Markdorf – „Plötzlich stehen wir da – in Abendkleidern und Anzügen“, wundert sich Gloria Kempf. Als diesjährige Scheffelpreisträgerin durfte sie die Rede zur Abschlussfeier des Abiturjahrgangs 2024 am Bildungszentrum halten. Elegante Garderobe trugen indes nicht nur die 53 Abiturienten. Auch ihre Lehrer waren festlich gewandet. Gleiches galt für die Eltern, ebenso für die anderen Verwandten und Freunde der Schüler.

Lehrer und Eltern verfolgen die Reden bei der Abschlussfeier des Gymnasiums.
Lehrer und Eltern verfolgen die Reden bei der Abschlussfeier des Gymnasiums. | Bild: Jörg Büsche

Selbst wenn die meisten der Abiturienten, die nun, da sie endlich das Reifezeugnis in der Tasche haben, noch nicht wissen, „welchen Weg sie einschlagen sollen“, so sei eines doch sehr gewiss, wandte sich Scheffelpreisträgerin Gloria Kempf an ihr Publikum in der Aula: „Vor uns liegt ein Weg mit unglaublich vielen Chancen und Möglichkeiten.“ Schon das, schon diese Offenheit sei Grund zur Zuversicht. „Dies ist unser Moment“, erklärte die Abiturientin. Der rechte Zeitpunkt, etwas zu wagen – und zu gewinnen. Denn „wer nichts versucht, der hat schon verloren“.

Scheffelpreisträgerin Gloria Kempf hält die Abschlussrede.
Scheffelpreisträgerin Gloria Kempf hält die Abschlussrede. | Bild: Jörg Büsche

Und das Lächeln, vielfach auch Strahlen auf den Gesichtern der Zuhörerschaft zeigte, dass Gloria Kempfs Rede in den Ohren der stolzen Eltern und Lehrer weniger wie der Versuch klang, sich und den Mitschülern Mut zuzusprechen – ob der nach dem Abitur bei vielen aufkeimenden „angsteinflößenden Ungewissheiten“. Die Mienen der Eltern spiegelten vielmehr Freude wider über den jugendlichen Schwung, die Energie, die Zuversicht, allen anstehenden Schwierigkeiten, allen weiteren Prüfungen gewachsen zu sein. Was die junge Rednerin offenbar auch selbst so empfindet. Und was sie ihren Lehrern als Verdienst anrechnet. Weshalb sie sich bei denen auch herzlich bedankte.

Schulleiterin Diana Amann (rechts) gratuliert Anna Ziegler zum Wirtschaftspreis des Markdorfer Wirtschaftskreises.
Schulleiterin Diana Amann (rechts) gratuliert Anna Ziegler zum Wirtschaftspreis des Markdorfer Wirtschaftskreises. | Bild: Jörg Büsche

Ihren Dank sprach sie – im Namen ihrer Mitschüler – aber auch den Eltern aus. Schließlich bedankte sich die Festrednerin noch bei ihren Mitschülern. In deren Gemeinschaft habe sie erleben dürfen, wie wichtig Freundschaft sei. „Danke für die unglaublich schöne Zeit mit euch.“ Zum Abschluss aber kam noch der Appell: „Geht raus und lebt euer Leben“ – mit Mut, Leidenschaft und dem Willen zum Gestalten.

„Wir alle sind gespannt, was ihr euch für die Zukunft ausgedacht habt“, erklärte Gymnasialdirektorin Diana Amann, „wohin euch der Weg führen wird, welche Einfälle oder auch Zufälle euch begleiten.“ Die Schulleiterin warnte vor überzogenen Erwartungen. Denn das Leben sei keine Versuchsküche. Kein Bereich, in dem sich alle störenden Einflüsse ausschließen lassen, sodass immerfort Geling-Rezepte garantiert sind. Das Leben verlaufe in Kurven. Es führe mitunter auf Umwege, manchmal auch in die Irre.

„Doch, ich bin jetzt erleichtert und relativ zufrieden mit meinem Zeugnis. Jetzt geht es erstmal ein Jahr nach Rom als Au Pair.“Pia ...
„Doch, ich bin jetzt erleichtert und relativ zufrieden mit meinem Zeugnis. Jetzt geht es erstmal ein Jahr nach Rom als Au Pair.“Pia Burget, 19 | Bild: Jörg Büsche
„Jetzt brauche ich erstmal eine Pause. Zunächst will ich arbeiten und Geld verdienen für einen Auslandsaufenthalt. Danach möchte ich ...
„Jetzt brauche ich erstmal eine Pause. Zunächst will ich arbeiten und Geld verdienen für einen Auslandsaufenthalt. Danach möchte ich studieren, aber keine Naturwissenschaft.“Finn Graf, 18 | Bild: Jörg Büsche

Und dann erzählte Amann eine Geschichte von einem verurteilten Mörder, der im Gefängnis seine Liebe zur Mathematik entdeckt. Der sogar seine Mithäftlinge, die er unterrichten muss, um an Lehrbücher zu kommen, mit seiner Begeisterung für die Welt der Formeln und Zahlen ansteckt. Und der, aus der Haftanstalt heraus ein bis dahin für schier unlösbar gehaltenes mathematisches Problem löst. Hinter Gittern möchte sie ihre Schüler nun nicht so gerne sehen. Ihre Anlagen und Talente sollten sie trotzdem ausleben. Und dies mit der Gewissheit, dass sich auch scheinbar unüberwindliche Hürden nehmen lassen. Der Mathematiker habe immer noch etliche Jahre seiner Strafe zu verbüßen, so merkte Amann noch an, bevor sie die Abiturienten ihrer Wege gehen ließ.

„Ich bin ganz zufrieden und hab ja auch einen guten Durchschnitt erreicht. Nach einer gewissen Pause möchte ich Wirtschaft ...
„Ich bin ganz zufrieden und hab ja auch einen guten Durchschnitt erreicht. Nach einer gewissen Pause möchte ich Wirtschaft studieren.“Tomás Székely, 20 | Bild: Jörg Büsche
„Ich würde gerne Psychologie oder Wirtschaftspsychologie studieren. Was genau, das will ich erst noch herausfinden durch Praktika. In ...
„Ich würde gerne Psychologie oder Wirtschaftspsychologie studieren. Was genau, das will ich erst noch herausfinden durch Praktika. In jedem Falle fühle ich mich gut vorbereitet.“Emily Bauerkämper, 18 | Bild: Jörg Büsche