Das Ziel ist klar. Die Stadt möchte bis zum Jahr 2030 für sich die Klimaneutralität erreichen. Außerdem hat der Gemeinderat im April vergangenen Jahres beschlossen, das neben der Verwaltung sämtlichen städtischen Einrichtungen sowie Liegenschaften auch die gesamte Stadt Markdorf klimaneutral werden soll – und das bis 2035.

Nicht zuletzt entspricht dieser Zweischritt dem, was die Stuttgarter Landesregierung als Rolle der Kommunen definiert. Städte und Gemeinden erfüllen eine besonders wichtige Vorbildfunktion für ihre Einwohner. Uneins war der Gemeinderat nun in seiner jüngsten Sitzung, ob der eingeschlagene Weg hin zu den selbst gesteckten Zielen tatsächlich auch der kürzeste ist.

Die neue Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des frisch sanierten Rathauses ist ein Schritt auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität ...
Die neue Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des frisch sanierten Rathauses ist ein Schritt auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität städtischer Liegenschaften. | Bild: Büsche, Jörg

Ist Schritt für Schritt zu langsam?

Zu Beginn der Sitzung hatte Leon Beck von der Markdorfer Klimaplan-Gruppe die Stadt in der Bürgerfrageviertelstunde aufgerufen, doch entschiedener zu handeln. Sofern der Klimaschutz Priorität für die Verwaltung besitze. Sofern der gesellschaftliche Zusammenhalt Vorrang und überhaupt das Überleben als menschliche Zivilisation für die Verwaltung an erster Stelle stehe. Die Antwort von Bürgermeister Georg Riedmann darauf war, man werde den eingeschlagenen Weg zu mehr Klimaschutz Schritt für Schritt weiter gehen – ganz so wie besprochen.

Stadt hat Fördermittel beantragt

Die Voraussetzung zur Erreichung der Ziele ist, dass die von der Stadt beantragten Fördermittel zur Konzepterstellung fließen. Von den geschützten 28.000 Euro für die externen Berater und Konzeptentwickler würde das Bundeswirtschaftsministerium etwa die Hälfte tragen. Den Förderantrag hat Eva Glöggler bereits gestellt. Sie ist im städtischen Bauamt mit den Markdorfer Klimazielen, mit Klimaneutralität und Nachhaltigkeit befasst. Glöggler rechnet fest mit einer Fördermittelbewilligung. Abgeschlossen werden können die Verträge jedoch erst, nachdem ein Förderbescheid vorliegt.

Die neue Hackschnitzel-Heizanlage an der Jakob-Gretser-Schule ist ebenfalls eine Investition in den Klimaschutz.
Die neue Hackschnitzel-Heizanlage an der Jakob-Gretser-Schule ist ebenfalls eine Investition in den Klimaschutz. | Bild: Büsche, Jörg

Das lange Diskutieren vor der Katastrophe

„Warum so kompliziert?“ meldete sich Joachim Mutschler zu Wort. Der Fraktionsvorsitzende der Umweltgruppe missbilligte, dass über Förderanträge und die Freigabe von Mitteln diskutiert werde – in Anbetracht des Handlungsdrucks, zu dem der Klimawandel nötige. „Wir stehen vor der größten Katastrophe der Welt“, prophezeite Mutschler. Es sei schlechterdings „keine Zeit mehr, Maßnahmen auf die lange Bank zu schieben“.

Joachim Mutschler, Fraktionsvorsitzender der Umweltgruppe.
Joachim Mutschler, Fraktionsvorsitzender der Umweltgruppe. | Bild: Jörg Büsche
Uwe Achilles, SPD-Fraktionsvorsitzender.
Uwe Achilles, SPD-Fraktionsvorsitzender. | Bild: Jörg Büsche

Erheblichen Zeitdruck verspürt auch Uwe Achilles, Fraktionschef der SPD. „Wenn wir bis 2030 beziehungsweise 2035 Klimaneutralität wollen, müssen wir deutlich schneller vorankommen.“ Achilles beantragte deshalb, den Förderungsvorbehalt zu streichen – und sogar ganz auf die Fördermittel zu verzichten, um das Klimaschutzkonzept rascher in der Hand zu haben. Dietmar Bitzenhofer, Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, fragte, „ob wir die 14.000 Euro nicht sinnvoller investieren können?“ Aus seiner Sicht ist es schlimm, die Klimaschutzziele zu verfehlen.

Ein Tanker ist kein Ruderboot

Arnold Holstein, ebenfalls Freie Wähler, begrüßte, „dass wir in Markdorf beim Klimaschutz vorankommen“. Beim Öffentlichen Personennahverkehr, mit den baulichen Maßnahmen in der Jakob-Gretser-Grundschule, aber auch durch die Vorgaben im neuen Baugebiet Klosteröschle, sei die Stadt wichtige, erste Schritte gegangen, erklärte Holstein. Ihn ärgere, „wenn der Eindruck erweckt wird, als würde bei uns gar nichts geschehen“.

Arnold Holstein, Mitglied der Freien Wähler.
Arnold Holstein, Mitglied der Freien Wähler. | Bild: SK
Kerstin Mock, Fraktionsvorsitzende der CDU.
Kerstin Mock, Fraktionsvorsitzende der CDU. | Bild: Jörg Büsche

Kerstin Mock verglich es mit einem Tanker. „Der kann auch nicht so schnell umsteuern wie ein Ruderboot“. Markdorf habe sich auf den Weg gemacht – und arbeite intensiv an guten Lösungen fürs Klima. Und Mock warnte vor dem Verlust des Augenmaßes und mahnte zu konstruktiver Diskussion. „Wer die Menschen zu sehr drängt, schreckt sie ab.“



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