Jan Münzer, Jugendbeauftragter der Stadt Markdorf, hat im Gemeinderat die kommunale Jugendarbeit als Erfolgsgeschichte dargestellt. Seine Ausführungen bezogen sich auf die vergangenen zwei Jahre. Ganz entscheidend aus seiner Sicht: „Wir konnten einige Jugendliche dazu bewegen, Verantwortung zu übernehmen.“ Was im Hinblick auf die beschränkten Personal-Ressourcen überaus positiv zu bewerten sei. Herausragende Beispiel für solche Bereitschaft seien die gut besuchte Jugendleiter-Ausbildung im Sommer 2019 und das voranschreitende Projekt Jugendgemeinderat. „Ich hoffe, dass 2021 dann auch eine Wahl dafür stattfindet“, erklärte Münzer.

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Ehrenamtliche als Stützen der Jugendarbeit

Bürgermeister Georg Riedmann griff den Punkt Personaldecke auf. „Ich bin sehr glücklich, dass es gelungen ist, ein stabiles Team Ehrenamtlicher für die Markdorfer Jugendarbeit zu gewinnen.“ Ohne diese Unterstützung von außen wären solche Projekte wie der gemeinsame Kennenlern-Hütten-Aufenthalt der Fünftklässler des Markdorfer Bildungszentrums gar nicht denkbar. Ebenso glücklich sei er, so ergänzte Riedmann, über die sich abzeichnende Bereitschaft der Markdorfer Jugendlichen, sich kommunalpolitisch einzubringen.

Absolventen einer Jugendleiterausbildung durch das Jugendreferat – ein Bild aus dem Jahr 2019.
Absolventen einer Jugendleiterausbildung durch das Jugendreferat – ein Bild aus dem Jahr 2019. | Bild: Büsche, Jörg

Hoffen auf neue Aktivitäten im nächsten Jahr

Für 2021 plant das Jugendreferat eine Reihe von Veranstaltungen für die Markdorfer Jugend: so zum Beispiel ein Musik-Festival oder einen Skateboard-Wettbewerb. Die Ferienspiele stehen ebenso auf dem Plan wie der Ferienkalender, der verlängert werden solle. Hierbei, aber auch darüber hinaus, fasst das Jugendreferat eine engere Zusammenarbeit mit den Markdorfer Vereinen ins Auge. Zu den weiteren Zielen im kommenden Jahr gehört laut Münzer die Intensivierung der sogenannten aufsuchenden Jugendarbeit, bei der die Jugendreferenten weniger in die städtischen Räume wie im „Zepp“ oder „Skates Open“ einladen, sondern die Jugendlichen dort aufsuchen, wo die sich treffen – zum Beispiel am Bahnhof. Man sei auch mit Jugendlichen im Gespräch, um die gelegentlichen Spannungen mit Anwohnern abzubauen.

Die Jugendarbeit in Markdorf

Jugendliche helfen beim Verschönern

Raffaele Mazzitelli, der im Markdorfer Jugendreferat ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert, stellte die Aktivitäten im „Skates Open“ dar, dem Jugendraum direkt bei der Trendsportanlage. Seit dort eine Tischtennisplatte sowie ein Tischkicker aufgestellt worden seien, habe der Besuch aus der jugendlichen Zielgruppe erheblich zugenommen. „Auch die von uns angebotenen nicht-alkoholischen Getränke und unsere Snacks sind begehrt“, berichtete Mazzitelli.

Um die Attraktivität der Einrichtung weiter zu steigern, habe man sie verschönert. Besonders positiv dabei, so merkte Jan Münzer an, „dass sich die Jugendlichen bei diesen Maßnahmen selber eingebracht haben“. Gleiches gelte für die Räume des Jugend-Cafés „Zepp“, die dessen Besucher mit japanischen Comic-Zeichnungen nachempfundenen Bildern verschönert haben. Vor der Gestaltung mit diesen Manga-ähnlichen Motiven sind Dach und Fußböden des Gebäudes in der Zeppelinstraße 7 renoviert worden.

Corona-Pandemie stoppte Jugendarbeit

Gemessen konnte die Wirkung der Verschönerungsmaßnahmen dann freilich nicht mehr. Das Markdorfer Jugendreferat war wegen der im Frühjahr ausgebrochenen Covid-19-Pandemie zum Zurückfahren aller Aktivitäten gezwungen.

Das Jugend-Cafe „Zepp“ in der Zeppelinstraße 7 war wegen Corona lange geschlossen.
Das Jugend-Cafe „Zepp“ in der Zeppelinstraße 7 war wegen Corona lange geschlossen. | Bild: Büsche, Jörg

Später seien dann doch wieder einzelne Aktivitäten möglich gewesen. Sogar die Ferienspiele konnten unter dem Vorzeichen der zwischenzeitlichen Corona-Lockerungen stattfinden. Wobei Jugendreferenten und Jugendleiter die Organisation der Kinder- und Jugendfreizeit auf der Weiherwiese mit „einiger Kreativität“, so erklärte Jan Münzer, an durch die Corona-Krise diktierten Bedingungen angepasst haben. Beispielsweise, indem die Gruppen anders aufgeteilt wurden als in den Vorjahren. „Wir sind auch besonders viel im Wald gewesen“, blickte Münzer zurück auf Ferienspiele im Zeichen des Abstands und der frischen Luft.

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Jan Münzer, Jugendbeauftragter: „Viele waren total froh, dass überhaupt was stattgefunden hat in den Ferien.“
Jan Münzer, Jugendbeauftragter: „Viele waren total froh, dass überhaupt was stattgefunden hat in den Ferien.“ | Bild: Büsche, Jörg

Der Jungendbeauftragte berichtete dem Gemeinderat von einer überaus positiven Resonanz seitens der Eltern. „Viele waren total froh, dass überhaupt was stattgefunden hat in den Ferien.“ So zum Beispiel der „Ferienkalender“, an dem sich Vereine, aber auch Privatpersonen einbringen, indem sie Kinder zu kreativem Gestalten oder sportlichen Aktivitäten einladen. Jan Münzer erwähnte den Besuch eines Kletterparks und das Herstellen von Skateboard-Brettern, sogenannten Longboards.

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Lieber Jugendarbeit statt Security-Dienste

Gemeinderat Arnold Holstein von den Freien Wählern unterstrich die Wichtigkeit der Jugendarbeit. Sie solle sich auch an jene richten, die nicht in Vereinen anzutreffen sind. Wer von den Jugendlichen beizeiten abgeholt werde, verursache später keine Kosten – etwa für einen erhöhten Sicherheitsaufwand. Holstein hat dabei vor allem private Sicherheitsfirmen im Blick.

Die Arbeiten zur Sanierung und Erweiterung der Skater-Anlage beim Bildungszentrum sind weit gediehen.
Die Arbeiten zur Sanierung und Erweiterung der Skater-Anlage beim Bildungszentrum sind weit gediehen. | Bild: Büsche, Jörg

Uwe Achilles, SPD, warf in diesem Zusammenhang die Frage auf, was Jugendreferent Münzer von Video-Überwachung an der Skater-Anlage halte. Denkbar wenig, so dessen Antwort, da eine solche Observation einen Einschnitt in die Freiheitsrechte bedeuten würde.

Die Trendsportanlage in Nachbarschaft des Bildungszentrums soll Treffpunkt für Familien werden. Das Motiv ist vor Corona-Zeiten entstanden.
Die Trendsportanlage in Nachbarschaft des Bildungszentrums soll Treffpunkt für Familien werden. Das Motiv ist vor Corona-Zeiten entstanden. | Bild: Büsche, Jörg

Der Jugendreferent setzt da mehr auf „soziale Überwachung“, darauf, dass die Jugendlichen selbst ein Auge auf einander haben. Entsprechende Signale kämen bereits von der Schüler-Selbstverwaltung am Bildungszentrum, sagte Münzer.

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Stimmen aus dem Gemeinderat

Das haben Stadträte des Markdorfer Gemeinderats zum Thema Jugendarbeit gesagt:

„Die Jugendreferenten sollten bei ihrer Tätigkeit von Verwaltungsaufgaben entlastet werden. Gut wäre auch, über privates Sponsoring nachzudenken, um Anschaffungen wie ein E-Lasten-Rad zu ermöglichen.“

Arnold Holstein, Freie Wähler

„2020 war kein leichtes Jahr – insbesondere für die Jugendlichen, die vielleicht noch stärker unter den Kontaktbeschränkungen zu leiden hatten als die Erwachsenen. Vor diesem Hintergrund war die Arbeit des Jugendreferats sehr erfolgreich.“

Kerstin Mock, CDU

„Wir können froh sei, dass das Skates Open so gut angenommen wird. Ich hoffe, dass die Trendsportanlage in Zukunft noch mehr Leute aus allen Altersschichten anlockt. Positiv wäre auch, wenn die offene Jugendarbeit weitere Kontakte knüpft.“

Lisa Gretscher, Umweltgruppe

„Jugendbeteiligung in der Kommunalpolitik ist ein Prozess – und ich hoffe auch, dass 2021 eine Wahl zum Jugendgemeinderat stattfinden kann. Der Kontakt zu den Jugendlichen auf den jugendrelevanten Plätzen in der Stadt sollte unbedingt gesucht werden.“

Uwe Achilles, SPD

„Jugendarbeit ist in Markdorf sicherlich kein leichter Job – und im Corona-Jahr 2020 schon gar nicht. Jeder Euro, der da investiert wird, spart später Kosten für Sicherheitsmaßnahmen. Wichtig wäre zu wissen, wie die Jugendlichen über Video-Überwachung an der Skater-Anlage oder am Bahnhof denken.“

Rolf Haas, FDP