund-Nasen-Masken einen Schutz gegen die Übertragung von Krankheitserregern von den Händen ins Gesicht. Das Gleiche gilt übrigens auch für die kommerziell angebotenen Masken, die von Textilherstellern momentan produziert werden. Eine Schutzwirkung ist aber in aller Regel durch die Hersteller nicht nachgewiesen worden oder wird bereits bei der Bewerbung der Masken ausgeschlossen.

Und welche Materialien eignen sich überhaupt dafür, so ich sie zuhause habe?

Als Materialien für die selbst genähten Masken sollten möglichst dichte Stoffe und mehrere Lagen verwendet werden. Darüber hinaus sollte die Maske so geschnitten sein, dass sie dicht am Gesicht abschließt. Ein Nasenbügel, zum Beispiel aus Kupferdraht, kann eingearbeitet werden, um den Abschluss der Maske an der Nase zu verbessern.

Wie ist das mit Mund-Nasen-Schutz-Masken – auch OP-Masken genannt?

Die klassischen OP-Masken sind dafür gemacht, den Patienten vor einer Infektion durch den Träger, also zum Beispiel durch den Arzt, zu schützen. Da geht es um den Fremdschutz. Ein Schutz des Trägers vor einer möglichen Infektion – also der Eigenschutz – ist schon allein bauartbedingt nicht möglich. Bei der Einatmung wird die Luft von den offen stehenden Seiten her angesogen und damit nicht durch die filternde Maske.

Beispiel für eine sogenannte OP-Maske.
Beispiel für eine sogenannte OP-Maske. | Bild: Thomas Castner

Worin bestehen die Unterschiede von einfachen Schutz-/OP-Masken zu den FFP2- oder FFP3-Masken?

Richtige Schutzmasken, zum Beispiel aus dem Arbeitsschutz, bieten einen möglichen Schutz für den Träger. Daher werden sie auch als Persönliche Schutzausrüstung bezeichnet. Bei dem momentanen Lieferengpass sollten aber sowohl die OP-Masken als auch die FFP-Schutzmasken ausschließlich für das medizinische Personal verwendet werden. Also: OP-Masken nur Fremdschutz; FFP2-/FFP3-Masken mit Ausatemventil nur Eigenschutz. FFP2-/FFP3-Masken ohne Ventil: Eigenschutz und Fremdschutz – immer vorausgesetzt, dass die Masken dicht am Gesicht anliegen.

Beispiel für eine FFP2-Maske mit Ausatemventil.
Beispiel für eine FFP2-Maske mit Ausatemventil. | Bild: Thomas Castner

Was bedeutet FFP eigentlich?

Die Bezeichnung bedeutet „Filtering Face Piece“ also filtrierende Maske. Da sie dem Träger Schutz bietet – Eigenschutz – fallen die FFP-Masken unter die Persönliche Schutzausrüstung. Der Unterschied in der Schutzwirkung von FFP2-Masken im Vergleich zu FFP3-Masken ist nur sehr gering. Meist ist bei der Anwendung eher das Problem, dass die Masken nicht dicht genug am Gesicht sitzen und damit der Atemstrom teilweise nicht durch die Maske geht.

Sofern ich an Schutzmasken gekommen bin – was ist beim Anlegen und Tragen zwingend zu beachten?

Sofern Sie an Schutzmasken gekommen sind, sollten Sie diese bei Ihrem Hausarzt abgeben! Dort machen sie zum momentanen Zeitpunkt mehr Sinn. Im täglichen Leben ist das Abstandhalten und das Tragen von Community Mund-Nasen-Masken völlig ausreichend.

Und wie lange bieten einfache Mund-Nasen-Schutzmasken sowie FFP2- oder FFP3-Masken beim richtigen Tragen Schutz – nur bei einmaligem Gebrauch oder gar öfter?

Sowohl die OP-Masken als auch die FFP-Masken sind zum einmaligen Gebrauch konzipiert. Eine Aufbereitung, bei absolutem Lieferengpass, ist in sehr eingeschränktem Maße zwar möglich, aber für Laien nicht zu empfehlen. Die selbst angefertigten Mund-Nasen-Masken sollten bei 60 oder besser 95 Grad Celsius in der Waschmaschine gewaschen werden. Sobald eine solche Maske durch die Atemluft durchfeuchtet ist, sollte sie gewechselt werden.

Fragen: Toni Ganter

Zur Person

Dr. med. Thomas Castner arbeitet als Sachverständiger für Medizinprodukte im eigenen Unternehmen mit Sitz in Markdorf. Er wohnt seit 1988 in der Gehrenberg-Stadt. Castner ist Gründungsmitglied des Vereins „Markdorfer Notärzte“ und dort seit gut 20 Jahren aktiv.

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