Von extremem Glücklichsein sprach Bürgermeister Georg Riedmann in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Grund der übergroßen Freude im Rathaus seien die Ergebnisse, die drei Planungsbüros aus Überlingen, aus Tübingen beziehungsweise Stuttgart und aus Düsseldorf vorgelegt haben. Sie waren von der städtischen Bauverwaltung mit dem Ausarbeiten eines städtebaulichen Vorplanungskonzepts für das Baugebiet Klosteröschle beauftragt worden.
Wo derzeit noch Obst angebaut wird, soll ein 27.000 Quadratmeter großes Wohngebiet für rund 400 Menschen entstehen. Darüber hinaus plant die Stadt, dort auch einige wenige Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe anzusiedeln. In der Sitzung im September waren die Pläne vorgestellt worden, nun stand die Entscheidung für ein Planungsbüro an.
Für den kostengünstigeren Weg entschieden
„Wir haben gerungen um dieses Format“, bezog sich der Bürgermeister auf das Verfahren. Statt des zunächst gewünschten offenen Wettbewerbs, entschied sich der Gemeinderat im Sommer für einen anderen Weg: Die gezielte Mehrfachbeauftragung, die die Stadt erheblich weniger kostet als das Wettbewerbsverfahren. Das wäre mit rund 150.000 Euro zu Buche geschlagen. Demgegenüber muss Markdorf den drei beauftragten Planungsbüros nur jeweils 6000 Euro zahlen. Und man habe von allen dreien trotzdem „hervorragende und sehr detailreiche“ Planungskonzepte bekommen, lobte Riedmann.
Zuspruch von den Räten
Diesem Lob schlossen sich die Fraktionssprecher weitgehend an. Uwe Achilles (SPD/Die Grünen) hob die Schlüssigkeit der Pläne hervor. Dietmar Bitzenhofer (Freie Wähler) nannte die eingereichten Vorentwürfe „hervorragend“, sodass für seine Fraktion keine Fragen mehr offen seien. Kerstin Mock (CDU) erklärte, dass ihre Fraktion das Tübinger und das Düsseldorfer Büro favorisiere – dass man sich aber nicht auf eines der beiden festlegen wolle und sich schließlich dem Mehrheitsvotum anschließen werde.


„Interessant“ fand Joachim Mutschler (Umweltgruppe) alle drei Entwürfe, die die Büros dem Rat im September präsentiert hatten. „Der Ablauf ist für uns einigermaßen unbefriedigend gewesen“ merkte Mutschler aber an. Von der Verwaltung seien die Fraktionen zwar aufgefordert worden, sich mit etwaigen Fragen an die Büros zu wenden. Die aber hätten nicht alle geantwortet.
Umweltgruppe schaut in die Zukunft
„Wir votieren für das Büro, welches unseres Erachtens am meisten Erfahrung in der Entwicklung eines Wohnquartiers der Zukunft mitbringt“ sprach Mutschler für die Umweltgruppe. Schließlich strebe Markdorf Klimaneutralität an. Die Themen Resilienz gegenüber Starkregenereignissen und Hitze, aber auch die Fragen der künftigen Mobilität fänden aus Sicht der Umweltgruppe am ehesten beim Düsseldorfer Büro, aber auch bei dem aus Tübingen/Stuttgart die nötige Berücksichtigung.

FDP-Rat Rolf Haas warnt vor sozialen Problemen
Zum Büro aus dem Rheinland würden auch die Freien Wähler tendieren, erklärte Dietmar Bitzenhofer. „Das man auf die Resilienz achtet, ist inzwischen überall gang und gäbe“, merkte der Freie-Wähler-Fraktionssprecher an. Das seien aber Punkte, die erst im weiteren Verlauf des Planungsverfahrens zum Tragen kommen. FDP-Stadtrat Rolf Haas sprach sich klar für das Überlinger Büro aus. „Das ist ein lokaler Anbieter“, so Haas, „er kennt unserer Umgebung sehr gut.“
Dann sprach Haas seine grundsätzlichen Bedenken aus: „Ich möchte nur warnen, dass sich dort im Klosteröschle – weit ab vom Schuss, fern von der Innenstadt – ein sozialer Brennpunkt entwickelt.“ Diese Sorge habe er mit Blick auf den im Klosteröschle angedachten sozialen Wohnungsbau, der nicht sofort, aber nach zehn Jahren zu unguten Entwicklung führen könnte.
Räte entscheiden sich für Büro aus Düsseldorf
Am Ende der Beratung standen die Räte vor einer schwierigen Entscheidung, „in der es schwer fällt, einen Favoriten zu bestimmen“, erklärte Bürgermeister Georg Riedmann. Mit 14 zu sechs Stimmen und einer Enthaltung fiel die Wahl auf das Büro Thomas Schüler Architekten aus Düsseldorf, das nun mit der weiteren Bearbeitung des Baugebietes beauftragt ist.